2020

Wildschweinzaun steht Gemeinschaftsfest im Weg

Wildschweinzaun steht Gemeinschaftsfest im Weg

Wildschweinzaun steht Gemeinschaftsfest im Weg

Pattburg/Padborg
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Eine grenzüberschreitende Kaffeetafel am Grenzübergang Rønsdam wird es nicht geben. Foto: Claus Thorsted/JV

Der Kulturverein „Alte Schule Niehuus“ lehnt eine deutsch-dänische 2020-Feier direkt an der Grenze bei Rønsdam wegen des Zauns ab. Freunde aus Dänemark sind zu einem Alternativprogramm eingeladen – abseits des Zauns.

Der Freundeskreis der Pattburger Freilichtbühne und der Kulturverein „Alte Schule Niehuus“ haben mit Freude auf die gemeinsame, grenzüberschreitende Wanderung am 29. Dezember hingewiesen, bei der sich Teilnehmer aus Deutschland und Dänemark beim Spazieren näherkommen können.

Die Wanderung ist eine von mehreren Gemeinschaftsaktionen der vergangenen Jahre, mit denen ein buchstäblich grenzenloses Miteinander gepflegt werden soll.    

Die Freude über die bislang gute Beziehung zwischen Pattburg und den Freunden aus Niehuus und der Gemeinde Harrislee ist jedoch etwas getrübt worden.

Schuld ist der Wildschweinzaun. Im Juni sollte laut Plan des Freilichtbühnenvereins und der Kulturgruppe „Alte Schule Niehuus“ zum 100-jährigen Bestehen der dänischen Wiedereingliederung Nordschleswigs eigentlich ein Sommerfest mit Kaffeetafel direkt am und über dem Grenzübergang „Rønsdam“ stattfinden.

Plan B

Dieses Fest hat man seitens der Niehuuser abgesagt bzw. geändert. 

Der Grundgedanke, über die Grenze hinweg ein friedliches und barrierefreies Miteinander zu pflegen, würde ab ad absurdum geführt, wenn man den Zaun bei einer Kaffeetafel im Nacken hat, so der Tenor aus Niehuus.

Man werde die Freunde aus Dänemark alternativ nun am 17. Mai zu einem Beisammensein in der Alten Schule einladen, die rund 500 Meter vom viel diskutierten Wildschweinzaun entfernt liegt.

„Wir wollen das gut nachbarschaftliche Verhältnis weiter pflegen, halt nur nicht direkt am Wildschweinzaun“, so Karl Hermann Rathje, Vorsitzender des Kulturvereins „Alte Schule Niehuus“ zum „Nordschleswiger“.

Er macht keinen Hehl daraus, dass der Zaun bei den Bürgern in Deutschland und insbesondere bei denjenigen nicht gut ankommt, die dicht an der Grenze leben.

Der Zaun ist laut Rathje aber nicht allein die Ursache für die Neuausrichtung des gemeinsamen 2020-Festes.

Wir wollen das gut nachbarschaftliche Verhältnis weiter pflegen, halt nur nicht direkt am Wildschweinzaun.

Karl Hermann Rathje, Alte Schule Niehuus

Ursprünglich waren in Zusammenarbeit mit dem Freilichtbühnenverein drei Tage mit Kulturprogramm, Kaffeetafel und Gottesdienst angesetzt.

Frühschoppen

Es hatte jedoch Absagen für den gemeinsamen Kulturabend gegeben „und der deutsch-dänische Gottesdienst kann nicht wie erhofft stattfinden. Wir haben daraufhin beschlossen, am 17. Mai zu einem Jazzfrühschoppen in der Alten Schule einzuladen“, so Rathje.

Er hat selbst über 50 Jahre direkt an der Grenze bei Niehuus gelebt und Wert auf eine ungehinderte Passage und auf ein gutes Verhältnis zu den Bürgern auf dänischer Seite gelegt.

„Vor allem mit dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens hatte sich einiges geändert“, so Rathje.

Der Zaun gegen die Verbreitung der Afrikanischen Schweinepest sei da eine Barriere – sowohl praktisch als auch mental, so seine Meinung.

Der Freiluftbühnenverein hat die Bedenken und die Planänderung der Freunde aus Niehuus mit Bedauern zur Kenntnis genommen, man respektiere die Entscheidung aber, so Ninna Schrum vom Pattburger Freilichtbühnen-Vorstand bei „JydskeVestkysten“.

Das Zaunproblem wird womöglich Gesprächsstoff beim gemeinsamen Wandertag am 29. Dezember zwischen 12.30 und 16 Uhr sein. Die Laune und das Miteinander wollen sich die Veranstalter davon aber sicherlich nicht verderben lassen. 

Kritik an der Haltung und der Reaktion aus Niehuus äußert derweil Apenrades Stadtratsmitglied Ejler Schütt (DF) in einem Leserbrief. 

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