Geschichte
Kinder und Jugendliche im Krieg – neue Ausstellung im Fröslevlager
Kinder und Jugendliche im Krieg – neue Ausstellung
Kinder und Jugendliche im Krieg – neue Ausstellung
Während der Besetzung Dänemarks durch Hitler-Deutschland wurden junge Menschen Teil des dänischen Widerstandskampfes. Andere stellten sich in den Dienst des NS-Regims. Das Fröslevlager greift mit einer neuen, multimedialen Ausstellung das Schicksal von jungen Widerstandskämpfern auf der einen, und jungen Landesverrätern auf der anderen Seite auf.
Der Hauptfilm im schwarz gehalten Raum der Baracke H6 im Fröslevlager läuft in Dauerschleife. Ton und Bilder deuten es klar an: Hier wird etwas erzählt.
Das Dokumentar-Kino ist nur ein Bereich der neuen Ausstellung „Børn og unge i Krig“ („Kinder und Jugendliche im Krieg“), die das Frösleer Museum um dessen Leiter Henrik Skov Kristensen in Zusammenarbeit mit der Media-Firma „Tiki Media“ zusammengestellt hat.
Entstanden ist eine multimedia-Ausstellung mit Filmbeiträgen, interaktiven Elementen und Originalmaterial über junge Menschen, die sich während des Krieges gegen das nationalsozialistische Regime stellten oder mit ihm sympathisierten.
Junge Leute ansprechen
Man habe diese multimediale Form der Wissensvermittlung ganz bewusst gewählt, um die junge Generation besser zu erreichen und das Interesse für die Geschichte zu wecken. „Es entspricht nun einmal dem Zeitgeist, mediale Formate in der Vermittlung miteinzubeziehen“, so Historiker und Museumsleiter Henrik Skov Kristensen.
Die Art der Geschichtsvermittlung und die Tatsache, dass die Protagonisten der Ausstellung allesamt Jugendliche oder junge Erwachsene waren, könnte die heutige Jugend zusätzlich fangen, so der Gedanke.
Das Wissen über den Krieg und die Besetzung Dänemarks ist oft lückenhaft oder gar nicht vorhanden, weiß Skov Kristensen aus eigenen Begegnungen mit jungen Menschen.
Laut einer Untersuchung des Unternehmens Rambøl aus dem Jahr 2010, beauftragt von der Zeitung „Jyllands-Posten“, wussten nur 17 Prozent der befragten 18- bis 25-Jährigen, was am 9. April 1940 geschah (Einmarsch deutscher Truppen und die Besetzung Dänemarks). Die neue Ausstellung und das dazu konzipierte Unterrichtsmaterial werden dazu beitragen können, dass die junge Generation besser über die damalige Zeit Bescheid weiß.
Nah am Geschen
Wohl dem, der mit Henrik Skov Kristensen als Kenner der Kriegs- und Nachkriegszeit einen Rundgang durch die neue Ausstellung machen kann. Mann schöpft dann aus einem Füllhorn mit ergänzenden Fakten und Informationen zu den Menschen, die Teil der Ausstellung sind.
Es geht unter anderem um Grethe Batram, über die Skov Kristensen vor Jahren ein Buch verfasst hat, und die als größte Denunziantin des Landes galt. Sie verriet 70 Landsmänner an die Gestapo, von denen 33 in Konzentrationslager landeten und neun ums Leben kamen. Sie überlebte trotz eines Todesurteils und ging nach Schweden.
Auch zum Material des berüchtigten Ib Birkedal Hansen, der für die Gestapo Verhöre vornahm und folterte und 1950 als dänischer Landesverräter hingerichtet wurde, weiß Skov Kristensen viele ergänzende Hintergrundinformationen zu geben.
Doch auch ohne den Historiker gibt die Ausstellung einen interessanten und auch persönlichen Eindruck von jungen Menschen während des Krieges.
Auf der gegenüberliegenden Wand des hinteren Ausstellungsraums wird das Schicksal junger Menschen beschrieben, die Teil des Widerstandskampfes wurden und in die Fangarme des Naziregimes gelangten.
Es entspricht nun einmal dem Zeitgeist, mediale Formate in der Vermittlung miteinzubeziehen.
Henrik Skov Kristensen
Erzählt wird die über die Künstlerfamilie Holm Hansen. Die Söhne Ib und Preben schließen sich zusammen mit dem Vater der Widerstandsbewegung an. Alle drei werden nach einem Verrat jener Grethe Bartram verhaftet und in deutsche Konzentrationslager gebracht. Nur Preben überlebt und ist bis zum Tod 2000 als Künstler tätig.
Auch das Familienschicksal von Dorthe Røssell wird aufgegriffen, die als junges Mädchen miterlebt, wie die Gestapo mit jenem Ib Birkedal Hansen ihre Eltern als Widerstandskämpfer festnimmt.
Alle Seiten miteinbezogen
Einige der Schicksale sind in Kurzfilmen festgehalten, in denen Familienangehörigen und Historiker wie Henrik Skov Kristensen zu Wort kommen.
Wie war es, als Mitglied der deutschen Minderheit als junger Soldat der Wehrmacht in den Krieg zu ziehen? Auch diese Komponente wird mit der Person Jürgen Trede erzählt, der an der Ostfront fiel.
„Es war uns wichtig, alle Seiten miteinzubeziehen“, betont Henrik Skov Kristensen, der beim Zusammentragen des Materials Kontakt zu Angehörigen und bei der Person Jürgen Trede zum Deutschen Museum für Nordschleswig aufgenommen hatte.
Das Ausstellungsprojekt ist von den Stiftungen „Augustinus Fonden“, „Brødrene Hartmanns Fond“ und „Aage og Johanne Louis-Hansens Fond“ unterstützt worden.
Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Im November von 10 bis 15 Uhr. Im Dezember und Januar ist es geschlossen.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 60 Kronen, Kinder unter 18 haben freien Eintritt.