Deutsche Minderheit
Vor 100 Jahren geboren: Multikünstler Gottfried Kinze
Vor 100 Jahren geboren: Multikünstler Gottfried Kinze
Vor 100 Jahren geboren: Multikünstler Gottfried Kinze
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Viele Nordschleswiger erinnern sich gern an den 2003 verstorbenen Maler und Keramiker: Sein Schaffensdrang kannte keine Grenzen.
Auf dem Knivsberg, im Haus der Medien des „Nordschleswigers“ und in vielen privaten Heimen sind Werke des am 9. Januar vor 100 Jahren in Christiansfeld geborenen Künstlers Gottfried Kinze zu finden.
Spuren hinterlassen
„Mit Pinsel, Ton oder Schweißbrenner – Schaffensdrang kennt keine Grenzen“, so lautete die Überschrift des Artikels im „Nordschleswiger“ vor 30 Jahren anlässlich des 70. Geburtstags des auch als Vermittler künstlerischer Kenntnisse unvergessenen Schöpfers von Werken aus einem breiten Spektrum von Materialien.
Auch im Deutschen Museum Sonderburg hat der im familiären Umfeld der Christiansfelder Brüdergemeine aufgewachsene Kinze, der nach dem Besuch der Realschule eine Elektrikerlehrre absolvierte, seine Spuren hinterlassen.
„Mein Vater hat sich schon in jungen Jahren gern künstlerisch betätigt und sehr für die Natur interessiert“, erzählt Gottfried Kinzes Sohn Carl Christian. Den in Kopenhagen lebenden Walexperten hatte es sehr beeindruckt, wenn der Vater von dem 1931 bei Aarösund (Årøsund) gestrandeten Blauwal berichtete, den er zusammen mit seinem Vater, dem Christiansfelder Sattlermeister Chr. Kinze besichtigt hat. Als Verkehrsmittel diente die Kleinbahn.
Als junger Mann hat Gottfried Kinze als Elektriker in Deutschland gearbeitet und den Gesellenbrief erworben. Als Angehöriger der seinerzeit im Bann der NS-Herrscher in Deutschland stehenden deutschen Minderheit hat er sich während des Krieges als Zeitfreiwilliger gemeldet, was ihm 1945 nach der Niederlage Deutschlands einen Aufenthalt im Faarhuslager verschaffte.
„Künstlerschule“ Faarhus
„Für meinen Vater war der Aufenthalt im Faarhuslager eine Art Künstlerschule“, berichte Carl Christian Kinze, denn er traf dort auf den Maler A. G. Nissen, der Kinzes künstlerische Begabung erkannte und ihm beim Zeichen und Malen und bei der Anfertigung von Keramiken anleitete. Wieder in Freiheit, arbeitete er als Elektriker, baute seine künstlerische Tätigkeit aber immer weiter aus.
Im Geburtstagsartikel von 1992 wird auf die vielseitige künstlerische Tätigkeit Kinzes hingewiesen. „Je nach Lust und Laune greift er mal zum Pinsel, mal zum Ton oder zum Schweißbrenner, mit dem er Metallfiguren zaubert, die er zum Teil mit Gold als Effektuntermalung verziert“, heißt es im Artikel. Und darin heißt es auch, dass am meisten Kinzes empfindsame Keramiken und seine Lebensfreude vermittelnden Aquarelle bekannt sind.
Künstler und Kunstvermittler
Kinze konnte sein kunstpädagogisches Geschick nicht nur während seiner Tätigkeit an der deutschen Schule in Sonderburg einsetzen. Vor allem hat er sehr viele Nordschleswiger während der vielen künstlerischen Kurse an der Abendschule in Sonderburg und der Förde-Schule Gravenstein (Gråsten) zum künstlerischen Schaffen inspiriert. Die Werke Kinzes sind nicht nur auf Ausstellungen in Nordschleswig zu sehen gewesen, auch in Schleswig-Holstein und Hamburg wurden seine Arbeiten gezeigt und stießen auf Anklang.
So wurde er für ein Aquarell bei einer Kunstschau mit dem Publikumspreis ausgezeichnet. Im Deutschen Museum Nordschleswig, dessen Aufbau Kinze in dessen Anfangsjahren unterstützt hat, werden Werke Kinzes verwahrt. Er hat als Vorsitzender des Vereins für deutsche Geschichte und Kultur den Museumsaufbau geprägt.
Später hat er vor allem auch Exponate mit großem Geschick restauriert. In der Ehe mit seiner Frau Hildegard sind die beiden Söhne Gerhard und Carl Christian sowie die Tochter Sonja aufgewachsen, die in Loit (Løjt), Kopenhagen (København) und Kiel leben. Im Alter von 81 Jahren ist Gottfried Kinze verstorben. Auch im hohen Alter und trotz gesundheitlicher Einschränkungen hat er künstlerisch gearbeitet.