Mobilität

Elektroautos in Nordschleswig

Elektroautos in Nordschleswig

Elektroautos in Nordschleswig

Julia Röhr
Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Hinrich Jürgensen fährt seit einigen Monaten den ID.3 von VW. Foto: Karin Riggelsen

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Das E-Auto ist leise und schnell, in Bewegung hört man nur die Geräusche der Reifen und den Wind. Immer mehr Autohersteller bieten Autos mit Elektromotor an und die Technik entwickelt sich weiter. „Der Nordschleswiger“ hat sich mit zwei Nutzern unterhalten, die sowohl seit kurzem als auch seit mehreren Jahren ein Elektroauto fahren.

Auf den Straßen Nordschleswigs sieht man sie immer häufiger: die Elektroautos. Hinrich Jürgensen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), hat seit einigen Monaten sein E-Auto in Benutzung. Welm Friedrichsen, Vorsitzender des Deutschen Schul- und Sprachvereins, fährt bereits seit mehreren Jahren elektrisch. Im „Nordschleswiger“ berichten beide über ihre Erfahrungen mit den Fahrzeugen.

 

Von Brennstoff zu Elektro

Hinrich Jürgensen fährt seit einigen Monaten den VW ID.3 – das erste Elektroauto von VW, was auch als solches konzipiert wurde. Die Überlegung nach einem neuen Auto war schon länger da, die Gedanken erst bei einem Hybridauto. Da werden zwei unterschiedliche Antriebe vereint. Meistens sind dies Elektro- und Verbrennungsmotoren. Dies war für Hinrich Jürgensen jedoch keine Lösung auf Dauer – also fiel die Entscheidung auf ein E-Auto.

Wichtig hier: die hohe Reichweite. Es muss von Tingleff bis nach Aarhus oder Hamburg und Kiel reichen, ohne Probleme. Also wurde das Modell mit der größeren Batterie ausgewählt. Auf dem Papier wird hier eine Reichweite von bis zu 540 Kilometern angegeben, das sieht in der Praxis anders aus. Je nach Fahrstil verbraucht das Auto eben mehr oder weniger. „Das hat auch was mit dem Wetter zu tun. Und ob man Autobahn oder Landstraße fährt“ erklärt Hinrich Jürgensen. Generell wird empfohlen, das Auto nur bis 80 Prozent zu laden – dies schont den Akku.

Zum Laden gibt es einen speziellen Stecker. Foto: Karin Riggelsen

Die 540 Kilometer kommt Welm Friedrichsen mit einer Tankladung mit seinem VW e-Golf nicht. Seine Frau und er hatten schon immer zwei Autos, eins für lange Strecken, eins für kurze. Der alte Volvo war für die kurzen Strecken irgendwann nicht mehr tauglich, also sollte ein neues Auto her. Die Kriterien für eine neue Anschaffung: kostengünstig und besser für die Umwelt, also fiel die Entscheidung auf ein Elektroauto.

Mittlerweile fahren seine Frau und er mit dem e-Golf seit fünfeinhalb Jahren umher und kommen auf etwa 20.000 Kilometer pro Jahr. Diese intensive Nutzung klappt gut, das Auto musste bis zum Zeitpunkt des Gesprächs noch nicht repariert werden oder wies irgendwelche Mängel auf. Zu Beginn war Welm Friedrichsen etwas nervös, das Auto zu nutzen. Doch mit dem Überblick über die Ladestationen und die Anpassung des Fahrstils an die Reichweite kam die Sicherheit. Mittlerweile sind seine Frau und er überaus zufrieden mit dem Fahrzeug.

Ein neues Fahrgefühl

Autos sind leise und schnell, man hört nur den Wind und die Reifengeräusche. „An einer Ampel kann man es locker mit einem Porsche aufnehmen. Aber nur kurz“, erzählt Welm Friedrichsen. Durch die Batterien im Boden verhält sich das Fahrzeug ganz anders auf der Straße. Im Gespräch mit beiden Nutzern kommt hervor, dass sich schlichtweg auf die Autos eingestellt werden muss - dann entstehen auch keine Probleme mit der Reichweite.

