Kunst

Ausstellung der ganz besonderen Art – Trauer und Versuch der Heilung auf Leinwand

Trauer und Versuch der Heilung auf Leinwand

Trauer und Versuch der Heilung auf Leinwand

Claudia Knauer, Büchereidirektorin
Apenrade/Aabenraa
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In ihren Bildern drückt Ina Lüders die Suche nach dem innersten Kern der Kraft aus. Foto: Claudia Knauer

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Auf der Vernissage in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade erzählte die Künstlerin Ina Lüders vom Leben und vom Sterben. Ihr Talent gab ihr in den schwersten Stunden einen Rückzugsort und Kraft.

Großformatige Bilder, viel Dunkel, aber immer wieder auch Licht – ein Punkt, auf den die Betrachterin zustrebt oder ein Kern von Kraft, der strahlt. Die Bilder von Ina Lüders ziehen in den Bann, auch wenn man die Geschichte(n) dazu gar nicht kennt.

Bei der Vernissage am Sonnabend in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade erzählte Ina Lüders vom Leben und vom Sterben. Künstlerin war sie schon lange. Ihr Talent gab ihr dann in den schwersten Stunden einen Rückzugsort und Kraft. Als sie mit dem jüngsten ihrer vier Kinder schwanger war, erhielt ihr Mann Lasse Pedersen Lüders die Diagnose ALS.

Tödliche Krankheit

Diese Krankheit ist tödlich. Sie führt zum Versagen aller Muskeln und schließt den Menschen, der nichts von seiner Geistes- und Seelenkraft verliert in einem sterbenden Körper ein, wie Inas Mutter Anna David erläuterte, als Ina die Tränen kamen – was ihr normalerweise nicht passiert, wie sie sich wunderte. Denn sie spricht oft und offen über den Tod.

Ina erklärte den gut 20 Gästen, wie die Finsternis der Trauer sie zu Boden drückte, sie aber immer weitermachen musste – vier Kinder wollten versorgt sein. Ihnen musste sie in ihrer Trauer beistehen. „Die Kinder leben. Ich lebe“, ließ sie keinen Zweifel, dass sie jeden Tag wieder aufstand und ihren Weg weiter ging. Geweint hat sie in den ersten Monaten vor allem innerlich, wie ihr Sohn es so kindlich-erkennend auf den Punkt brachte, denn nicht-funktionieren war keine Option.

Sehnsucht nach dem Ende der Einsamkeit

In ihren Bildern drückt sie die Suche nach dem innersten Kern der Kraft aus, der im Kreis ruht, die Sehnsucht nach einem Ende der Einsamkeit – „aber sie endet nicht“. Sie hat nicht nur mit Acryl gemalt, sondern zeitlich eng nach dem Tod ihres geliebten Mannes auch mit Tinte, Wasserfarben und Buntstiften. Sie hat mit Tang und Apfelblüten aus der Umgebung des gemeinsamen Sommerhauses dunkle Tinte auf Papier gebracht – „um Lasse mit hineinzunehmen in die Bilder“ – und sie dann mit farbigen Elementen ergänzt. Sie hat die Fragmente ihres Lebens versucht zu sammeln.

Der Umgang mit der Trauer füllt viel in Inas Leben aus und sie versucht zu vermitteln, dass es keine Schablone für das Trauern gibt. „Jeder trauert auf seine Weise und hat das Recht dazu.“ In Vorträgen, vor allem in Schulen, und Gesprächen, aber auch in Gedichten, die sie für ihre Kinder geschrieben hat und die jetzt vertont wurden, arbeitet sie daran, die Barrieren zu durchbrechen, die zwischen Trauernden und ihrer Umgebung stehen.

Vortrag in Planung

Ein solcher Vortrag ist in der Deutschen Zentralbücherei Apenrade in Planung. Dass sie die Menschen mit ihrer ungewöhnlich offenen Art und ihren Bildern erreicht – daran gab es nach der Ausstellungseröffnung keinen Zweifel.

Inas Gedicht „Hvor er du nu” ist vertont von Lærke Ebbe ist auf ihrer Homepage www.laerkeebbe.dk zu hören.

 

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