Minderheitenpolitik

Neues Netzwerk: Minderheiten sollen voneinander lernen

Neues Netzwerk: Minderheiten sollen voneinander lernen

Neues Netzwerk: Minderheiten sollen voneinander lernen

Flensburg/Apenrade
Zuletzt aktualisiert um:
Minderheiten-Kompetenz-Netzwerk Schleswig-Holstein/Süddänemark
Der Gründungsvorstand (von links): Vello Pettai (ECMI), Anna Weiß (Verband deutscher Sinti und Roma, LV S-H), Christian Pletzing (Europäische Akademie Sankelmark) , Uwe Jessen (BDN), Frank Nickelsen (Friesenrat) , Eva Adel Penzes (FUEN), J. A. Chrstiansen (SSF), Johannes Callsen.  Foto: Staatskanzlei

Frieden und Zufriedenheit – in vielen Regionen mit Minderheiten fehlen sie. Damit aus (potenziellen) Krisenherden Garanten für Stabilität werden können, sollen sich Menschen aus ganz Europa in der Region begegnen.

„Wir wollen das bündeln, was wir hier haben und Minderheiten und Mehrheiten in anderen Regionen unseren Werkzeugkasten zeigen“, sagt Uwe Jessen, frisch gewählter Vorsitzender des neuen „Minderheiten-Kompetenz-Netzwerkes Schleswig-Holstein/Süddänemark“.

Hinter dem komplizierten Namen steckt also eine einfache Idee: Engagierte aus aller Herren Länder sollen ins deutsch-dänische Grenzland kommen, um zu erfahren, wie das hiesige Minderheitenmodell funktioniert – und um ihre Erfahrungen aus der Heimat weiterzugeben.

Callsen: Schulterschluss der Minderheitenverbände

„Wir wollen mit diesem Schulterschluss der Minderheitenverbände unsere minderheitenpolitische Kompetenz noch stärker als Best-Practice-Beispiel in Europa einbringen – durch Projekte, Seminare und Maßnahmen der Begegnung und des Austausches“, fasst es der Minderheitenbeauftragte des Landes Schleswig-Holstein, Johannes Callsen (CDU), zusammen.

Callsen hatte Anfang 2019 angeregt, den inhaltlichen Gedanken des an internem  Widerstand in der dänischen Minderheit in Südschleswig  gescheiterten „Hauses der Minderheiten“ in Flensburg in einem Netzwerk der Minderheitenverbände fortzuführen.

Gerade im Jahr von 100 Jahren friedlicher Grenzziehung in 2020 sei dies ein wichtiges Signal, so Callsen.

Auch von anderen lernen

Uwe Jessen, Generalsekretär des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), des Dachverbandes der deutschen Minderheit in Dänemark, sieht in dem Netzwerk, dem „Haus der Minderheiten ohne Haus“ auch eine Stärkung der Region und ihrer minderheitenpolitischen Rolle: „In anderen Bereichen gibt es das ja auch, zum Beispiel beim sogenannten Wirtschaftstourismus. Wie man sich Betriebe oder Landwirtschaften ansehen kann, so kann man sich hier bei uns die Minderheiten ansehen.“

Jessen spricht von „Know-How-Export“, doch auch in die andere Richtung soll es gehen: „Es geht darum, voneinander zu lernen. Es schadet auch unseren Verbänden und Jugendverbänden nicht, zu sehen, wie andere es machen.“

Nicht noch mehr Konferenzen – sondern Austausch vor Ort

Das Netzwerk soll explizit kein weiteres politisches Gremium sein. Zwar werde es natürlich Vorstandstreffen geben, doch „wir wollen nicht noch mehr Konferenzen“, sagt Jessen.

Stattdessen gehe es darum, die Besucher miteinander und mit relevanten Kontakten, vermittelt etwa von der Minderheiten-Forschungsstelle ECMI oder dem europäischen Minderheitenverband FUEN, beide mit Sitz in Flensburg, ins Gespräch zu bringen.

Mit den Deutschen in Dänemark, den Dänen in Deutschland, den Friesen und den Sinti und Roma sind zudem gleich vier Minderheiten mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Bedingungen direkte Ansprechpartner für die Besuchergruppen.

Eine Teilzeitkraft, die ihr Büro in der Akademie Sankelmark einrichten soll, wird die Fäden in der Hand halten. Das Land Schleswig-Holstein werde das Minderheiten-Kompetenz-Netzwerk „finanziell unterstützen und damit Projekte im Sinne der Minderheitenförderung ermöglichen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungssprechers. Sieben Verbände aus der Region haben das Netzwerk gegründet – man sei für weitere Mitglieder und Projektpartner offen, so Jessen.

 

Minderheiten-Kompetenz-Netzwerk Schleswig-Holstein/Süddänemark


Der gewählte Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:

Vorsitzender: Uwe Jessen (Bund Deutscher Nordschleswiger)
Stellvertretender Vorsitzender: Frank Nickelsen (Friesenrat)
Kassenwartin: Eva Adel Penzes (FUEN)
Schriftführer: Christian Pletzing (Europäische Akademie)
Beisitzerinnen und Beisitzer: Anna Weiß (Verband Deutscher Sinti und Roma Landesverband Schleswig-Holstein), Jens A. Christiansen (SSF) und Vello Pettai (ECMI)

Die Geschäftsführung des Minderheiten-Kompetenz-Netzwerkes liegt bei der Europäischen Akademie Schleswig-Holstein in Sankelmark.

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