Schutz der Meeresumwelt

Dänische und deutsche Fischer: Munition muss weg

Dänische und deutsche Fischer: Munition muss weg

Dänische und deutsche Fischer: Munition muss weg

Flensborg Avis / Volker Heesch
Eckernförde/Egernførde
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Immer wieder werden Seeminen beim Fischen vom Meeresgrund gehoben und landen im Laderaum von Fischkuttern wie auf dem Foto im Jahre 2018 bei Stralsund. Foto: WSA Stralsund

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Die Berufsverbände aus Dänemark und Deutschland fordern mehr als 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine Beseitigung der „tickenden Zeitbomben“ auf dem Meeresgrund. Der schleswig-holsteinische Umweltminister rechnet erst mit einer Räumung der Sprengkörper ab 2025.

Der Verband der schleswig-holsteinischen Fischer findet mit seiner Forderung nach einer Räumung der schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen Kriegsmunition in den Küstengewässern des nördlichsten deutschen Bundeslandes und der dänischen Seegebiete Unterstützung vom dänischen Verband „Danmarks Fiskeriforening“. Das berichtet die Zeitung „Flensborg Avis“.

Gefahr im deutsch-dänischen Bereich

Der in Eckernförde beheimatete Vorsitzende des Berufsverbandes in Schleswig-Holstein, Lorenz Marquardt, erklärte gegenüber „Flensborg Avis“, dass seit mehr als 70 Jahren nichts gegen die Munition auf dem Meeresgrund vor allem in der Flensburger Außenförde und im südlichen Kleinen Belt unternommen worden sei. Dabei sei bekannt, dass jede Menge alte Bomben, Torpedos, Minen und anderes Kriegsmaterial auf dem Boden vor allem der Ostsee roste.

Vergiftungsgefahr

Von den in den Sprengkörpern enthaltenen Chemikalien wie dem Explosivstoff TNT gehe vor allem Vergiftungsgefahr aus, so die stellvertretende Landesvorsitzende des Umweltschutzverbandes Nabu, Dagmar Struß, gegenüber der Zeitung. „Es werden sogar noch Sprengstoffe und Granaten aus dem Ersten Weltkrieg entdeckt. Es müsste heute mithilfe moderner technischer Hilfsmittel möglich sein, dass in einem gemeinsamen deutsch-dänischen Einsatz die Gefahrenstoffe beseitigt werden“, so der Direktor des dänischen Fischereiverbandes, Kenn Skau Fischer. 

Räumung mit Robotern möglich

2018 war ein umfangreicher Bericht des „Expertenkreises Munition im Meer“ des Bundes und der Länder in Deutschland erschienen, in dem, so ist im Vorwort nachzulesen, die Dringlichkeit von Maßnahmen gegen die Altlasten am Meeresgrund dargelegt wird. Es hieß 2018, dass die Räumung der schon seit Jahrzehnten immer wieder als „tickende Zeitbomben“ bezeichneten Kriegswaffen unter Einsatz von Robotertechnik möglich sei.

Umweltminister Jan Philipp Albrecht, auf dem Foto zusammen mit der Chefin des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz, Birgit Matelski, strebt eine Räumung der Munitionsaltlasten an. Doch rasche Lösungen sind nicht möglich. Foto: Landesregierung Schleswig-Holstein

 

Auch im Koalitionsvertrag der Regierung von CDU, Grünen und FDP in Schleswig-Holstein ist die Aufgabe niedergeschrieben. Der Umweltminister Schleswig-Holsteins, Jan Philipp Albrecht (Bündis 90/Die Grünen), der das Thema von seinem Amtsvorgänger Robert Habeck „geerbt“ hat, erklärte gegenüber „Flensborg Avis“, dass er erst ab 2025 mit ersten Räumungsaktionen rechne. Bundesländer und Bundesregierung müssten sich auf eine gemeinsame Aktion verständigen. Dabei spielt die Verteilung der Kosten eine Hauptrolle. Gegenüber „Flensborg Avis" konnte Albrecht die Höhe der erforderlichen Beträge nicht beziffern. Die Küstenbundesländer könnten die Aufgabe finanziell allein nicht meistern.       

Versenkung nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Kriegsmunition in den Küstengewässern ist größtenteils nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Zug der Demilitarisierung Deutschlands auf Anordnung der Siegermächte versenkt worden. Berüchtigt sind die dabei ins Meer gelangten Granaten mit dem hochgiftigen Senfgas, die jahrzehntelang Fischern von der Insel Bornholm zum Verhängnis wurden, wenn diese Altlasten in die Netze gerieten.

 

Beim Durchrosten der alten Sprengkörper gelangen Stoffe wie TNT in die Meeresumwelt. Foto: Fla / Forschungstauchzentrum Kiel

 

Bei den aktuell durchrostenden Granaten vergiftet der Sprengstoff TNT die Umwelt. Die stickstoffhaltige Kohlenwasserstoffverbindung Trinitrotoluol (TNT) war schon vor 1900 von den Fabriken Alfred Nobels in Großproduktion hergestellt worden.

Vergiftungsgefahr

Bereits im Ersten Weltkrieg starben Arbeiter an Vergiftungen bei der Herstellung der explosiven Chemikalien für die Kriegswaffen. Das TNT wird von Tieren wie Miesmuscheln aufgenommen, schädigt viele Meereslebewesen und gefährdet die Gesundheit der Menschen, wie Umweltminister Albrecht betont. Allerdings ist auch die Gefahr durch weiterhin explosive Sprengkörper nicht außer Acht zu lassen. Das zeigte sich bei der Räumung des Bereichs im Fehmarnbelt, in dem der Tunnel zwischen Fehmarn und Lolland verlaufen soll. 

 

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