Schulentlassungsfeier

Nachschulabschied auf vier Rädern

Nachschulabschied auf vier Rädern

Nachschulabschied auf vier Rädern

Tingleff/Tinglev
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Coronabedingt kurios aber auch einfallsreich: Nachulabschiedsfeier als Drive-in Foto: Karin Riggelsen

Ganz schön abgefahren: Wegen der Corona-Auflagen hat sich die Deutsche Nachschule Tingleff auf spezielle Weise von den Schülern und deren Angehörigen verabschiedet. Die Familien kamen, sahen und blieben im Auto. Wer eine Klimaanlage hatte, war im Vorteil.

„Im Einzugsgebiet von Tingleff, ist wegen der Entlassungsfeier der Deutschen Nachule mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen zu rechnen. Insbesondere im Bereich des Sporthallenparkplatzes im Zeppelinvej, ist von zwischenzeitigen Staus auszugehen. Ortskundige sollten den Bereich weiträumig umfahren“.

Solche eine Verkehrsmeldung kam am vergangenen Sonnabend dann doch nicht durchs Radio, hätte sich aber ein wenig angeboten.

Abschied mit Abstand

Im Auto nahmen die Nachschüler und deren Familienangehörigen Abschied von Lehrern und Mitarbeitern, die an den offenen Fenstern der Sporthallenrückseite zuriefen, zuwinkten und alles Gute wünschten.

Nachschulleiter Jørn Warm beim Abschieds-Smalltalk am Autofenster Foto: Karin Riggelsen

Die Corona-Vorgaben haben die Deutsche Nachschule Tingleff zwangsläufig einen ganz anderen Ablauf der Entlassungsfeier auf die Beine stellen lassen.

Es hatte etwas von Autokino und Autocorso, als die Fahrzeuge den Parkplatz der Sporthalle neben der Nachschule ansteuerten, damit Eltern und Schüler auf eine ganz andere Art Tschüss und Danke sagen und die Zeugnisse überreicht bekommen konnten.

Tutor Martin Holst (l.) bei der Zeugnisübergabe Foto: Karin Riggelsen
Trotz Corona-Krise konnten sich die Nachschüler gebührend von einander verabschieden. Foto: Karin Riggelsen

Alle Beteiligten waren sichtlich bemüht, sich die gute Laune durch die alternative und kontaktfreie Abschiedsfeier nicht vermiesen zu lassen.

Irgendwie war es ja auch kultig, das vom Coronavirus stark beeinflusste Schuljahr auf solch eine Weise zu beenden.

Langer Tag

Um einen reibungslosen und möglichst staulosen Ablauf zu gewährleisten, wurde ein langer Zeitraum angesetzt. Tutorgruppenweise steuerte Wagen für Wagen den Abschiedsbereich des Parkplatzes am Fitnessraum der Halle an.

Von 11 bis 17 Uhr war der Verkehrstag angesetzt. Die Schüler bekamen die Zeugnisse ausgehändigt, während die Familienangehörigen die Übergabe aus dem Auto mitverfolgten.

Auch das ist in der Kategorie „ungewöhnlich" und „besonders" einzustufen. Welcher Nachschuljahrgang kann schon von sich sagen, so eine lange Abschiedsfeier gehabt zu haben?

Am Abschiedstag mussten die Schüler ihre sieben Sachen wegen der Corona-Vorgaben allein zum Auto der Eltern bringen. Foto: Karin Riggelsen

Hitze und Regenschauer

Das Wetter meinte es mit den Autoinsassen fast schon zu gut. Es herrschten hohe Temperaturen, und trotz eines zwischenzeitigen starken Regenschauers waren alle diejenigen im Vorteil, die mit einer Klimaanlage ausgestattet waren.

Auch für Lehrerin und Nachschul-Urgestein Ingrid Bernden war die diesjährige Abschlussfeier außergewöhnlich. Foto: Karin Riggelsen

Ein ebenso besonderes und außergewöhnliches Ereignis war das Abschiedsfest vor allem auch für Lehrkräfte und Personal.

