Tattoo-Fashion

Hier lässt sich Lea ein Nasen-Piercing stechen

Hier lässt sich Lea ein Nasen-Piercing stechen

Hier lässt sich Lea ein Nasen-Piercing stechen

Sonderburg/Sønderborg
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Lea Lei Gormsen sitzt still, während Melissa Ley Sørensen zum Piercen ansetzt. Foto: Karin Riggelsen

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Melissa Ley Sørensen arbeitet im Studio „Tattoo Fashion“ in Sonderburg. Piercen und Tätowieren ist in der Mitte der Gesellschaft längst angekommen, sagt die Tinglefferin. Was sich deutsche Touristen gerne stechen lassen und was die neue EU-Verordnung zu Tattoo-Farben für den Alltag in Sonderburg bedeuten, verrät die 23-Jährige im Gespräch.

Für die 23-jährige Melissa Ley Sørensen hat ein neuer Arbeitstag begonnen. Die Filiale von „Tattoo Fashion“ an der Sonderburger Perlegade ist geöffnet, das Schild vor dem Laden lädt dazu ein, sich spontan piercen zu lassen.

Liv und Lea nehmen das Angebot an. Lea entscheidet sich für einen Nasenring, Liv für ein weiteres Ohrloch. Als ausgebildete Piercerin berät Melissa die Schülerinnen der AGS, bevor es ans Stechen geht. Kurz darauf verlassen die beiden Freundinnen den Laden zurück in Richtung Schule – mit Knopf im Ohr, Ring in der Nase und bester Laune.

Filialen in Sonderburg und Flensburg

„Tattoo Fashion“ hat mehrere Filialen in Deutschland und Dänemark, unter anderem in Flensburg und in Sonderburg. Im Studio an der Sonderburger Perlegade ist Melissa Ley Sørensen bei Besitzer Mads Kristensen angestellt. Zusammen mit einer Auszubildenden steht sie für das Tagesgeschäft vor Ort.

Welches Piercing darf es sein? Melissa Ley Sørensen (r.) berät die Kundinnen. Foto: Karin Riggelsen
Bevor es zum Piercen kommt, desinfiziert Melissa Ley Sørensen Arbeitsbereich und Material. Foto: Karin Riggelsen
Lea hat sich für ein Nasen-Piercing entschieden, das Melissa Ley Sørensen durchgeführt. Foto: Karin Riggelsen
Geschafft – der Ring sitzt in der Nase. Foto: Karin Riggelsen
Die Tränendrüse ist durch das Piercing aktiviert worden … Foto: Karin Riggelsen

Gibt es Verschiedenheiten zwischen der deutschen und der dänischen Tattoo-Branche? „Eigentlich gibt es da keine großen Unterschiede“, sagt die Filialleiterin. „Hier in Sonderburg haben wir immer mal wieder deutsche Kunden. Viele davon sind Touristen und lassen sich im Urlaub spontan ein Tattoo stechen. Das sind dann meistens kleinere Tattoos.“

Die Düppeler Mühle als Motiv sei auch schon ausgewählt worden – allerdings von einem Dänen, verrät Melissa Ley Sørensen. „Das wurde ein ganzes Panorama-Bild von Sonderburg auf dem Arm“, erinnert sie sich.

Neue Verordnungen verbieten alte Tattoo-Farben

Zurzeit sind die Tattoos vor allem eins: schwarz. Da es in der EU seit Januar eine neue Verordnung zu Tattoo-Farben gibt, sind die neuen, regelkonformen Farben für Tätowierungen derzeit hoch im Kurs – und es gibt einen Lieferengpass.

Großflächige Gesamt-Kunstwerke sind in der Tattoo-Branche derzeit im Trend. Foto: Tattoo Fashion
Melissa Ley Sørensen trägt selbst Gesichtsschmuck und weiß, wie es sich anfühlt, gepierct zu werden. Foto: Karin Riggelsen

Ich finde, es sollte den Menschen selbst überlassen bleiben, ob und wie sie sich tätowieren lassen wollen.

Melissa Ley Sørensen, Studio-Mitarbeiterin

Die Verordnung wurde erlassen, um das Risiko, das von chemischen Stoffen beim Tätowieren ausgehen kann, zu reduzieren.

Die alten Farben dürfen nun nicht mehr verarbeitet werden, und die Hersteller kommen mit Produktion und Lieferung der neuen, weniger chemisch belasteten Farben, kaum nach.

