Deutsche Minderheit
TheaterDrang vermittelt Thema „Demenz“ mit viel Einfühlungsvermögen
TheaterDrang vermittelt Thema „Demenz“ mit viel Einfühlungsvermögen
Thema „Demenz“ mit viel Einfühlungsvermögen vermittelt
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Am Freitagabend hatte das Theaterstück „Vater“ Premiere auf dem Knivsberg. Helmuth Petersen brillierte gemeinsam mit seinen Mitspielerinnen und Mitspielern in dem von Hannah Dobiaschowski inszenierten Stück, in dem es um den Umgang und die Herausforderungen geht, wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt.
„Also? Was ist passiert?“, fragt Anne ihren Vater. Doch der winkt ab und antwortet lediglich „Nichts.“ Aber damit möchte sich die Tochter nicht zufriedengeben, sie hakt nach. „Papa. Sage es mir.“ Doch der antwortet unbeirrt „Ich habe es dir gerade gesagt. Es ist nichts passiert.“
So beginnt am Freitagabend, als die Gruppe „TheaterDrang“ nach vier Jahren Pause endlich wieder auf dem Knivsberg auf der Bühne steht, die zweistündige Reise durch die Gefühlswelten von André, einem Mann um die achtzig, und seiner Tochter Anne.
Etwas verändert sich
André ist an Alzheimer erkrankt. Er merkt selbst, dass sich etwas verändert, dass er Sachen plötzlich nicht mehr findet, dass er sich bedroht fühlt und die Orientierung verliert. Dennoch bemüht er sich nach Kräften, seiner Tochter gegenüber den Eindruck aufrechtzuerhalten, dass alles in Ordnung sei.
Dass dem nicht so ist, wird den etwa 140 Zuschauerinnen und Zuschauern, die an diesem Abend zur Premierenvorstellung von „Vater“ auf den Knivsberg gekommen sind, im Laufe des Stücks immer wieder schonungslos vor Augen geführt.
Sie folgen gebannt den emotionalen Wut- und Freudenausbrüchen des 80-jährigen André, verkörpert vom Nordschleswiger Urgestein Helmuth Petersen. Im Laufe des Stücks werden sie Zeuge davon, wie der geliebte Vater immer dementer wird und zunehmend Probleme damit hat, seine eigene Tochter zu erkennen.
Die ganze Gefühlspalette
Eine Lösung muss her, denn André benötigt Hilfe. Sosehr er sich zunächst über die Pflegekraft freut, die seine Tochter organisiert hat, so sehr verteufelt er sie später. War er gerade eben noch fröhlich, ist er im nächsten Augenblick empört und macht den Menschen, die ihm helfen wollen, lauthals Vorwürfe, um kurz darauf traurig und verunsichert auf dem Sofa zusammenzusinken.
Helmuth Petersen hat sich überzeugend in seinen Charakter hineinversetzt und lebt die Gefühlswallungen sehr authentisch aus. Auch seine Schauspielerkolleginnen und -kollegen überzeugen und vermitteln die Zerrissenheit zwischen gutem Willen und Resignation mit großer Intensität.
Der Autor Florian Zeller hat die Charaktere geschickt mehrfach besetzt. So gibt es die Tochter als „Anna“, gespielt von Desiree Pacelli, und als „eine Frau“, wenn André sie nicht wiedererkennt, gespielt von Marion Petersen. Entsprechend gibt es deren Ehemann als „Pierre“, verkörpert von Jan Wachtberg Schmidt, und als „einen Mann“, den Felix Neubert darstellt.
Publikum beeindruckt
Die verschachtelte Darstellung von Tochter und Schwiegersohn gefällt Monika Köhler aus Plön, die an diesem Abend von einer Freundin mit auf den Knivsberg genommen wurde. „Ich finde es ganz toll. Weil es diese unterschiedlichen Realitäten gibt, denn man ist ja auch selbst irritiert, wenn dann die Tochter plötzlich ganz anders aussieht. Man kann das dadurch einfach gut nachfühlen, wie sich jemand fühlt, für den das Realität ist. Ich finde es toll, dass diese Ebene einbezogen wurde.“ Auch Helmuth Petersens schauspielerische Leistung überzeugt sie: „Also, wenn der dasteht und Angst bekommt, finde ich das unglaublich, sehr realistisch.“
Das meint auch Ina Schmidt Sørensen aus Rothenkrug (Rødekro). „Sehr interessant und auch sehr reell. Ich kann so einige Sachen wiedererkennen, wie damals bei meinem Vater, als er auch eine Demenzkrankheit hatte. Es ist wahnsinnig spannend und auch sehr beeindruckend, dass Helmuth Petersen diese Rolle so spielen kann“, sagt sie.
„Unglaublich“ finden Swenja Hansen und Ulf Bräth aus Holm, mit welcher Intensität der Hauptdarsteller seinen André verkörpert. „Es ist ein sehr anspruchsvolles Stück. Und man muss wirklich selbst ein bisschen mitdenken, was da gerade so passiert, und ob das jetzt real ist oder in seinem Kopf“, so Swenja Hansen. Und Ulf Bräth ergänzt: „Ich fühle mich wie in einer Zeitreise. Ich habe meine Oma sechs Jahre lang gepflegt, sie hatte Alzheimer. Und viele Sachen, die wir jetzt hier sehen, die nehmen mich wirklich mit. Es war so.“
Anmerkung: Die Fotos von Karin Riggelsen sind von der Generalprobe des Stücks.