Ingrid Berndsen, Lehrer-Urgestein der Nachschule, hat sich die Mühe gemacht, das „Corona-Halbjahr“ und das etwas andere Abschlussfest Revue passieren zu lassen:

Verabschiedung an der Nachschule als Drive-in

Ja, wir hatten unseren Jahrgang 19/20 am 24.5. 20 zurückbekommen und in den vergangenen 30 Tagen ein strammes Programm mit ihm gefahren: Es war eine Mischung aus Sport, Spiel , Spaß, prüfungsvorbereitendem Unterricht - auch wenn die Prüfungen eigentlich ausgefallen sind, war es möglich, sofern man zwischen zwei Noten stand, sich durch eine schriftliche oder mündliche Prüfung noch zu verbessern und von dieser Möglichkeit wurde kräftig Gebrauch gemacht – Cowboy Games, Olympischen Spielen à la Nachschule, einem indischen Abend als Gala-Abend und einer vollkommen anderen Art der Verabschiedung von unseren Schülern und Schülerinnen.

Der Parkplatz hinter der Sporthalle am Skovfennen wurde zum Drive-in umgestaltet. Während Mama, Papa oder die Schüler selbst als 17-jährige Neu-Führerscheinbesitzer mit dem Auto vorfuhren, wurde durch die ausgehängten Fenster an der Südseite der Halle zunächst eine Stärkung für den Gaumen angeboten: Fransk Hotdog; heißer Kaffee mit Zimtschnecken oder Himbeerschnitten lautete das Angebot aus einem zweiten Fenster; ein weiteres Fenster bot kleine Süßigkeiten und kalte Erfrischungsgetränke an, die bei den 28 Grad Celsius Außentemperatur, die am Samstag in Tingleff herrschten, auch gerne angenommen wurden.

Am letzten Fenster gab es schließlich für alle Schüler und Schülerinnen die langerwarteten Abschlusszeugnisse der Klassen 9 und 10 von ihren jeweiligen Tutoren überreicht. Individuell ergänzt wurde dies mit kleinen persönlichen Geschenken wie u. a. Bildern oder hawaiianischen Aloha-Ketten. Waren diese vier Fenster „abgearbeitet“, parkte man auf dem hinteren Teil des Parkplatzes ein und hatte neben der Möglichkeit, die Bildes des Jahres auf einem riesigen Bildschirm anzusehen, die non-stop liefen, vor allen Dingen die Gelegenheit, sich ausreichend voneinander zu verabschieden und unzählige Erinnerungsfotos zu schießen.

Jeweils zwei Tutorgruppen hatten für ihre Verabschiedung von den Mitschülern und Mitarbeitern und Kollegen jeweils ein Zeitfenster von einer Stunde, so dass jeder auch die Chance hatte, ausreichend Tschüß zu sagen. Gehofft hatten wir alle, dass der Wetterbericht nicht ganz stimmen würde und es bis ca. 17 Uhr nicht zu dem vorausgesagten Gewitter mit Starkregen, Windböen und Hagel kommen würde, doch um 14.30 brach es weltuntergangsmäßig über uns her. Binnen einer Minute waren alle Akteure durchnässt. Der guten Stimmung, eine außergewöhnliche Verabschiedung von der Nachschulzeit zu erhalten, tat es aber keinen Abbruch. Es wurde ins Gebäude gebracht, was möglich war und trotz des ungefähr eine Stunde anhaltenden warmen Dauerregens ging es weiter, bis dann auch der letzte Schüler des Jahrgangs 19/20 verabschiedet war.

So ungewöhnlich, wie das gesamte Schuljahr 19/20 aufgrund von Covid-19 war, passte auch der Abschluss dazu, den wohl kein Schüler oder Schülerin vergessen wird.

Abschiedstränen am Ende eines von der Corona-Pandemie beeinträchtigten Nachschuljahres Foto: Karin Riggelsen
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