Auf der Reise werden die Aufladungen mit eingeplant. Dazu zählen die Lage der Stationen, als auch die Zeit der Aufladung. Es gibt Schnellladestationen und Normale, je nachdem dauert es dann kürzer oder länger. „Wenn man noch 3 Prozent auf dem Akku hat und nach Hause muss, passt man seinen Fahrstil eben an. Und das klappt hervorragend.“ erzählt Hinrich Jürgensen.

Der deutschsprachige Raum ist teilweise unzufrieden

Das Beratungsunternehmen UScale hat 2020 eine Studie zur Zufriedenheit mit Elektroautos veröffentlicht. 1200 Menschen wurden befragt, von denen 59 Prozent das E-Auto ihrer Marke weiterempfehlen würden, 2019 waren es noch 77 Prozent. 13 Prozent würden komplett von einem Auto mit Elektromotor abraten. Probleme mit den Fahrzeugen entstanden größtenteils an den Ladestationen. Vier von fünf der Befragten hatten bereits Schwierigkeiten mit dem Laden. Dazu erlebten die Nutzerinnen und Nutzer Probleme mit den Apps der Stromanbieter, die die Stationen betreiben. Fehlender Empfang war bei 36 Prozent der Befragten ein Problem. Nach UScale werden die Kundinnen und Kunden allgemein mit der Zeit kritischer und unzufriedener mit den Autos. Dies liegt an den hohen Erwartungen, die der technische Fortschritt nicht erfüllen kann. Die Nutzerinnen und Nutzer wünschen sich mehr Erweiterungen, die noch nicht erfüllt werden können.

Ladestationen in Dänemark

Eine neue Umfrage des Branchenverbandes „Tekniq Arbejdsgiverne“ brachte hervor, dass sich die Süddänen mehr Ladestationen wünschen. Das kann auch Welm Friedrichsen bestätigen. Nach seinem Empfinden befinden sich an der Ostküste relativ viele Stationen, die gut zu erreichen sind. An der Westküste sieht es noch spärlich mit den Ladestationen aus, da ist beispielsweise zwischen Tondern und Pattburg nichts installiert. „Und das ist schon befremdlich“ erklärt Welm Friedrichsen. Seine Frau und er haben sich eine Box zum Laden zu Hause installieren lassen, Hinrich Jürgensen hat eine eigene Ladestation daheim. Diese wurde im Rahmen eines Abonnements bei der Firma Clever aufgebaut, die im gesamten Land Stationen zum Aufladen haben. Die Regierung möchte der Forderung nachkommen und bis 2030 eine halbe Million Kronen für neue Ladestationen aufwenden. Es sollen insgesamt 50 Ladeparks mit insgesamt zirka 630 Ladegeräten etabliert werden. Damit können 99,9 der Fahrten auf Staatsstraßen mit E-Autos durchgeführt werden, ohne das man zum Aufladen einen Umweg fahren muss. Das geht aus dem Infrastrukturplan aus 2021 hervor.

Das Auto lädt an einer Ladestation, die von der Firma Clever in der Garage von Hinrich Jürgensen installiert wurde. Foto: Karin Riggelsen

Das Zweitauto

Bei dem Transport von Anhängern nutzen sowohl Hinrich Jürgensen als auch Welm Friedrichsen noch ein zweites Auto mit Brennstoffmotoren. Für größere Trailer oder Pferdehänger wird ein Auto mit Anhängerkupplung benötigt, die gibt es bei ausgewählten E-Autos mit Aufpreis. Jedoch entsteht hier das Problem der Reichweite: je schwerer der Anhänger, desto mehr Kraft muss das Auto aufwenden. Bei Elektroautos, die so schon keine hohe Reichweite haben, sind dann nur kurze Strecken mit vielen Aufladungen möglich. Für einen kompletten Umstieg auf die Elektromobilität waren beide bereit, sofern sich die Technologie in dieser Hinsicht noch weiter entwickelt.

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Jens Kragh Iversen Sportredakteur
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