2020

Ausstellung: Wenn ein Kaffeeservice Geschichte erzählt

Ausstellung: Wenn ein Kaffeeservice Geschichte erzählt

Lokalgeschichte: Wenn ein Kaffeeservice Geschichte erzählt

Broacker/Broager
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Das Kaffeegeschirr zeugt von alten Zeiten vor 1920, in denen das Hissen der dänischen Flagge unerwünscht war. Foto: Sara Wasmund

Lokale Grenzlandgeschichte zum Anfassen und Anschauen: Im Broagerhus hat eine Ausstellung eröffnet, die die Geschichte des Grenzlandes mit Gegenständen der Lokalbevölkerung erzählt.

Lokaler kann man die Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes nicht erzählen. Ein Tischtuch als Dannebrog, das die Familie Jessen 1912 zu einem Familienfest auf Elager auflegte. Die selbst genähten Volkstanztrachten eines Ehepaares aus Broacker. Eine alte Dannebrog-Fahne, die einst 1863 auf Kragesand zur Beerdigung König Frederiks geschwungen werden sollte oder Fotografien der drei „Wiedervereinigungssteine“ auf Broackerland.

Fünf Vereine leisten wichtigen Beitrag

Mit ihrer Ausstellung im Broagerhus leisten fünf lokale Vereine aus Broacker einen wertvollen Beitrag. Sie erzählen das große Thema „Wiedervereinigung“ anhand lokaler Ereignisse und Erinnerungen.


 

Ein Bild von Sophus Hansen zeigt König Christian am 11. Juli 1920 auf Düppel. Foto: Sara Wasmund

Der Lokalhistorische Verein, das Lokalarchiv, die Broacker Schule, „Det Nationale Udvalg“ und der Gemeinderat haben sich zusammengetan, um die  Ausstellung im alten Rathaus auf die Beine zu stellen.

Bürgermeister Erik Lauritzen (Soz.) hat die Ausstellung am Freitag eröffnet, sie ist bis in den April hinein zu sehen.

Flagge zeigen – beim Kaffeetrinken

Die Ausstellungsstücke erzählen Geschichte. Ihre Geschichte. Ein Kaffeeservice erzählt, dass es in der Zeit vor der Grenzziehung 1920 nicht gestattet war, den Dannebrog zu hissen. Doch wer sollte es den Dänen verbieten, Kaffeetassen und Teller mit Flaggen zu bemalen und damit aufzutischen? Oder gar von einem Dannebrog zu essen?

Der lokale Sammler Verner Ensted hat das Kaffeeservice zur Verfügung gestellt, außerdem viele andere seiner Sammlerstücke.

 

Sammler Verner Ensted in der neuen Ausstellung im Broagerhus Foto: Sara Wasmund

Helga Ihle Simonsen und Edeltraut Kuhn, Mitglieder des Lokalarchivs, haben dabei geholfen, die Ausstellung einzurichten. Sie rückten zwei Volkstanztrachten ins rechte Licht, die von einem lokalen Ehepaar stammen. Die sogenannte „Rømø-Tracht“ wurde von den beiden Frauen gekonnt zurechtgezupft.

„Volkstanz gehörte damals einfach dazu, wir kennen das auch noch aus unserer Jugend“, erinnert sich Helga Ihle Simonsen.

Reichsfahne aus dem deutschen Museum

Auch das Deutsche Museum Nordschleswig hat Ausstellungsstücke beigesteuert. Eine große Reichsfahne, die von 1871 bis 1920 im Deutschen Reich wehte. Außerdem alte Wahlplakate, die für den Verbleib im Deutschen Reich warben.

Eine Kopie eines Gemäldes von Sophus Hansen zeigt in der Ausstellung jenen historischen Augenblick, als König Christian am 11. Juli auf Düppel die Anwesenden begrüßt – eine Leihgabe des Sonderburger Schlosses.

 

Helga Ihle Simonsen und Edeltraut Kuhn mit einer selbst genähten, originalen Volkstanztracht Foto: Sara Wasmund

Auf einem Bildschirm werden alte Fotos von Broackerland aus den 1920er und 1930er Jahren gezeigt.

Die vierten und sechsten Klassen der lokalen Schule haben ebenfalls zur Ausstellung beigetragen. So haben die Viertklässler ihre moderne Vision von Wahlplakaten zur Abstimmung pro Deutschland oder pro Dänemark gemalt, außerdem ein skulpturelles „Sønderjysk Kaffebord“. Die Sechstklässler haben „Wiedervereinigungs“-Skulpturen erstellt und erklärt.

 

Der Vorschlag für ein Wahlplakat eines Viertklässlers Foto: Sara Wasmund

Die Ausstellung ist bis in den April hinein wie folgt geöffnet:

Dienstags ist sie von 13 bis 17 Uhr zu sehen, mittwochs von 9.30 bis 12.30 Uhr. Außerdem am Sonnabend, 8. Februar, von 12 bis 16 Uhr, Sonntag, 9. Februar, von 11 bis 17.30 Uhr, Sonntag, 1. März, von 12 bis 16 Uhr sowie Sonnabend und Sonntag, 4. und 5. April von 12 bis 16 Uhr.

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