Wikinger-Schiff
Sebbe Als wird 50 Jahre alt
Sebbe Als wird 50 Jahre alt
Sebbe Als wird 50 Jahre alt
Das Wikinger-Schiff feiert Jubiläum. Steen Weile ist seit der ersten Stunde dabei. Er hat die Seetüchtigkeit des mittelalterlichen Gefährts auf unzähligen Reisen getestet.
Der Enthusiasmus ist Steen Weile anzusehen: Er strahlt, als er über seine Passion spricht, die seit 50 Jahren anhält: Er hat als „gelber Pfadfinder“ am Wikingerschiff „Sebbe Als“ mitgebaut. Die Idee dazu hatte der Pfadfinderleiter Carl Otto Larsen.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde „Sebbe Als“ am 19. Juli 1969 zu Wasser gelassen. Dabei brach der kleine Steg, ein Mann ging über Bord. Das Schiff aber blieb auf dem Wasser. Ohne Probleme bewältigten die überwiegend jungen Ruderer die Jungfernfahrt nach Schleswig.
Das Schiff ist nach dem Wikingerhäuptling Sebbe benannt, auch Namensgeber für die Ortschaft Sebbelev.
„Wir wollten die Seetüchtigkeit testen. Die ist so faszinierend. Dazu kam die Lust am Segeln in einem Schiff, das die Wikinger genutzt haben“, sagt der heute 66-Jährige zum Schiffstyp des schnellen Kriegsschiffes, mit maximal 30 Ruderern an Bord, das in Küstennähe fuhr.
Die „Sebbe Als“ ist eine originalgetreue Kopie eines Schiffes, dessen Wrackteile in Skullelev im Roskilde Fjord gefunden worden sind. Die Originalzeichnung hat das Nationalmuseum beigesteuert.
Über 40 Pfadfinder haben mit Werkzeugen gearbeitet, ebenfalls Kopien von Originalen aus der Wikingerzeit. Mit Äxten wurden Planken aus dem Eichenholz gehauen. Zwei Jahre haben sie gebraucht. „Wir haben aber etwas geschummelt, nur der Boden besteht aus Eiche, der Aufbau aus Esche, die ist einfacher zu bearbeiten. Wir haben über 11.000 Stunden gebraucht. Geholfen haben auch Pfadfinder aus Broacker und Kær“, meint er zum gelben Pfadfinderprojekt.
Natürlich war er bei der Jungfernfahrt nach Schleswig dabei. Die „Sebbe Als“ wurde nicht nur 1969 bestaunt. Sie sorgt weiterhin für Aufsehen bei den unzähligen Fahrten, die sie in den 50 Jahren gemacht hat, mit dem Blickfang „gestreiftes, übergroßes Segel“. Sie war in Norwegen, England, Irland, Polen, ja sogar in den USA (200. Jahrestag der Unabhängigkeit). Diese Begegnungen sind Steen Weile sehr gut im Gedächtnis, vor allem die Bekanntschaft mit dem Sänger Pete Seeger. Aus den USA werden sogar Sebbe-Als-Fans zum Fest am 20. Juli kommen.
Das Wikingerschiff kann wahrhaft als Botschafter Dänemarks gesehen werden. Es war beim 150. Jahrestag der Unabhängigkeit Belgiens dabei, im selben Jahr 1980 zum 900. Stadtjubiläum von Newcastle und 1988 zum 1.000 von Dublin, über mehr als 40 Fahrten. Und die „Sebbe Als“ hat in Filmen mitgewirkt (DR Fra kyst til kyst) und Werbefilmen wie für eine englische Brauerei.
Außerdem Steen Weile erinnert sich an den geglückten Versuch, eine Fahrt der Wikinger nachzumachen, von Hedeby bei Schleswig bis nach Kaupang im Oslofjord. Das war 1972: „Da gingen wir an unsere Grenzen. Aber wir wollten nicht aufgeben. Es wurde dann eine halbe Stunde gerudert, dann gab es eine Stunde Pause. Nach fünf Tagen war es geschafft. Ich bin bei jeder Fahrt dabei. Ich kann es einfach nicht lassen.“
Sein Vorrat an Geschichten ist unerschöpflich. Er kommt geradezu ins Schwärmen: „Ich habe meine Freistatt gefunden.“
Außerhalb der Segelsaison arbeitet er am Schiff. Es muss immer etwas ausgebessert werden. „Ich mag das. Es ist zwar Arbeit, aber zusammen mit anderen. Wir machen es uns ja auch gemütlich. Ich denke, wir haben Dänemarks besten Ort für eine Bierbank. Die gibt es seit 1973. Du kannst das Schloss sehen, den Wald und das Wasser“, sagt er zur Lage des Naust direkt am Augustenborg Fjord gelegen. Der Naust von 1972 ist ebenfalls nach Originalzeichnungen gebaut.
Bei diesen Aussagen bedauert er, „dass das Alter in der Schiffsgilde steigt. Das ist ein Problem, wenn wir die Sebbe Als bemannen müssen. Leider sind unsere Möglichkeiten zu werben begrenzt. Wir haben keine Leute, um einmal die Woche für alle zu öffnen. Uns fehlt ein Raum für Ausstellungen. Wir haben viele alte Dinge. Wir haben einen Kellerraum, aber da deponieren wir auch Rettungswesten und andere Sachen. Wir sind nicht gut darin, Geschichte zu bewahren. Das ist schade“, so ein Stoßseufzer.
Zudem hat Steen Weile kürzlich eine zeitraubende Arbeit angenommen. Er hält alles rund um „Sebbe Als“ in Bild und Wort fest, muss das aber katalogisieren bzw. archivieren. „Ich habe um die 2.400 Fotos, dazu kommen über 10.000 digitale. Sie alle erzählen eine Geschichte. Das ist viel Arbeit, die aber viel Spaß macht. Ohne Geschichte gibt es keine Zukunft. Daher sollte alles gern erhalten werden.“