Prozessauftakt

Mordanklage: Ehemann glaubt an Unschuld seiner Frau

Mordanklage: Ehemann glaubt an Unschuld seiner Frau

Mordanklage: Ehemann glaubt an Unschuld seiner Frau

Sonderburg/Sønderborg
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Im Sonderburger Gericht findet ein Haftprüfungstermin wegen Brandstiftung statt. Foto: Sara Wasmund

Im Prozess um einen vergifteten Ehemann haben am Dienstag nach der Angeklagten die ersten Zeugen ausgesagt. Sowohl Mann als auch Tochter der Frau glauben an die Unschuld der 65-Jährigen.

Es dauerte Monate, bis die Ärzte herausfanden, warum der Patient immer wieder das Bewusstsein verloren hatte und ins Koma gefallen war. Doch am Ende stand die ärztliche Diagnose fest: Medikamentenvergiftung mit Baclofen. Jenem Medikament, das die Ehefrau des Mannes seit Jahren wegen einer angeblichen Parkinson-Erkrankung einnahm.

Am ersten Prozesstag wurden sowohl der Mann als auch die Tochter der beschuldigten 65-Jährigen als Zeugen vernommen.

Erster Fall am 29. Juli 2018

Am 29. Juli 2018 fiel der Mann erstmals ins Koma. An dem Tag, so der Zeuge, sei es ihm wegen der Hitze nicht gut gegangen, außerdem habe ihm eine neue Dosierung seiner Schmerzmittel Probleme bereitet. Dass er später am Tag mit Unwohlsein und „merkwürdigem Verhalten“ ins Krankenhaus nach Sonderburg eingeliefert wurde und erstmals ins Koma fiel, daran konnte er sich nicht erinnern.

„Was ist deine Erklärung dafür, dass man mehrfach Baclofen in deinem Magen und in deinem Blut gefunden hat?“, wollte Staatsanwältin Rikke Brændgaard-Nielsen wissen. „Das kann ich in keiner Weise sagen, ich weiß es nicht“, antwortete der Mann.

 

Aus ihrem Gesundheitsjournal geht aus einer Untersuchung 2015 hervor, dass deine Mutter nicht an Parkinson leidet. Wusstest du das?

Rikke Brændgaard-Nielsen, Staatsanwältin

 

Er sehe „keinen Zusammenhang“ zwischen der Tatsache, dass seine Frau Baclofen einnehme und dem Fund in seinem Körper. Seine Erklärung, warum er über Monate 14-mal das Bewusstsein verloren hat: „Mir ging es schlecht mit der neuen Dosierung meiner Schmerzmittel. Und ich kann es mir nur so erklären, dass die vielen Medikamente, die ich gekriegt habe, in meinem Körper irgendwie reagiert haben.“

Dass seine Frau ihm die Medikamente verabreicht haben soll, glaubt der Mann „in keiner Weise“. „Das passt nicht zu der Frau, mit der ich seit 43 Jahren gelebt habe.“

Einer der drei Richter wollte wissen, warum seine Frau eine von der Kommune bezahlte persönliche Hilfskraft im Haushalt benötigte. „Weil sie sich alleine nicht versorgen konnte, weil sie Parkinson hat“, so der Mann, der seit einem Unfall im Juni 2018 im Rollstuhl sitzt. Ob er wisse, dass seine Frau laut ärztlicher Bescheinigung (2015 ausgestellt) gar kein Parkinson hat? „Nein, das wusste ich nicht“, so der Ehemann.

Unterschiedliche Behandlungen und Diagnosen

Auch die Tochter, die nach einer Krankenschwester in den Zeugenstand gerufen wurde, ging davon aus, dass ihre Mutter Parkinson hat. „Aus ihrem Gesundheitsjournal geht aus einer Untersuchung 2015 hervor, dass deine Mutter nicht an Parkinson leidet. Wusstest du das?“, so die Frage der Staatsanwältin an die Tochter, die mit einem „Nein“ darauf antwortete.

Sie berichtete dem Gericht von den vielen Gesprächen mit Ärzten und Krankenschwestern, die die Leiden ihres Vaters immer wieder unterschiedlich diagnostiziert und behandelt hatten. So sei er zunächst wegen Epilepsie und Hirnkrämpfen behandelt worden.

Ob sie eine Erklärung dafür habe, wie der Stoff Baclofen, der am Ende als Ursache der Bewusstlosigkeit feststand, in den Körper des Vaters gelangt sei, und ob sie diese Tatsache mit den Medikamenten der Mutter in Verbindung bringe? „Nein. Das sind zwei Menschen, die sich sehr lieben und eine gute Ehe haben.“ „Aber wie kann der Stoff sonst in deinen Vater gelangt sein?“, wollte die Staatsanwältin wissen. „Das kann ich nicht wissen“, so die Tochter.

Beim nächsten Prozesstag am 6. Dezember werden Freunde und Nachbarn des Ehemanns als Zeugen befragt.

 

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