Einweihung des Deutschen Museums
Im Video: Rundgang durch die Geschichte der Minderheit
Im Video: Rundgang durch die Geschichte der Minderheit
Im Video: Rundgang durch die Geschichte der Minderheit
Mit dem Deutschen Museum Nordschleswig wird Freitag das bisher größte Projekt seit 60 Jahren der deutschen Minderheit eingeweiht. Die Ausstellung soll den Prozess der Identitätsfindung der Minderheit thematisieren. Viele Gäste sind geladen, und auch die Ministerinnen Joy Mogensen und Karin Prien schauen vorbei.
Das Warten hat endlich ein Ende: Freitag wird das Deutsche Museum Nordschleswig in Sonderburg eingeweiht. Nicht nur ein großer Tag für alle Museumsliebhaber, sondern auch für die deutsche Minderheit im Landesteil. Mit der Eröffnung des Museums wird das bisher größte Projekt seit 60 Jahren der deutschen Minderheit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Der Bauprozess
Nach ungefähr einem Jahr Bauzeit zieht der Neubau am Rønhaveplads alle Blicke auf sich, und auch der frisch gestrichene Altbau erstrahlt in neuem Glanz.
Mit der doch außergewöhnlichen Architektur wurde die Idee der bildlichen Verkörperung der prägenden Jahre 1920 bis 2020 im Bezug zur neuen und alten Minderheit umgesetzt. Glaselemente verbinden die beiden Gebäude.
Verantwortlich für die Architektur ist die Firma „Tegnestuen Mejeriet“.
„Wir haben die Skizze von dem Architekten bekommen und genauso übernommen. Unser Ziel war es, in Sonderburg sichtbarer zu werden, und das ist hiermit gelungen“, erzählt der Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Uwe Jessen, stolz.
Auch Museumsleiter Hauke Grella ist zufrieden. „Man hat hier in Sonderburg an einem zentral gelegenen Platz ein Gebäude hingestellt, an dem man in Sonderburg eigentlich nicht mehr dran vorbeikommt, es ist so offensiv deutlich zu zeigen: Hier sind wir, wir sind Teil dieser Region.“
Es ist so offensiv deutlich zu zeigen: Hier sind wir, wir sind Teil dieser Region.
Hauke Grella, Museumsleiter
An der Fertigstellung des Museums haben viele Firmen mitgewirkt. Neben der genannten Architekturfirma hat sich die Baufirma „Hjortgaard Byggeri“ am Bau beteiligt.
Bei der Ausstellung, dem Konzept und der Ausführung wirkten die Firmen „No Parking Production“ und „Engelbrecht Construction“ mit. Die hellen Ziegelsteine, die die Fassade des Neubaus schmücken, kommen aus der benachbarten Ziegelei „Matzen Teglværk“/„Egernsund Tegl“.
Die Kosten für den Bau, die Umgestaltung der Museumsinhalte und die Modernisierung des Altbaus belaufen sich auf ca. 30 Millionen Kronen (rund 4 Millionen Euro). Hierbei wurden 20 Prozent der Summe aus eigenen Mitteln finanziert und 80 Prozent aus Fremdfinanzierung.
Die Raumaufteilung
Nicht nur die Gestaltung der Räume hat sich verändert, sondern auch die Größe der Ausstellungsfläche. Wo die Exponate vorher auf 176 Quadratmetern präsentiert wurden, kommt die neue Ausstellungsfläche im Museum allein im Altbau auf 256 Quadratmeter.
Hier erstrecken sich über die unteren zwei Etagen zehn Ausstellungsräume mit Exponaten zur Geschichte und Kultur der deutschen Minderheit. In der zweiten Etage des Altbaus befindet sich neben zwei Einzelbüroräumen auch ein Großraumbüro für Mitarbeiter des Archivs und des Museums.
Der Neubau setzt sich zusammen aus der Eingangshalle mit 170 Quadratmetern und dem Versammlungsraum mit 53 Quadratmetern. Beide können auch für Sonderausstellungen und Veranstaltungen genutzt werden.
Blick auf die Stadt
Nicht nur der geschaffene Platz ist außergewöhnlich, auch die an den oberen Versammlungsraum angrenzende Dachterrasse mit Blick über Sonderburg macht die Räumlichkeiten einzigartig.
Im Keller des Neubaus ist auf 89 Quadratmetern das Archiv der deutschen Minderheit angesiedelt, das bisher in Apenrade/Aabenraa im Haus Nordschleswig Platz hatte. Mit dieser Lösung wurden beide historischen Einrichtungen an einem Ort vereint.
Die Ausstellung
Das Herzstück des Deutschen Museums sind die neu gestalteten Ausstellungsräume. Hier erstreckt sich die Geschichte und Kultur der deutschen Minderheit über zehn Räume. Der Rundgang beginnt im Identitätsintro-Raum.
