Zugezogene

„Ich wusste nur, dass ich am Meer wohnen möchte“

„Ich wusste nur, dass ich am Meer wohnen möchte“

„Ich wusste nur, dass ich am Meer wohnen möchte“

Sonderburg/Sønderborg
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Antje Tubach hat an der Flensburger Förde ein neues Zuhause gefunden. Foto: Privat

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Die Corona-Maßnahmen in Deutschland haben Antje Tubach bewogen, mit ihren beiden Kindern nach Nordschleswig zu ziehen. Hier fühlt sich die Familie bestens aufgehoben. Als nächstes haben sich die Tubachs vorgenommen, einen genaueren Blick auf die Angebote der deutschen Minderheit zu werfen.

Für Antje Tubach war es wie der Beginn einer Abenteuerreise, als vor knapp einem Jahr aus dem Westerwald in die Kommune Sonderburg (Sønderborg) zog.

„Ich habe kein Lieblingsland. Das Einzige, was ich mit Sicherheit wusste, war, dass ich gerne am Meer leben möchte, allerdings nicht in Deutschland“, sagt die 38-jährige Sozialpädagogin Gespräch mit dem „Nordschleswiger“.

Ihr Beruf erlaube es ihr, von überall aus zu arbeiten. Als dann Corona kam, habe sich ihr Traum zugespitzt und das Gefühl, dass es jetzt losgehen solle, sei immer stärker geworden.

In einer Serie beleuchtet der „Der Nordschleswiger“, wie Zugezogene das Angebot der deutschen Minderheit sehen und was die Minderheitenorganisationen selbst machen können, um mehr Zuzüglerinnen und Zuzügler als aktive Mitglieder zu gewinnen.

Corona-Maßnahmen als Auslöser

Sie sei bestimmt nicht gegen die Corona-Maßnahmen und setze sich natürlich voll und ganz für die Gesundheit ihrer beiden Kinder ein. Aber als die Maskenpflicht in der Schule kam und die Familie dann noch zweimal gesund in Quarantäne musste, war sich die 38-Jährige sicher, dass sich etwas ändern müsse.

„Die ganztägige Maskenpflicht in der Schule hat mein achtjähriger Sohn nicht gut vertragen. Deswegen habe ich gesagt, ich brauche ein anderes System, in dem ich freier entscheiden kann. Und so habe ich mich nach Ländern umgeschaut, in denen keine Präsenzpflicht in der Schule besteht“, erzählt sie.

Ein Umstand, den Dänemark erfüllt. Ihr Bruder hatte sich ebenfalls entschieden, nach Dänemark zu gehen, und gemeinsam haben sie die Fördeschule in Gravenstein (Gråsten) ausfindig gemacht.

Neuland Nordschleswig

„Die Werte und der Umgang mit der Pandemie-Situation haben uns sehr gut gefallen. Die haben vorgelebt, wie es auch gehen kann, erinnert sich Antje Tubach. Damit war relativ schnell klar, dass Südalsen das neue Domizil der Familie werden solle.

Konkrete Erwartungen außer bestimmte Vorstellungen über die Schule hatte sie nicht, schließlich kenne sie Dänemark gar nicht. Allerdings sei sie vom ersten Moment an überrascht gewesen, wie liebevoll, herzlich und hilfsbereit die Menschen in Nordschleswig ihr entgegengetreten sind.

„Auch das Vertrauen, das es hier gibt. Man gibt aufeinander acht und hilft sich gegenseitig“, ist sie voll des Lobes. Auch habe sie sehr viel Hilfe von der Kommune Sonderburg bekommen.

Kontakt zur Minderheit über die Schule

Mit der deutschen Minderheit ist Antje Tubach bislang vor allem über die Fördeschule in Kontakt gekommen. Ihr Sohn sei auch bereits im HSV-Fußballcamp auf dem Knivsberg gewesen. Von diesem Angebot hatte sie durch das Elternportal der Fördeschule erfahren, in dem unter anderem über Kultur- und Freizeitangebote informiert wird.

„Alles, was ich so gehört habe, finde ich toll“, sagt sie. Weshalb sie gerne auch noch mehr erfahren möchte über die Angebote der Minderheit. Bislang hat sie nur über die Schule andere Deutsche kennengelernt.

„Momentan ist die Schule die einzige Möglichkeit, uns zu vernetzen. In die Vereine sind wir noch nicht so richtig reingekommen, das ist eine etwas andere Kultur in Dänemark. Aber ich würde gerne tiefer in die Vereinsangebote für die Kinder eintauchen“, sagt sie.

Kontaktperson wäre hilfreich

Eine Ansprechpartnerin oder ein Ansprechpartner, die oder den man anrufen könnte, wäre da besonders hilfreich, überlegt sie. Da fehle ihr noch die Information, an wen sie sich wenden könne. Allerdings habe sie auch noch nicht selbst gesucht, räumt sie ein.

„Bei mir fängt das jetzt erst an, weil wir das letzte halbe Jahr so beschäftigt damit waren, anzukommen. Die Sommerferien haben wir dazu genutzt, um durchzuatmen und den ersten Besuch aus Deutschland zu empfangen. Jetzt können wir uns integrieren, mit Sprachschule und Vereinen. Ich bin da total offen“, lacht Antje Tubach.

Wunsch Wohnen am Meer erfüllt

Einen Punkt auf ihrer To Do Liste kann sie schon abhaken.

Wenn Antje Tubach jetzt aus ihrem Wohnhaus tritt, schaut sie auf die Flensburger Förde. Keine schlechten Voraussetzungen eigentlich, damit Dänemark das neue Lieblingsland der Tubachs werden kann.

„Der Nordschleswiger“ veröffentlicht in dieser Woche täglich einen neuen Artikel zum Thema „Zugezogene“.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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