Kultur und Gesellschaft

Mit Frauenpower in die Theatersaison

Mit Frauenpower in die Theatersaison

Mit Frauenpower in die Theatersaison

Jündewatt/Jyndevad
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Die neue Laienspielgruppe aus Jündewatt besteht ausschließlich aus Frauen. Mit dabei sind (v. l.) Gretel Ries, „Kimmi" Trinkies, Marion Christensen, Marion Jørgensen, Karin Hansen-Osmanoglu, Cilli Guldager (auf dem Stuhl) sowie Elja Nicolaisen (rechts). Auf dem Foto fehlt Sabrina Nissen. Foto: Privat

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Aufatmen in Jündewatt: Die händeringende Suche nach neuen Mitgliedern für die Laienspielgruppe hat Früchte getragen. Ein neues Team ist gebildet worden. Die Rollenverteilung war allerdings eine Herausforerung.

„Frauenpower“ oder auch „Ladykracher“!

So lässt sich der Neustart der Jündewatter Laienspielgruppe betiteln. Ausschließlich Frauen sind dem Aufruf gefolgt und haben sich für die kommende Spielzeit gemeldet. Die lange Theatertradition in Jündewatt kann somit hochgehalten werden.

Ein achtköpfiges Team um Souffleuse und „Regisseurin“ Gretel Ries hat sich gefunden. 

Hahn im Korb

Zur Gruppe gehört als Hahn im Korb eigentlich auch Rolf Pfeifer. Er ist leidenschaftlicher Laienspieler, eine treibende Kraft der Truppe und obendrein Vorsitzender des Deutschen Hauses in Jündewatt, wo geübt und aufgeführt wird. 

Aus privaten und terminlichen Gründen hatte er diesmal passen müssen und wird nicht auf der Bühne stehen. Er bringt sich aber anderweitig ein und hilft bei der Planung und Koordinierung der Saison.

Pfeifer freut sich, dass eine neue Gruppe zustande gekommen ist.

„Gesucht wurden Personen, die nicht nur Freude am Theaterspielen haben, sondern auch den notwendigen Teamgeist und Esprit mitbringen. Diese Personen haben wir gefunden“, so Pfeifer.

Auch ein Stück hat man bereits ausgewählt. Es handelt sich um den Dreiakter „Der irre Theodor“ von Ludwig Stürmer.

Amüsante Handlung

Schon der Titel verspreche einen kurzweiligen Theaterabend, wagt Rolf Pfeifer zu prognostizieren.

Im Stück treten sieben Personen in Erscheinung, drei männliche und vier weibliche.

Da die neue Laienspielgruppe ausschließlich aus Frauen besteht, wird die Umsetzung eine besondere Herausforderung, da einige Akteure den männlichen Part übernehmen müssen. 

Schon jetzt, nach den ersten Treffen, ist Pfeifer davon überzeugt, dass die Damen diese Aufgabe meistern werden.

„Ich kann behaupten, dass diese sieben Damen und die Souffleuse ihren spielerischen Charme in dieses Stück einbringen und für Schenkelklopfer sorgen werden. Schon bei den ersten Leseproben blieb bei uns kein Auge trocken“, ergänzt der Mann im Hintergrund.

 

Leseprobe zum neuen Stück der Jündewatter Laienspieler Foto: Privat

„Sie haben es einfach drauf und schießen aus der Hüfte“, so die Vorschusslorbeeren von Rolf Pfeifer für die Schauspielfähigkeiten und Spontanität seiner Kolleginnen. 

Die Theatergruppe besteht aus Sabrina Nissen, Marion Jørgensen, Karin Hansen-Osmanoglu, Kimberley Trinkies, Elja Nicolaisen, Marion Christensen, Routinier Cilli Guldager sowie Souffleuse Gretel Ries. 

Im Stück verspielt Theodor Gatter beim Pferderennen sein Hab und Gut, was natürlich die Ehefrau in Rage bringt. Unterdessen wird der Sohn auch noch nackt beim Tanzen in einer Sex-Bar fotografiert. Um seine Chance auf eine Hochzeit mit Flora aus reichem Hause zu wahren, behauptet Theodor einfach, er sei es gewesen und mimt zudem den Irren. 

Es kommt zu vertrackten und kuriosen Momenten, auf die sich das Publikum freuen kann.

Geheime Rollenvergabe

Wer von den Akteurinnen die männlichen Rollen übernehmen, möchte Rolf Pfeifer nicht verraten. Das soll bis zur Premiere am liebsten geheim bleiben, um die Vorfreude zu erhöhen.

