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Ausgrabungsteam stöbert in Tingleffs Frühgeschichte

Ausgrabungsteam stöbert in Tingleffs Frühgeschichte

Ausgrabungsteam stöbert in Tingleffs Frühgeschichte

Tingleff/Tinglev
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Die Archäologin im Museumsverbund Museum Sønderjylland, Jette Maria Nørgaard Madsen, hat an der Grabungsstätte im Bereich der Tingleffer Kirche Scherben aus verschiedenen Epochen geborgen, teilweise sind sie 1.800 Jahre alt. Foto: Volker Heesch

An der Baustelle für die Erweiterung des Gemeindehauses an der Kirche stieß Archäologin auf rund 1.800 Jahre alte Stücke aus der Eisenzeit. Der Bereich um die vor 900 Jahren gegründete Kirche birgt ein breites Spektrum an Fundstücken.

Am Mittwoch hat ein Grabungsteam der in Hadersleben beheimateten Sparte Archäologie des Museums Sønderjylland ihre Untersuchungen im Bereich des Erweiterungsbaus am Gemeindehaus neben der Tingleffer Kirche abgeschlossen. Zusammen mit dem Grabungsassistenten Hans Christian Petersen hat Archäologin Jette Maria Nørgaard Madsen das Gelände neben dem einst als Schulgebäude genutzten Gemeindehaus untersucht.

 

Hans Christian Petersen und Jette Maria Nørgaard Madsen haben seit Montag den Bereich neben dem Gemeindehaus durchkämmt. Das Wetter hat bei der Notgrabung vor Beginn der Bauarbeiten zur Erweiterung des einstigen Schulgebäudes zum Glück mitgespielt. Foto: Volker Heesch

Zuvor hatte ein Bagger im Auftrag des Museums die oberste Bodenschicht abgetragen. Auch ein Apfelbaum ist dort gefällt worden.

Einsatz nach Voruntersuchung

„Wir sind bereits vor einigen Monaten zu einer Voruntersuchung hier gewesen“, berichtet Jette Maria Nørgaard Madsen. Sie fügt hinzu, dass nicht weit entfernt bereits vor rund 15 Jahren vor dem Bau von neuen Einfamilienhäusern Spuren eines Dorfes aus der Eisenzeit entdeckt worden sind. „Wir hatten deshalb die Idee, dass auch auf dem Gelände neben dem Gemeindehaus etwas aus dieser Zeit zu finden sein könnte. Auch besteht immer die Möglichkeit, im Umfeld einer alten Kirche wie in Tingleff Spuren aus der Zeit um 1100 zu finden, als der Bau der Kirche begonnen wurde“, so die Archäologin. Sie hat zusammen mit ihrem Mitarbeiter Reste von Häusern gefunden, die vermutlich vor 1.800 Jahren errichtet worden sind.

Altersbestimmung der Funde

„Mit der C 14-Methode werden Altersbestimmungen an Holzteilen vorgenommen“, erläutert die Archäologin und fügt hinzu, dass so festgestellt werden kann, ob der Bereich in der Phase der Germanischen Eisenzeit besiedelt worden ist. Also in der jüngeren Eisenzeit, als sich nach 400 n. Chr. die Verhältnisse im Gebiet des heutigen Tingleff nach der konfliktreichen Völkerwanderungszeit vermutlich beruhigt hatten. Der Bereich um Tingleff ist aus archäologischer Sicht interessant, weil nicht weit entfernt das Verteidigungswerk aus der Zeit des Reiches der Angeln, „Olgerdiget“, früher auch Olmerswall genannt, liegt.

Viele Keramikscherben aus der Eisenzeit, aber auch einen Bronzeknopf und den Eckzahn eines Ebers hat das Grabungsteam im Bereich des Gemeindehauses neben der Tingleffer Kirche entdeckt. Foto: Volker Heesch

 

Auch ist die Lage im Bereich des uralten Heerweges von Bedeutung. Möglicherweise reicht der Name Tingleff/Tinglev in die Zeit der Germanischen Eisenzeit zurück. „Vieles über diese Epoche liegt im Dunkeln, obwohl wir viele Funde aus dieser Zeit geborgen haben“, so Jette Maria Nørgaard Madsen. Besonders am Untersuchungsort an der Kirche ist ihrer Aussage nach der Standort wahrscheinlich recht lange bewohnt gewesen ist. Es wurden mehrere Häuser hintereinander errichtet oder erweitert.

Reste von Kalkpfeifen

Und sie erwähnt auch Entdeckungen aus neuerer Zeit: „Wir sind auf Reste von Kalkpfeifen gestoßen. Vielleicht hat der Lehrer an der früheren Schule sie geraucht. Auch Ziegelsteine und recht neue Scherben haben wir gefunden. Vielleicht stand hier auch einmal ein Stall, der in Beziehung zur Kirche stand.“ Keine Funde wurden bisher aus der Zeit des frühen Mittelalters gemacht, die Umstände der Errichtung der Kirche beleuchten könnten.

 

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