Umwelt- und Naturschutz

Neues internationales Werk rühmt das Wattenmeer

Neues internationales Werk rühmt das Wattenmeer

Neues internationales Werk rühmt das Wattenmeer

Mögeltondern/Møgeltønder
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Der auf der Hallig Langeness wirkende Fotograf Helmut Wiege hat Fotos wie auf dem Einband des neuen Wattenmeerbuches zu dem reich illustrierten Werk beigetragen. Foto: Volker Heesch

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Das in Teamwork entstandene Buch wurde am Schloss Schackenborg der Öffentlichkeit präsentiert. Auf 476 Seiten werden die Geschichte der Küstenlandschaft, die reiche Natur und Kultur sowie Zukunftsperspektiven der Küstenregion, illustriert durch Spitzenfotos, dargestellt.

In Anwesenheit zahlreicher Mitautorinnen und -autoren hat der viele Jahre im internationalen Wattenmeerschutz tätige John Frederiksen das unter seiner Redaktion entstandene neue Buch „Vadehavet – grænseløs natur- og kulturarv“ bei einer Feierstunde im Veranstaltungszentrum „Herrschaftsstall Schackenborg“ in Mögeltondern vorgestellt.

Einzigartiges Wattenmeer

Auf 476 Seiten wird das Wattenmeer als einzigartige Naturlandschaft, aber auch als eine von grenzüberschreitender Kultur geprägte Küstenregion gerühmt.

Auch die Kunst aus dem Wattenmeergebiet ist Thema im Buch. Dort ist auch Emil Noldes Werk „Glühender Abendhimmel“, entstanden 1945, zu finden. Foto: Gyldendal

 

So werden weder die künstlerische Verarbeitung der Region noch Entwicklungen wie der Tourismus ausgespart, illustriert durch interessante Fotos.

 

Friesische Landschaft

Der Festredner Bahne Bahnsen, viele Jahre Vorsitzender des Friesenrates und heute Vizepräsident des europäischen Minderheitenverbandes FUEN (Föderalistische Union Europäischer Nationalitäten), wies auf das verbindende Element des Meeres hin, das besonders auch das Leben der seit Jahrhunderten im Wattenmeer heimischen Friesen bestimmt habe. „Unsere Geschichte ist eine Geschichte des Dialogs“, so Bahnsen.

Mit ihrer auf traditionellen Instrumenten gespielten alten Musik aus der Wattenmeerregion umrahmte das Duo Wortsatia aus Jeising die Feier in Mögeltondern. Foto: Volker Heesch

 

Musikalisch umrahmt mit Musik aus der Wattenmeerregion wurde die Veranstaltung von der seit einigen Monaten in Jeising (Jejsing) ansässigen Gruppe Wortsatia. John Frederiksen dankte allen Mitwirkenden am Buch, die in Dänemark, Deutschland und den Niederlanden beheimatet sind. So auch Thomas Steensen, langjähriger Leiter des Nordfriesischen Instituts in Bredstedt, oder der auf der Hallig Langeness wirkende Fotograf Helmut Wiege, der unter anderem das beeindruckende Foto des Einbandes des Buches aufgenommen hat.

 

John Frederiksen dankte dem Team aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden, das am Entstehen des Buches beteiligt ist. Foto: Volker Heesch

 

Frederiksen lieferte den Zuhörenden einige überraschende Informationen aus der Wattenmeerwelt. So habe sich Goethe in seinem Werk Faust II von der Sturmflutkatastrophe 1825 inspirieren lassen, die seinerzeit auch die Tonderner Marsch überschwemmt hat.

Friesen mit großem Einfluss

Und viele staunten über den Hinweis, dass die traditionelle „Friesische Freiheit“ die Unabhängigkeitserklärung der USA im Jahre 1776 geprägt habe. Thema in dem sehr ansprechend gestalteten Buch sind auch die inzwischen über 50 Jahre währenden niederländisch-deutsch-dänischen Bemühungen um einen internationalen Schutz des Wattenmeeres. Dabei wird auch an Naturschutzaktivitäten bereits vor über 100 Jahren erinnert, die zur Gründung des deutschen Vereins Jordsand zum Schutz der Seevögel geführt hatten. Der Verein erwarb die inzwischen untergegangene Hallig Jordsand, die nach der neuen Grenzziehung 1920 dänisch wurde, aber weiter dem Naturschutz diente.

Legendäre Naturschützer

Legendäre Naturschützer wie der aus Dänemark stammende „Halligkönig“ Jens Sörensen Wand, der auf der Hallig Norderoog die dortigen Vögel schützte und 1950 im Watt ertrank, bleiben nicht unerwähnt. Die Bedeutung des Wattenmeers in der Biologie ist ebenfalls Thema. Beispielsweise bei der Entdeckung der Biozönose, der Lebensgemeinschaften, durch den Biologen Möbius auf Sylt in den 1870er Jahren. Die heutige Ökologie baut auf die damaligen Forschungen an den Austernbänken im Wattenmeer auf. Auf einem Foto ist die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel zu finden, die 1997 den damaligen Wattenmeerplan mit ihren Kollegen aus Dänemark und den Niederlanden unterzeichnete.

Küstenschutz aktuell

Es werden Küstenschutz und damit verbundene Konflikte mit dem Naturschutz angesprochen. So kann man auch von der ersten Wattenmeeranhörung in Dänemark nachlesen, die den Bau des neuen Deiches zwischen Emmerleff Kliff (Emmerlev Klev) bis Rodenäs (Rodenæs) 1978 bis 1982 nicht verhindern konnte, aber zu einem Umdenken im dänischen Naturschutz beitrug. Ergebnis war die „Umweltreparatur“ in Form des Salzwasserbiotops bei Hoyer (Højer) als Futterkammer für Wattenmeervögel. 

 

Küstenschutz auf den Halligen in Anpassung an den Meeresspiegelanstieg ist auch Thema im Wattenmeerbuch. Foto: Volker Heesch

 

Erläutert werden eine „klimasichere“ Pumpstation in den Niederlanden und Neuerungen, die Küstenschutz und Naturschutz „versöhnen“. Dazu soll die neue Fischpassage dienen, die 2025 am Zuiderzee-Damm in den Niederlanden wandernden Fischarten wieder Zugang in die einst abgesperrte und teilweise trockengelegte Meeresbucht geben kann. Ähnliche Überlegungen gibt es auch am Damm zur Insel Röm (Rømø). Ein besonders interessanter Teil im Buch ist das Kapitel über Zukunftsaussichten des Wattenmeeres vor dem Hintergrund des Klimawandels mit steigendem Meeresspiegel, was auch zur Einwanderung neuer Tier- und Pflanzenarten beiträgt.

Zum Autorenkreis zählt auch Mikkel Leth Jespersen, Museum Sønderjylland, der das Kapitel über die Seefahrt verfasst hat. Das Buch ist im Verlag Gyldendal erschienen. Die Herausgabe wurde von zahlreichen Stiftungen gefördert, es ist zum Preis von 394,95 Kronen erhältlich – in englischer und dänischer Sprache. Zum Bedauern vieler Besucher der Präsentationsveranstaltung aus Nordfriesland bisher nicht in deutscher Ausgabe, was angesichts der hohen Qualität der Texte und Illustrationen nicht nachvollziehbar ist.  

 

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