Verabschiedung

Der Mann für den Klang des Grenzlandes geht

Der Mann für den Klang des Grenzlandes geht

Der Mann für den Klang des Grenzlandes geht

Sonderburg/Sønderborg
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Poul Valdemar Nielsen hat den Konzertsaal im Alsion mit Leben gefüllt. Foto: Karin Riggelsen

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Er hat mit dem Alsion einen der besten Konzertsäle Europas gemanagt und mit Leben gefüllt, nun geht Poul Valdemar Nielsen nach über einem Jahrzehnt in den Ruhestand. Was er von der Zusammenarbeit mit der deutschen Minderheit hält, verrät der scheidende Direktor der Stiftung Konzertsaal Alsion.

Nach elf Jahren als Direktor der Stiftung „Konzertsaal Alsion“ überlässt Poul Valdemar Nielsen die Aufgabe seinem Nachfolger Martin Nørbæk. 2007 eröffnete der Betrieb im Konzertsaal. Seit 2008 war Nielsen als damaliger Chef der kommunalen Kulturverwaltung für die Konzeption des Saales zuständig. Seitdem ist viel passiert.

Die Konzertstätte ist zum Zuhause des nordschleswigschen Sinfonieorchesters „Sønderjyllands Symfoniorkester“ geworden und beheimatet das grenzüberschreitende Folk-Baltica-Festival. Staatsministerin Mette Frederiksen und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier haben geschichtsträchtige Reden gehalten, der Saal diente als Filmpremierenort der Serie „1864“, und 2012 nahm Ex-Präsident Bill Clinton einen Anruf seiner Frau Hillary auf der Bühne des Alsion entgegen, als er als Gastredner der CSR-Awards Sonderburg besuchte.

Einer der besten Konzertsäle Europas

Der Saal gilt seit Eröffnung 2007 als einer der besten Europas, was die Raum-Akustik angeht. Poul Valdemar Nielsen kann sich noch genau an sein erstes Mal erinnern, als er im Konzertsaal Musik hörte.

„Es war eine Aufführung des Sinfonieorchesters. Noch nie in meinem Leben hatte ich zuvor so ein musikalisches Erlebnis. Man konnte alle Instrumente des Orchesters klar und deutlich hören, es war wirklich ein Erlebnis“, sagt der scheidende Direktor, der am Donnerstagnachmittag mit einer Feierstunde offiziell verabschiedet wird.

Damals 2008 war es deine Aufgabe, den Saal mit Leben zu füllen. Bist du zufrieden mit dem, was du erreicht hast?
„2008 haben wir das Ziel gesteckt, dass der Saal ein Ort für die Bürgerinnen und Bürger wird. Und ich finde, das ist uns gelungen. Wir konnten viele Absprachen treffen. Im Konzertsaal finden pro Jahr etwa 100 Veranstaltungen statt – zumindest vor Corona. Das ist eine gute Zahl, die zeigt, wie viel im Saal los ist.“

Poul Valdemar Nielsens Arbeitsplatz lag jahrelang direkt neben dem Alsensund Foto: Poul

Das Alsion gilt als einer der besten Konzertsäle Europas – zu Recht?
„Wir kriegen viele begeisterte Rückmeldungen von Künstlerinnen und Künstlern, die bei uns auftreten. Ich bin nach wie vor überwältigt, wie die Musik in dem Saal klingt. Das ist schon beeindruckend. Ja, zu Recht. Und das ist dem exzellenten akustischen Konzept zu verdanken, das damals ausgearbeitet worden ist.“

Was bedeuten die Gäste aus Deutschland für das Alsion?
„Eine wichtige. Wir haben Absprachen mit dem Schleswig-Holstein Musik Festival und dem Folk-Baltica-Festival, und wir haben uns immer als der Konzertsaal des Grenzlandes verstanden. Daran habe ich immer gearbeitet, ganz bewusst. Unsere Stärken liegen ganz klar in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.“

In den Anfangsjahren gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem BDN, der als Veranstalter Konzerte im Alsion organisiert hat. Diese Zusammenarbeit gibt es nicht mehr, und das finde ich schade. Ich kann verstehen, dass der BDN sein kulturelles Angebot nicht nur auf Sonderburg zentrieren kann. Aber eine Veranstaltung pro Jahr wäre wünschenswert, gerade um die deutsch-dänische Kultur im Grenzland aufzuwerten.

