Prozess

Versuchter Mord: Sieben Jahre Haft für 65-Jährige

Versuchter Mord: Sieben Jahre Haft für 65-Jährige

Versuchter Mord: Sieben Jahre Haft für 65-Jährige

Sonderburg/Sønderborg
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Im Sonderburger Gericht fiel das Urteil. Foto: Archiv DN

Das Gericht in Sonderburg sieht es als erwiesen an, dass die Frau versucht hat, ihren Mann zu vergiften. Renate Christa Bach wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Das Urteil ist gefallen: Die wegen versuchten Mordes angeklagte 65-jährige Ehefrau aus Höruphaff/Høruphav ist am Dienstagvormittag vom Gericht in Sonderburg schuldig gesprochen worden.

Renate Christa Bach wurde um kurz vor 12 Uhr zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Die sechs Geschworenen und drei Richter waren sich in ihrer Urteilsfindung einig: Die Frau hat ihrem Ehemann über Monate das muskelentspannende Medikament Baclofen in so hohen Dosen verabreicht, dass der Mann 14-mal in tiefe Bewusstlosigkeit fiel und mehrfach in Lebensgefahr schwebte.

Richter und Geschworene folgten mit dem Urteil der Forderung der Staatsanwältin Rikke Brændgaard-Nielsen.

Diese hatte als verschärfende Umstände den langen Zeitraum der Taten geltend gemacht – zwischen Juli und November 2018 – und darauf hingewiesen, dass es sich beim Ehemann um ein wehrloses, im Krankenhaus liegendes Opfer gehandelt habe.

„Sie hat das Vertrauen ausgenutzt“

„Sie hat das Vertrauen ausgenutzt, sie hatte als engste Angehörige Zugang zu ihm im Krankenhaus“, so die Staatsanwältin.

„Das war ein Mordversuch an einer wehrlosen Person, mehrfach und über einen langen Zeitraum.“

Richter Jens Schultz-Hansen legte im Schuldspruch dar, warum es das Schwurgericht als erwiesen ansieht, dass die Ehefrau ihren Mann mit Baclofen mehrfach in Lebensgefahr gebracht hat.

Der erste Anfall von Bewusstlosigkeit sei erfolgt, als sich der Mann zu Hause befunden habe, weitere in den Krankenhäusern in Sonderburg, Odense und Kopenhagen.

Gezielt und von einer Person außerhalb verabreicht

Das Gericht sah es durch die Aussagen von Krankenhauspersonal und Fachärzten als erwiesen an, dass das Medikament Baclofen, das als Ursache für die Anfälle zweifelsfrei festgestellt werden konnte, dem Opfer gezielt und von einer Person außerhalb des Krankenhauses verabreicht worden war.

Die Ehefrau des Opfers verfügte über große Mengen des Medikaments, bei einer Hausdurchsuchung wurden mehrere nicht angebrochene Packungen Baclofen gefunden.

Die Ehefrau, so der Richter, sei die einzige gewesen, die ihren Mann in der Zeit um den letzten Bewusstlosigkeitsanfall am 16. November 2018 im Reichshospital besucht habe. Nachdem ein Oberarzt Verdacht geschöpft und eine 24-stündige Überwachung angeordnet hatte, kam es nie wieder zu einem Vorfall dieser Art.

 

Mit Blick auf die vielen Fälle und die hohe Dosis an Baclofen, die bei dem Bewusstlosigkeitsanfall am 16. November festgestellt werden konnte, sieht es das Gericht als erwiesen an, dass die Angeklagte ihrem Mann das genannte Baclofen verabreicht hat mit der Absicht, dass er sterben soll.

Jens Schultz-Hansen, Richter


„Mit Blick auf die vielen Fälle und die hohe Dosis an Baclofen, die bei dem Bewusstlosigkeitsanfall am 16. November festgestellt werden konnte, sieht es das Gericht als erwiesen an, dass die Angeklagte ihrem Mann das genannte Baclofen verabreicht hat mit der Absicht, dass er sterben soll.

Etwas, das nur deshalb verhindert werden konnte, weil er sich in einem Krankenhaus befand und die notwendige Behandlung erhielt“, so der Richter in dem anderthalbseitigen Schuldspruch.

Die Staatsanwältin verlas vor Urteilsspruch das Ergebnis einer rechtspsychologischen Untersuchung. Diese zeigte zwar einen leichten Hang zur Überdramatisierung, aber keine mentalen Störungen, die auf geistige Verwirrung oder Gestörtheit hindeuteten, sodass die Frau voll schuldfähig ist.

Berufungsverfahren angekündigt

Renate Christa Bach befindet sich seit Dezember 2018 in Untersuchungshaft. Ihre Anwältin hat am Dienstag angekündigt, Berufung im Westlichen Landesgericht einzulegen.

Bis zu Prozessbeginn und einem abschließenden Urteil in zweiter Instanz wird die Untersuchungshaft fortgesetzt.

Auf die Frage des Richters, ob sie abschließend noch etwas zu sagen hätte, schüttelte Renate Christa Bach den Kopf.

 

 

 

 

 

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