Erfolgreicher Artenschutz

Kongsmoor in Spitzenposition als Kranich-Brutrevier

Kongsmoor in Spitzenposition als Kranich-Brutrevier

Kongsmoor in Spitzenposition als Kranich-Brutrevier

Volker Heesch
Drawitt/Draved
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Das Foto zeigt ein Kranichpaar mit einem Jungvogel. Foto: Jan Skriver/DOF

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Das Naturschutzgebiet in Nachbarschaft des Urwaldes Drawitter Wald bei Lügumkloster beherbergt mit elf Brutpaaren die meisten der großen Schreitvögel an einem Einzelstandort in Dänemark. Die erst seit gut 20 Jahren wieder in Nordschleswig heimischen Vögel sind nicht mehr scheu und brüten auch in der Nähe von Ortschaften.

Während der vergangenen Jahre haben viele Menschen in Nordschleswig bei Fahrten oder Spaziergängen im Landesteil immer öfter und immer mehr Kraniche beobachtet. Vor gut 20 Jahren war es eine Sensation, als erstmals nach rund 100 Jahren im Frösleer Moor (Frøslev Mose) wieder brütende Kraniche entdeckt wurden.

Bis zu 1,20 Meter hoher Vogel

Inzwischen ist der Vogel, der eine Körperhöhe von 1,20 Metern erreicht, fast in allen Teilen Nordschleswigs heimisch geworden. Die traditionell in Frankreich und Spanien überwinternden Vögel verbringen teilweise auch die Wintermonate hierzulande. Der für die Kraniche zuständige Fachmann des dänischen Vogelschutzvereins „Dansk Ornitologisk Forening“ (DOF), Sten Nielsen, berichtet, dass in ganz Dänemark der Brutbestand sich der Zahl 1.000 nähert.

Das Kongsmoor soll durch Wiedervernässung wieder zu einem lebenden Hochmoor werden. Es hat dort auch archäologische Untersuchungen gegeben. In früheren Zeiten wurde in dem Gebiet südlich von Lügumkloster Torf abgebaut. Foto: Museum Sønderjylland

 

„Das Kongsmoor in Nordschleswig ist das Einzelgebiet mit dem größten Kranichvorkommen“, so Nielsen. Es sind dort elf Brutpaare registriert worden. Das ist Spitze in Dänemark. Zuerst hatte es lange Zeit nur einzelne Bruten in einsamen Heiden Nordjütlands gegeben, vermutlich waren es Kraniche aus Schweden.

Zuwanderung aus Schleswig-Holstein

Mit der Zuwanderung von Kranichen aus Schleswig-Holstein, wo in der 1980er Jahren nur noch einzelne Exemplare im Bereich Ratzeburg lebten und es anschließend, begleitet von Schutzmaßnahmen, eine Ausbreitung Richtung Norden gab, sind in Nordschleswig inzwischen fast alle größeren Moore von den Schreitvögeln besetzt worden. „Die Vögel sind längst nicht mehr so scheu wie in früheren Jahrzehnten. Sie nisten jetzt auch in kleinen, feuchten Wäldern, selbst in der Nähe von Siedlungen“, so Nielsen.

Typisches Trompeten im Frühjahr zu hören

Im Frühjahr, während der Balz und Brutzeit verraten sie ihre Anwesenheit durch laute Rufe, das Trompeten.

Die grau gefiederten Vögel schmückt eine rote Kappe auf dem Kopf, und ihre wallenden Schwanzfedern fallen auf. In der Balzzeit führen die Kraniche regelrechte Tänze auf. Im Gebiet der Kommune Tondern sind die Naturschutzgebiete Hönninger Moor (Hønning Mose), Söllstedter Moor (Sølsted Mose), das Kuxbüller Moor (Kuxbøl Mose), aber auch Feuchtgebiete zwischen Jerpstedt (Hjerpsted) und Emmerleff (Emmerlev) von Kranichen besiedelt worden.

An der Landstraße auf Futtersuche

Während der vergangenen Tage zeigten sich Kraniche auch entlang der Landstraße bei Sollwig (Solvig). Dort kann man beobachten, dass die Vögel auf abgeernteten Feldern picken, mitunter in großen Trupps. Sie profitieren offenbar vom intensiven Getreideanbau.

Die Vögel sind längst nicht mehr so scheu wie in früheren Jahrzehnten. Sie nisten jetzt auch in kleinen, feuchten Wäldern, selbst in der Nähe von Siedlungen. 

Sten Nielsen, Kranichexperte des dänischen Vogelschutzvereins
In der Nähe der Landstraße fanden diese beiden Kraniche bei Sollwig Futter auf einem abgeernteten Feld. Foto: Volker Heesch

 

Selbst in den Wintermonaten finden sie auf den abgeernteten Maisfeldern noch Essbares. Auch scheint es ihnen zu gefallen, dass gerade das Getreideland oft nur von wenigen Passanten durchstreift wird. Selbst kleine feuchte Wälder reichen ihnen als Deckung nach den Mahlzeiten.

Nur bis zu zwei Junge im Jahr

Die Kraniche, die meist nur ein oder zwei Jungen im Jahr aufziehen, fressen im Sommer auch tierische Nahrung. Die Kraniche stehen nicht mehr auf der Liste der bedrohten Vogelarten. Dennoch sollten ihre Brutplätze im Frühjahr geschont werden. Im Bereich von Tondern hatte es ein Restvorkommen von Kranichen bis in die 1940er Jahre im Gotteskoog gegeben. Nachdem sie dort verschwunden waren, sind Kraniche inzwischen auch wieder in der Tonderner Marsch zu sehen.  

 

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