„Im ersten Raum haben wir versucht, mit dem Begriff Identität zu arbeiten, weil Identität das Entscheidende für uns als Minderheit ist“, so Hauke Grella.
Insgesamt befasst sich die ganze Ausstellung mit dem Prozess der Identitätsfindung.
Im zweiten Raum erhalten die Besucher einen geschichtlichen Überblick, der mithilfe einer Zeitleiste verdeutlicht wird. Im nachfolgenden Raum „Volksabstimmung“ ragen elektronische Wahlurnen aus dem Boden. Auf den Holzsockeln befinden sich Bildschirme, auf denen Fragen zur Grenzziehung beantwortet werden können. Dadurch zieht der Besucher selbst die Grenze.
Der vierte Raum thematisiert die deutsche Minderheit während des Nationalsozialismus. Mit dunkler Raumgestaltung wird hier die düstere Zeit übermittelt.
Raum fünf schließt dann, unter der Bezeichnung „Perspektivierung“, mit den Folgen des Zweiten Weltkriegs für die deutsche Minderheit an. Die Ausstellungsräume sechs und sieben befassen sich mit der Kultur. Auch die Schule wird im Museum thematisiert, dieser Bereich ist in Raum acht zu finden.
Identität: Anfang und Ende
Auch der für die deutsche Minderheit sehr bedeutende Knivsberg hat seinen Platz. Die Ausstellung hierfür befindet sich im vorletzten Raum.
Anknüpfend an den ersten Raum mit der Bezeichnung „Identitätsintro“ schließt der Rundgang im „Identitätsoutro“- Raum ab. Dort sind Bewegtbilder von jungen Vertretern der deutschen Minderheit ausgehängt.
„Wir beschäftigen uns hier sehr stark mit der Identität, es ist aber auch identitätsstiftend, sich mit seiner eigenen Geschichte zu beschäftigen“, erläutert Grella.
Die komplette Ausstellung kann auf Deutsch, Dänisch und Englisch bestaunt werden.
Eine weitere Besonderheit des Museums ist die Einbringung der visuellen Darstellung. So kann beispielsweise auf kleinen Bildschirmen die Wahl von 1920 nacherlebt werden oder man informiert sich über die ausgestellten Exponate.
Das Museum möchte mit spielerischen Elementen zur Lernentwicklung beitragen – dabei ist insbesondere an die jungen Gäste gedacht.
Neben der visuellen Darstellung wird viel mit Licht gespielt. In einigen Vitrinen wurden Bewegungsmelder installiert, sodass diese erst aufleuchten, wenn man sich nähert.
„Mit der Ausstellung haben wir uns Zeit genommen. Wir haben uns über ein Jahr Gedanken gemacht, wie alles aussehen soll“, sagt der Museumsleiter Hauke Grella.
Die vielen Überlegungen und Ideen dahinter sind deutlich sichtbar.
Öffnungszeiten und mehr
Nach der feierlichen Einweihung eröffnet das Museum für die Öffentlichkeit am Sonnabend um 11 Uhr.
Die Veranstaltung am Freitag beginnt um 14 Uhr und wird an zwei Orten ausgetragen. Zum einen findet ein Teil der geladenen Gäste in der Eingangshalle des Neubaus Platz und kann dort die Einweihung live miterleben. Zum anderen wird es eine Liveübertragung in die benachbarte Sporthalle der Deutschen Schule Sonderburg geben.
„Wir haben ungewöhnlicherweise montags geöffnet und dienstags geschlossen. Das haben wir mit Absicht so gelegt, da alle anderen Museen in der Gegend am Montag geschlossen haben“, so Hauke Grella.
Eine weitere Neuerung ist die Einführung des Eintrittspreises. Der Eintritt ist für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre kostenfrei. Erwachsene zahlen 60 Kronen (8 Euro).
Das Programm der Einweihung
Auf dem Programm der Einweihungsveranstaltung für Freitag finden unter anderem viele Reden ihren Platz. Neben der dänischen Kulturministerin Joy Mogensen wird auch die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Schleswig-Holstein, Karin Prien, zu Wort kommen.
Mit einem Film, der ebenfalls an beiden Austragungsorten zu sehen ist, wird die Veranstaltung abgerundet. In knapp zwölf Minuten soll dieser durch die professionell gestaltete Ausstellung führen.
Für Interessierte und Museumsliebhaber wird die komplette Veranstaltung ab 13.45 Uhr auf der Facebookseite des Deutschen Museums Nordschleswig und auf der Internetseite des „Nordschleswigers“ live übertragen, und auch der Film ist online zu sehen.