Poul Valdemar Nielsen, scheidender Direktor

 

Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit mit dem Bund Deutscher Nordschleswiger (BDN)?
„Die Zusammenarbeit könnte besser laufen, finde ich. In den Anfangsjahren gab es eine enge Zusammenarbeit mit dem BDN, der als Veranstalter Konzerte im Alsion organisiert hat. Diese Zusammenarbeit gibt es nicht mehr, und das finde ich schade. Ich kann verstehen, dass der BDN sein kulturelles Angebot nicht nur auf Sonderburg zentrieren kann. Aber eine Veranstaltung pro Jahr wäre wünschenswert, gerade um die deutsch-dänische Kultur im Grenzland aufzuwerten.“

Gibt es Unterschiede in der deutschen und der dänischen Kultur?
„Ich würde sagen, die Deutschen sind feinkultureller. Dort ist klassische Musik unter jungen Leuten verbreiteter, zumindest ist das mein Eindruck. Und wenn wir allein auf das Schleswig Holstein Musik Festival schauen, sehen wir eine gewaltige Qualität, da stecken gewaltige Kulturgelder dahinter, die das möglich machen. Auch in der Hinsicht wäre eine erneute Zusammenarbeit mit dem BDN ein Zugewinn – denn der BDN hat ganz ausgezeichnete Kontakte in die Berliner Kulturszene. Es wäre wünschenswert, dass die Gäste des Alsion davon profitieren könnten.“

Poul Valdemar Nielsen mit seinem Nachfolger, dem bisherigen Bühnenmeister Martin Nørbæk Foto: Karin Riggelsen

Bis 2014 war Poul Valdemar Nielsen Chef der Kulturverwaltung und Direktor des Konzertsaals, danach konzentrierte er sich voll auf seine Direktorenarbeit für die Stiftung.

Immer mehr Veranstalter entdeckten den Saal für sich: Das Kronprinzenpaar teilte im Alsion live übertragen von „DR1“ seine Preise aus, und Kulturakteure wie „Kultur i Syd“ oder der Sonderburger Theaterverein wurden zu Stammgästen. Ob Konferenzen oder Konzerte – der Saal füllte sich mehr und mehr mit Leben.

Weshalb verabschiedest du dich gerade jetzt von dem Posten als Direktor?
„Ein Hauptgrund ist, dass mit Martin Nørbæk genau der richtige Mann an Ort und Stelle ist. Seit September ist er bereits der Bühnenmeister des Konzertsaals, und ich weiß, dass er die Aufgaben als Direktor ebenfalls ganz ausgezeichnet meistern wird. Es ist Zeit für neue Kräfte – nicht zuletzt nach diesen Corona-Zeiten. Es braucht neue Ideen und Weiterentwicklung von neuen Konzepten.“

Ist es für dich der Schritt in den Ruhestand?
„Ich bin 66 Jahre alt, und ja, ich werde pensioniert. Hinzu kommt, dass wir nach Fanø gezogen sind. Wir hatten viele, viele Jahre unser Ferienhaus dort, und nun sind wir ganz umgezogen. Ich werde ab Januar Teil des Vorstands des Kunstmuseums auf der Insel, eine Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Auch dort wird mir die deutsch-dänische Zusammenarbeit in Sachen Kunst und Kultur ein großes Anliegen sein.“

Poul Valdemar Nielsen vor der ikonischen Außenwand des Konzertsaals Foto: Karin Riggelsen
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