Die Darstellerinnen der Jündewatter Laienspielgruppe: Sabrina Nissen, Marion Christensen, „Kimmi" Trinkies, Elja Nicolaisen, Karin Hansen-Osmanoglu, Marion Jørgensen (v. l.) sowie Cilli Guldager („liegend"). Foto: Privat

Der Plan sieht vor, dass das Stück ab März mit Premiere in Jündewatt dargeboten wird. Auch bei der Dittchenbühne in der Patenschaftstadt Elmshorn ist wieder eine Aufführung geplant.

„Es wäre die 25. Vorstellung der Jündewatter Laienspielgruppe. Wir hoffen jetzt inständig, dass uns die Pandemie nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht“, so Rolf Pfeifer.

Das Silberjubiläum in Elmshorn nimmt man in Jündewatt zum Anlass, Kontakt zu ehemaligen Laienspielern aufzunehmen, und sie zu einem gemütlichen Abend einzuladen, um alte Theaterzeiten aufleben zu lassen.

Sollten Leute alte Fotos oder sogar Videos von Aufführungen besitzen, „dann würden wir sie gerne ausleihen“, so der Appell von Pfeifer, sich bei der Gruppe zu melden.

Comeback auf der Bühne

Neu bei den Jündewatter Laienspielern ist unter anderem Marion Christensen. Die Tinglefferin ist auf der Bühne allerdings keine Unbekannte. 

Die schlagfertige und humorvolle Frau hat viele Jahre bei der Grenzrevue in Krusau (Kruså) mitgewirkt, wo sie mit ihrer unnachahmlichen urigen Art das Publikum zum Lachen brachte.

Sie zog sich vor Jahren aus der Satiregruppe zurück und legte eine Spielpause ein. 

Nun feiert sie in Jündewatt ein Comeback. Wie kam es dazu?

Es hänge unter anderem damit zusammen, dass sie in den Vorstand des Sozialdienstes Tingleff gekommen sei und dadurch wieder Mittendrin in der deutschen Gemeinschaft ist.

„Karin Hansen (Karin Hansen-Osmonoglu, Familienberaterin im Bezirk Tingleff, red. Anm.) sprach mich an und überredete mich, in Jündewatt mitzumachen“, erwähnt  Marion Christensen. 

Nach rund 20 Jahren Grenzrevue, bei der sie 2015 mangels Antriebes ausschied, betritt sie nun bald wieder die Bretter, die die Welt bedeuten.

Bei der Grenzrevue in Krusau schlüpfte Marion Christensen viele Jahre lang in die skurrilsten Rollen. Foto: Riggelsen

Marion Christensen ist von den ersten Treffen der Jündewatter Laienspieler Feuer und Flamme.

„Es ist eine herrliche Gruppe. Es macht unheimlich viel Spaß, und ich habe gemerkt, wie sehr ich das Theaterspielen und das Drumherum vermisst habe“, sagt die Comebackerin.

Frauen ein Gewinn

Dass das Team ausschließlich aus Frauen besteht, sieht sie als ein i-Tüpfelchen.

„Das ist doch etwas Besonderes. Es ist hier ja oft so, dass Männer in die Rolle von Frauen schlüpfen mussten. Diesmal ist es andersrum. Das ist für mich das gewisse Extra. Wir werden das hinkriegen“, betont die Laiendarstellerin mit einem Lachen.

Die bisherigen Leseproben hätten unheimlich viel Spaß gemacht und sie freue sich jetzt schon auf das Üben, das Anfang kommenden Jahres in Angriff genommen wird.

„Das wird sicherlich spannend und lustig“, so Christensen.

Hat bei der Grenzrevue schauspielerisches Können unter Beweis gestellt: Marion Christensen (Archivfoto) Foto: Riggelsen

Aus der Gruppe kennt Marin Christensen Gretel Ries ganz gut. Dass sie als erfahrene Theaterfrau als Souffleuse und Beraterin dabei ist, sei ein Gewinn.

„Ich kenne Gretel noch aus der Schulzeit. Sie macht es unheimlich gut, wenn wir das Stück durchgehen und Leseproben machen. Gretel kennt sich aus und gibt wertvolle Tipps. Wenn jemand bei der Leseprobe nicht kann, dann springt sie ein und füllt die Lücke nahtlos aus“, bemerkt Marion Christensen.

Es zeichnet sich auch schon eine Gemeinschaftsarbeit ab. „Alle bringen sich ein, wenn hier und da Justierungen erfolgen“, so Christensen.

Welche Rolle sie spielt, ist auch der erfahrenen Laienspielerin nicht zu entlocken.

„Ne, ne. Das soll bis zur Aufführung nicht verraten werden.“

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