Autorenlesung

„Ich durfte bei Stine mit ins Haus“

„Ich durfte bei Stine mit ins Haus“

„Ich durfte bei Stine mit ins Haus“

Terkelsbüll/Tingleff
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Arno Carstensen und Marlies Wiedenhaupt trafen sich bei der Autorenlesung in Tingleff zum ersten Mal. Foto: aha

Der Terkelsbüller Arno Carstensen wuchs als Nachbarsjunge der urigen Husumerin auf. „Ich bin gespannt auf das Buch.“

„Mensch, das gibt’s ja nicht‘, war mein erster Gedanke, als ich im Nordschleswiger von der heutigen Autorenlesung in der Schule über Stine las. ,Da musst du hin‘, sagte ich mir“, erzählt Arno Carstensen. Er lebt schon seit 25 Jahren mit seiner Frau in Terkelsbüll, aber aufgewachsen ist er in Husum. Fast zehn Jahre ging er ein und aus bei seiner Nachbarin Anneline Petersen –   genannt „Stine“, die von  Marlies Wiedenhaupt, 22 Jahre nach deren Tod, porträtiert worden ist. Die Mitarbeiterin des Nordschleswigers ist gebürtige Husumerin.

„Ich war zwei, drei Jahre alt, als meine Eltern Mitte der 50er Jahre an den Stadtweg in Husum zogen. Außer unserem Haus gab es in der Nähe nur zwei- und dreistöckige Wohnblocks und den Hof von Stine. Es gab keinen Spielplatz, und so bin ich jeden Tag zu Stine auf den Hof gegangen – zum Spielen,  zum Helfen und um Trecker zu fahren“, erinnert er sich gern an die Zeit zurück. „Ich bin quasi auf Stines Hof groß geworden“, sagt er. Dass sie eine besondere Frau war, hatte er natürlich auch  bereits als kleiner Knirps mitbekommen. Er bewunderte sie, auch wenn  er sie manchmal für wunderlich hielt. „Wenn man Stine bei etwas geholfen hatte, gab es einen Apfel zur Belohnung. Der konnte auch schon faul sein, aber bei Stine kam nichts um. Da wurde nichts weggeworfen“, erzählt er und fügt noch ein weiteres Beispiel  hinzu: „Wenn ein Huhn  von den anderen totgepickt worden war, dann hat Stine es selbstverständlich geschlachtet und gegessen.“

„Die war ein ganz anderer Typ – auf jeden Fall roch sie nicht“

Arno Carstensen erinnert sich auch daran, dass Stine eine Schwester namens Sophie hatte. „Die war ein ganz anderer Typ – auf jeden Fall roch sie nicht“, fügt er lachend hinzu. „Ich erinnere mich aber, dass Stine mal zum Kaffee bei meiner Mutter eingeladen war. Da hatte sie sich richtig schick gemacht, sich gewaschen und saubere Kleider an“, hat dieses dann doch ungewohnte Bild offensichtlich bleibenden Eindruck hinterlassen.

Die Bäuerin war eine besondere Dame.  „Ich durfte bei Stine mit ins Haus. Männer kamen sonst nicht rein. Auch Arthur nicht. Dabei war Arthur ihr Helfer auf dem Hof. Der schlief im Stall. Dort schlief sie übrigens auch, wenn eine Kuh kalben sollte – sie legte sich neben sie ins Stroh“, erzählt Carstensen.  Mitte der 60er Jahre zog die Familie aus dem Stadtweg weg, und so verlor Arno den Kontakt zu Stine.

Die ungewöhnliche Bäuerin hat ihn offensichtlich geprägt. „Als meine Frau und ich vor 25 Jahren auf Haussuche gingen, arbeiteten wir beide in Flensburg, aber ich wollte nicht eingezwängt in einer Wohnung leben. Wir suchten nach einem Resthof auf dem Lande, und den haben wir in Terkelsbüll gefunden. Wir können uns auf 7.000 Quadratmetern frei entfalten“, schildert er die Vorzüge seiner Wahl-Heimat.

Das Buch von Marlies Wiedenhaupt über Stine hat er übrigens noch nicht gelesen. „Ich werde es mir noch von meiner Schwägerin ausleihen. Aber Marlies Wiedenhaupt hat Stine offensichtlich richtig gut porträtiert. Ich erkenne sie in den Geschichten und Anekdoten total wieder“, zeigte er sich begeistert von der gestrigen Autorenlesung in der  Schule.

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