Leitartikel

„2020 unvergessen“

2020 unvergessen

2020 unvergessen

Nordschleswig/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:

Vieles wurde 2020 anders als geplant. Die meisten Jubiläums-Veranstaltungen im deutsch-dänischen Grenzland mussten aufgrund des Coronavirus abgesagt werden. Doch es fielen 2020 auch Worte, die für die Minderheit unvergessen bleiben, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es war ein ganz besonderer Jahreswechsel von 2019 auf 2020. Vor uns stand damals das Jahr der großen Feierlichkeiten. Die Dänen wollten 100 Jahre „Genforeningen“, die Wiedereingliederung Nordschleswigs in Dänemark, und die deutsche Minderheit in Nordschleswig ihren 100. Geburtstag feiern.

Darüber hinaus gab es noch viele andere Anlässe zum Feiern. Der Deutsche Schul- und Sprachverein für Nordschleswig wurde 75, die Schleswigsche Partei 100 und der Bund Deutscher Nordschleswiger 75 Jahre alt. Das Knivsbergfest im Sommer und der Deutsche Tag im November waren dafür schon reserviert und Gäste auf höchster politischer Ebene hatten zugesagt. Doch zu dem Zeitpunkt hatte das Coronavirus uns bereits fest im Griff.

Absage folgte auf Absage. Veranstaltungen wurden reduziert, nochmal verkleinert, um am Ende dann doch auszufallen. Aus dem Jahr der Feiern wurde ein Jahr der Absagen. Für die dänische Mehrheitsbevölkerung, für die deutsche Minderheit, für das deutsch-dänische Grenzland und auch für das geplante Deutsch-Dänische Freundschaftsjahr.

Es war so vieles geplant, doch kaum etwas konnte noch durchgeführt werden, weil zu einer Feier eben Menschen gehören – und wir auf Abstand gehen mussten.

Dennoch fielen 2020 bei den wenigen durchgeführten Veranstaltungen wichtige Worte, vor allem von Regierungschefin Mette Frederiksen.

Bei der Eröffnungsgala im Januar im Königlichen Theater sagte die Staatsministerin: „Den Minderheiten möchte ich sagen: Ihr könnt stolz sein. Die Mehrheit respektiert die Minderheit, und die Minderheit respektiert die Mehrheit. Ihr zeigt, dass man an seiner Kultur festhalten, gleichzeitig aber die Mehrheit respektieren kann. Man kann sein Herz an zwei Stellen haben – sowohl in Dänemark als auch in Deutschland. Ihr seid eine Inspiration und ein Vorbild, nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt.“

Noch wichtiger war ihre Aussage im Sommer auf Düppel, direkt an die deutsche Minderheit gerichtet: „Auch ihr gehört zu uns.“ Diese Worte bleiben in einem Corona-Jahr unvergessen.

Es mag sein, dass wir – Dänen und Deutsche im Grenzland – nicht so feiern konnten wie geplant. Aber wir haben das Beste daraus gemacht, und da wir einer guten Feier nicht aus dem Wege gehen, werden wir die Feierlichkeiten eben nachholen.

Denn natürlich wollen wir noch 100 Jahre deutsche Minderheit gebührend feiern – und auch die Verbands-Jubiläen. Außerdem kommen 2021 weitere Ereignisse hinzu, darunter das 75-jährige Bestehen des „Nordschleswigers“. Allerdings werden auch wir im Januar/Februar zunächst nicht so feiern können wie geplant. Noch steht das Coronavirus vielen Dingen im Wege.

Drücken wir aber die Daumen, dass wir 2021 irgendwann einen neuen Normalzustand erreichen, und uns dann spätestens im Juni beim Knivsbergfest sehen. 101 Jahre deutsche Minderheit in Nordschleswig – auch das ist eine Feier wert. Vielleicht können wir dann sogar feiern, dass wir endlich das Virus im Griff bekommen haben, das uns 2020 die Feierlaune verdorben hat. 

 

Mehr lesen

Leitartikel

Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
„Orbáns Schatten reicht bis zu uns ins Grenzland“