„Die neuen Farben sind bestellt“

„Ich mache mir da keine großen Sorgen, ich bin selbst tätowiert, und ich finde, es sollte den Menschen selbst überlassen bleiben, ob und wie sie sich tätowieren lassen wollen. Aber natürlich halten wir uns hier sehr genau an diese neue Verordnung, und die neuen Farben sind bestellt. Sie werden auch bald geliefert“, sagt Melissa Ley Sørensen.

„Soweit ich weiß, gibt es keinen Kunden, der derzeit mit einem Farbloch dasitzt“, lacht sie, „alle Motive sind so weit fertiggestellt worden, bevor die neue Verordnung in Kraft trat. Und sobald die neuen Farben geliefert sind, geht es mit den farbigen Tattoos weiter.“

Beim Piercing-Schmuck gibt es viel Auswahl. Foto: Karin Riggelsen

Ich mag das Grenzland. Ich bin froh, hier zu leben und nicht in einer Großstadt wie Kopenhagen. Hier ist das Leben ruhiger.

Melissa Ley Sørensen, Nordschleswigerin

Derzeit hoch im Trend sind großflächige Tattoos. „Viele lassen sich den gesamten Arm tätowieren. Das ist dann wie ein großes Gesamtkunstwerk. Beliebt sind persönliche Motive, die eingearbeitet werden. Beispielsweise das Geburtsdatum der Kinder oder ein Porträt“, erzählt die Studio-Mitarbeiterin. „Und ich habe bislang nicht erlebt, dass eines der Porträts wieder entfernt oder verändert werden sollte.“

Die 23-jährige Mutter lebt mit ihrer Familie in Gravenstein (Gråsten), aufgewachsen ist sie in Tingleff (Tinglev).

„Das ist keine anonyme Fließbandarbeit“

„Ich mag das Grenzland. Ich bin froh, hier zu leben und nicht in einer Großstadt wie Kopenhagen. Hier ist das Leben ruhiger. Mit den Kunden hat man einen persönlicheren Kontakt. Das ist keine anonyme Fließbandarbeit. Wir nehmen uns viel Zeit für jeden Einzelnen und schreiben Service groß. Man wird in Nordschleswig schon lange nicht mehr schief angeguckt, nur weil man gepierct oder tätowiert ist. Das ist mittlerweile in der Gesellschaft angekommen.“

Zu tun hat die 23-Jährige jedenfalls genug. „Vor allem im Sommer, wenn die Stadt voller Touristen ist. Das kann man deutlich merken. Klar könnte es manchmal mehr sein, aber in den Sommermonaten haben wir schon jetzt wirklich alle Hände voll zu tun. Ich finde, dass Sonderburg eine sehr lebendige Stadt ist.“

Melissa Ley Sørensen an ihrem Arbeitsplatz im Tattoo-Studio an der Perlegade Foto: Karin Riggelsen

Melissa Ley Sørensen informiert die Kunden vor Ort im Geschäft und über die sozialen Medien, verkauft Schmuck und bucht Termine. Ein Tätowierer kommt je nach Bedarf ins Studio.

„Manche Tattoos dauern ein paar Tage, wenn beispielsweise der ganze Rücken gestochen wird. Das wird dann in mehreren Sitzungen durchgeführt“, sagt sie. Geschätzt 30 Tätowierungen werden im Studio pro Woche gestochen, „aber das kann sehr unterschiedlich sein“.

Genau das gefunden, was ihr Spaß macht!

Sie schätzt an ihrer Arbeit, dass sie eigenständig arbeiten darf. „Als meine Freundin hier aufgehört hat, wurde ich auf die Stelle aufmerksam. Und ich dachte: Das passt genau zu mir! Ich wurde gut angelernt, habe eine Ausbildung zur Piercerin durchlaufen und bin sehr froh, dass ich diese Arbeit hier habe“, so die junge Mutter, die seit zweieinhalb Jahren in der Filiale arbeitet.

„Bevor ich hier angefangen habe, wusste ich nicht genau, was ich machen will und habe Sozialhilfe erhalten. Durch den Arbeitsplatz hier habe ich genau das gefunden, was mir Spaß macht! Es macht mir Freude, Verantwortung zu tragen.“

Jeden ersten Sonnabend im Monat gibt es an der Perlegade einen „Komm-Herein“-Tag, wo man ohne Voranmeldung vorbeikommen und sich piercen oder ein kleines Tattoo stechen lassen kann.

Auch an diesem Dienstag gibt es einige Wagemutige, die sich piercen lassen wollen. Liv und Lea sind die ersten in einer Reihe von Kunden, mit denen der Arbeitsalltag von Melissa Ley Sørensen weitergeht.

 

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