Energiepolitik

Grüne Atomkraft? Das sagt Dänemarks Klimaminister

Grüne Atomkraft? Das sagt Dänemarks Klimaminister

Grüne Atomkraft? Das sagt Dänemarks Klimaminister

Sonderburg/Sønderborg
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Die EU hat Atomkraft als nachhaltige Investition klassifiziert. Nicht alle Mitgliedsländer sind sich darüber einig. Foto: Iaea/Ritzau Scanpix

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Ist Atomkraft für Dänemark eine Option für grüne Energie? Am Rande der Klimakonferenz der Internationalen Energie Agentur in Sonderburg hat Minister Dan Jørgensen in Sachen Atomkraft Position bezogen.

Atomkraft als grüne Energieform – mit dieser neuen Klassifizierung hat unlängst die EU überrascht. Was hält der dänische Klimaminister davon? Am Rande der Klimakonferenz der Internationalen Energie Agentur wurde Dan Jørgensen genau das gefragt.

Sollte Dänemark angesichts der steigenden Energiepreise und der Abhängigkeit von Naturgas und Öl nicht besser auf Atomkraft setzen? Die neue Generation von Atomkrafttechnologie arbeite schließlich CO₂-neutral, warum also nicht auf Atomkraft setzen und das Klima schützen.

„Es gibt Argumente dafür und dagegen“

Er wolle das Thema gerne diskutieren, so der Klimaminister. „Ist Atomkraft grün? Es gibt Argumente dafür und dagegen. Atomkraft ist grün, weil es ein Prozess ist, bei dem Energie gewonnen wird, ohne CO₂ zu produzieren. Aber das Problem mit den existierenden Atomkraftwerken in Europa heute ist, dass sie andere Nachteile haben. Erstens: eine Sicherheitsproblematik. Was, wenn etwas schiefgeht? Das Risiko dafür ist nicht groß, aber wenn es schiefgeht, geht es fürchterlich schief“, so Dan Jørgensen.

Was macht man mit dem hoch radioaktiven Abfall, der mehrere Tausend Jahre lang strahlt? Da finde ich nicht, dass man von einer grünen Energieform sprechen kann.

Dan Jørgensen, Klimaminister

Das zweite große Problem sei die Abfallproblematik. „Was macht man mit dem hoch radioaktiven Abfall, der mehrere Tausend Jahre lang strahlt? Da finde ich nicht, dass man von einer grünen Energieform sprechen kann.“

Die vierte Generation an Atomkrafttechnologie, bei der Salzreaktoren zum Einsatz kommen, sei außerdem noch in der Entwicklungsphase. „Soweit ich weiß, sind das dänische Unternehmen Seaborg Technologies, das ich erst vor ein paar Wochen besucht habe, sowie ein weiteres Unternehmen in Dänemark führend in dieser Form der Technologie. Die sind gerade dabei, Investoren zu finden, sie forschen und haben Modelle und Laboratorien, aber es gibt keine dieser Anlagen in großer kommerzieller Größe, bei der man rein praktisch diese Form der Energie gewinnt.“

„Warum sollten wir auf Atomkraft setzen?“

Wenn diese Anlagen spruchreif seien, könne man neu darüber reden. „Man muss aber sagen, dass auch bei dieser Form von Atomkraftanlagen radioaktiver Abfall entsteht, für den man eine Lösung finden muss.“ Außerdem sei Dänemark das erste Land der Welt – „und daran arbeite ich“ – das zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie auskommen werde.

„Das werden wir können! Warum sollten wir also auf Atomkraft setzen? Aus aller Welt kommen sie hierher, um von Dänemark zu lernen. Sollte ich da in meiner Rede sagen: Ihr kommt, um mehr über erneuerbare Energie zu erfahren. Aber wir haben unsere Position geändert und setzen auf Atomkraft. Nein. Das ist nicht unsere Rolle. Unsere Rolle ist die, in der wir gut sind. Und das ist die erneuerbare Energie.“

Das Unternehmen Seaborg Technologies aus Kopenhagen arbeitet an einer neuen Generation von Atomkrafttechnologie, mit Salz-Reaktoren als Ausgangspunkt. Foto: Martin Lehmann/Ritzau Scanpix
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