Leitartikel

„Grenzland: Mit Mut zur Medienkooperation“

Grenzland: Mit Mut zur Medienkooperation

Grenzland: Mit Mut zur Medienkooperation

Der Nordschleswiger
Der Nordschleswiger
Nordschleswig/Südschleswig
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v. l.: Gwyn Nissen („Der Nordschleswiger“), Mads Sandemann („JydskeVestkysten“), Stefan Hans Kläsener („SHZ“) und Søren Munch („Flensborg Avis“) Foto: Der Nordschleswiger

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Eine einmalige Kooperation zwischen den vier Medienhäusern im Grenzland wurde vor zehn Jahren ins Leben gerufen. Das ist ein Grund zum Feiern und nach vorn zu blicken, meinen die Chefredakteure der vier Medien.

Von Mads Sandemann („JydskeVestkysten“), Stefan Kläsener („SHZ“), Søren Munch („Flensborg Avis“) und Gwyn Nissen („Der Nordschleswiger“)

Ein Versuch, sich irgendwie herauszureden, wäre sinnlos: Die Medien im deutsch-dänischen Grenzland haben über Jahrzehnte daran mitgewirkt, am gegenseitigen Feindbild festzuhalten. Das ist Fakt. Heute tragen wir zur Zusammenarbeit über die Grenze hinweg und zum gegenseitigen Respekt zwischen Mehrheiten und Minderheiten bei. Darauf sind wir stolz.

Das tun wir unter anderem durch eine einzigartige Kooperation, die ihresgleichen auf der Welt sucht: Die vier Medienhäuser im Grenzland – zwei den Mehrheiten zugehörig und zwei den Minderheiten – stellen einander seit zehn Jahren alle journalistischen Inhalte gegenseitig zur Verfügung – und somit auch den Leserinnen und Lesern der Region.

Das bedeutet zum Beispiel, dass Abonnentinnen und Abonnenten von „Flensborg Avis“  Artikel aus „JydskeVestkysten“ lesen können, die wiederum Nachrichten des „Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages“ veröffentlicht, der wiederum Artikel des „Nordschleswigers“ bringt. Wenn es uns gelingt, arbeiten unsere Journalistinnen und Journalisten nördlich und südlich der Grenze auch gemeinsam an Artikeln, die in allen vier Medien veröffentlicht werden.

Es hat Symbolcharakter, dass unsere Medienkooperation am 18. April ihren 10. Jahrestag feiert – am Düppeltag, der die größte Schlacht im Krieg von 1864 markiert. Die Zusammenarbeit ist nicht so selbstverständlich, wie sie aussehen mag, wenn man sie aus einer Medien- und Grenzlandperspektive anno 2023 betrachtet.

Die Geschichte des deutsch-dänischen Grenzlandes ist eine Geschichte mit vielen Konflikten und einem Jahrhundert mit Kriegen und Feindschaft. Die Nachkriegszeit nach dem Zweiten Weltkrieg war ebenfalls von Skepsis und Misstrauen geprägt, denn obwohl die Waffen ruhten, wurde immer noch „scharf geschossen“ – die national ausgerichteten Medien des Grenzlandes hielten die nationalen Fahnen hoch über den Köpfen.

Der Weg zur Versöhnung war lang, und die Medien haben den Zeitraum verlängert. Das war damals die Einstellung – auch in den Redaktionen. Zum Glück hat sich das deutsch-dänische Verhältnis im Grenzland Jahr für Jahr verbessert. Von der Feindschaft zur Freundschaft und vom Gegeneinander zum Füreinander.

Den Boden für die fruchtbare Zusammenarbeit hatten die vier Medien bereits Jahre zuvor bereitet, indem sie das Projekt „Unter Nachbarn – Blandt naboer“ gestalteten. In diesem Kreise bewiesen andere Chefredakteure als die, die heute an der Spitze stehen – Peter Orry („jfm“), Stephan Richter („Sh:z“), Siegfried Matlok („Der Nordschleswiger“) und Bjarne Lønborg („Flensborg Avis“) – dass sie den Mut, das Vertrauen und den Ehrgeiz hatten, diese Perle der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ins Leben zu rufen.

Aber es geht noch mehr im Grenzland. Sowohl unter den Medien als auch in anderen Zusammenhängen: Wir dürfen das Potenzial unserer Region nicht ungenutzt lassen und müssen wieder mehr Mut aufbringen. Denn nur gemeinsam steht das deutsch-dänische Grenzland als starke und selbstbewusste Region da.

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Kommentar

Hannah Dobiaschowski
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