Vaterschaftsurlaub

Kleinschmidt: „Befreiend, mal nichts im Kalender zu haben“

Kleinschmidt: „Befreiend, mal nichts im Kalender zu haben“

„Es ist befreiend, mal nichts im Kalender zu haben“

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Der kleine Julius liebt seinen blauen Schnuller. Foto: Karin Riggelsen

Politiker Stephan Kleinschmidt hat karrieremäßig und politisch eine längere Pause eingelegt. Er befindet sich im Elternurlaub. Wir haben den 42-jährigen Vater zum Schnuller-Interview getroffen.

Stephan Kleinschmidt hat als Stadtrat und Dezernent in Flensburg und Vizebürgermeister in Sonderburg einen Alltag voller Aufgaben und Terminen, die sich wie Perlen an einer Kette aufreihen.

Er ist wenig Pausen und wenig Luft gewohnt. Doch im Augenblick müssen die ihm zugeteilten drei Fachbereiche Stadtentwicklung und Klimaschutz, Bildung, Sport und Kultur und Einwohnerserviceschutz und Ordnung, sowie die Stadtratsarbeit in Sonderburg ohne ihn auskommen. 

Seit einigen Wochen sieht der Alltag von Stephan Kleinschmidt völlig anders aus. Er hat in den kommenden drei Monaten nur eine Aufgabe: er passt auf seinen mittlerweile fünf Monate alten Sohn Julius auf, der 42-Jährige befindet sich in Elternzeit.

Stephan Kleinschmidt kümmert sich im Augenblick nur um den Wonneproppen Julius. Zum Interview kamen beide in die Redaktion. Foto: Karin Riggelsen

Julius kam am 9. Juli 2019 um 1.54 Uhr zur Welt, wog fast vier Kilo und war 53 cm lang. Da Stephan Kleinschmidt und seine Freundin Kathrine Klærke sich die Elternzeit teilen, hat der Vater Anfang Dezember seine arbeitsfreie Periode in Angriff genommen.

Eine Riesen-Umstellung, gibt er gerne zu. Aber es gefällt dem Politiker, der seit 2006 für die Schleswigsche Partei im Sonderburger Stadtrat sitzt. 

Nun muss er keine wichtigen politischen Entscheidungen für das deutsch-dänische Grenzland mehr treffen, sondern Windeln wechseln, und den kleinen Julius im Auge behalten, der zu Hause auch „Julle“ genannt wird.

Stephan Kleinschmidt hatte schon in der ersten Woche witzige Erlebnisse. So war er als einziger Mann beim gemütlichen Babytraining dabei und ließ Stofftücher im Takt der Lieder durch die Luft flattern.

Er genießt die Zeit mit seinem kleinen Buben, der vor kurzem getauft wurde. 

Stephan Kleinschmidt - mit Schnuller. Foto: Karin Riggelsen

„Es ist sehr schön, weil Julius schon seinen eigenen Rhythmus gefunden hat. Wann spielt und wann isst er? Wann spielen wir? Und wann gehen wir eine Tour? Es ist vor allem befreiend, einfach nichts im Kalender zu haben", stellt Kleinschmidt fest.

„Ich hatte letzten Freitag einen Termin beim Bürgermeister. Er wollte den Kleinen mal sehen. Mein Kalender ist ansonsten total leer. Das gleiche im Januar und das gleiche im Februar. Am 1. März fang ich wieder meine Arbeit in Sonderburg an. In Flensburg erst wieder am 1. Mai“, so Stephan Kleinschmidt, der seinen kleinen Sohn knuddelt und ihm seinen blauen Schnuller wieder in den Mund steckt.

Die ersten Zähne werkeln schon im Mund des kleinen Jungen. Aber wenn der weiche Affe, die kleine Giraffe und der Elefant im Kinderwagen sind, ist die Welt des kleinen Julius in Ordnung.

 

Ich habe gut Zeit und es geht alles in seinem Tempo, und ich schalt ’runter. Ich muss mich an einen anderen Tag gewöhnen. Es ist ein ganz tolles Erlebnis

Stephan Kleinschmidt

Stephan Kleinschmidt kann es nicht verbergen: seine Vaterrolle genießt er in vollen Zügen. Es ist eine Rolle, die er in einigen Monaten in einen arbeitsintensiven Alltag einbauen muss. Aber noch darf er sich ganz auf seinen Sohn konzentrieren. 

„Ich habe gut Zeit und es geht alles in seinem Tempo, und ich schalt ’runter. Ich muss mich an einen anderen Tag gewöhnen. Es ist ein ganz tolles Erlebnis“, so Stephan Kleinschmidt, der seinem begeistert lachenden Julius doch sofort wieder einen kleinen Kuss auf die Wange drücken muss. 

Für einen Skiurlaub und Marathon hat er sich im kommenden Jahr wieder angemeldet. „Dafür muss trotz Kind auch Zeit sein“, stellt er lächelnd fest. 

Was machte man denn eigentlich früher abends?

Er liebt sein neues Dasein als Vater. „Hab mich ja selbst gefragt, warum erst jetzt. Aber es ist einfach der ganz richtige Zeitpunkt“, stellt er fest. Was machte man denn eigentlich früher abends, fragt er sich selbst.

„Elternzeit ist kein Urlaub. Man ist die ganze Zeit miteinander beschäftigt. Das ist aber das Schöne“, sagt der Vater, der diesmal kein smartes Jacko, sondern ganz lässig T-Shirt und Pullower trägt. 

Der Weihnachtsabend wurde diesmal zusammen mit den Eltern von Kathrine gefeiert. In der Weihnachtszeit treffen sich unter anderem auch immer die Brüder Kleinschmidt mit ihren Familien. 

Stephan Kleinschmidt mit Kinderwagen über die Fußgängerzone Foto: Karin Riggelsen

Der kleine Julius quengelt ein wenig herum. Er ist müde und Papa Stephan legt ihn in den Kinderwagen. Aber das will Julius nicht. Dann muss der Papa ihn halt wieder in den Arm nehmen. Schnell den blauen Schnuller in den Mund, dann geht es wieder. 

Stephan Kleinschmidt hat Jahre lang als Politiker immer jeden Termin wahrgenommen und kam oft spät nach Hause. In Zukunft muss er anders prioritieren.

Nachdenken, was er eigentlich möchte

Die fünf Monate wird er daher auch dazu nutzen, mal in Ruhe darüber nachzudenken, was er eigentlich möchte. „Welche Prioritäten möchte ich setzen und auf was konzentriere ich mich“, so der SP-Politiker, der aber nicht konkreter in Bezug auf seine politische und karrieremäßige Laufbahn werden möchte. 

Die Arbeit im Sonderburger SP-Team bedeutet ihm viel. „Die gegenseitige Loyalität ist da. Es gibt ein Vertrauen und es ist sehr familiär, und trotzdem auch ambitioniert. Wir wollen politische Ergebnisse erzielen. Da haben wir doch so einiges bewegt“, stellt der Sonderburger Vizebürgermeister zufrieden fest. 

Julius ist ein sehr zufriedenes Kind. Foto: Karin Riggelsen
Mehr lesen