Wirtschaft
Kartoffelmehlfabrik sorgt für Biogas-Überschuss, dennoch droht Gasstopp
Kartoffelmehlfabrik sorgt für Biogas-Überschuss, dennoch droht Gasstopp
Kartoffelmehlfabrik: Trotz Biogas-Überschuss droht Gasstopp
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Viggo Conradsen setzt als Vorsitzender der Genossenschaft AKS mit der von einem Lieferstopp bedrohten Produktionsstätte Toftlund auf Verhandlungen mit der staatlichen Energiebehörde: Das Unternehmen stellt auf Gas-Alternativen um und erwägt die Verlängerung der im Herbst beginnenden Verarbeitungskampagne als Beitrag zur Energieeinsparung.
Beim Vorsitzenden des aus der Fusion der Kartoffelmehlfabrik Toftlund mit dem genossenschaftlichen Unternehmen der Kartoffelstärkeherstellung in Brande im Februar entstandenen Unternehmensverbundes „Andels-Kartoffelmelsfabrikken Danmark“ (AKD), Viggo Conradsen, herrscht nach Einstellung der Erdgaslieferungen Russlands durch die Verbindung Nordstream 1 nach Deutschland Alarmstimmung.
Fabrik in Toftlund auf „Abschaltliste"
Da bis zur Wiederinbetriebnahme der dänischen Erdgasförderung in der Nordsee im Sommer 2023 größtenteils Erdgas aus Deutschland den dänischen Bedarf deckt, könnte die dänische staatliche Energiebehörde der AKD-Kartoffelverarbeitung in Toftlund im bevorstehenden Herbst einen Riegel vorschieben.
Das erst 2017 deutlich vergrößerte Werk in Toftlund steht nämlich ebenso wie das Werk Tondern des Verpackungsherstellers Hartmann auf der Liste der nach Einschätzung der Behörde für einen Lieferstopp fälligen Gas-Großverbraucher.
Privatwohnungen haben Vorrang bei Gas-Versorgung
Der Notplan der Energiebehörde sieht vor, dass bei Gasmangel Privatwohnungen, Krankenhäuser und andere systemrelevante Einrichtungen weiter beliefert werden, während Produktionsstätten von der Gaszufuhr abzuschneiden sind, deren Waren nicht so wichtig sind, um zum Beispiel die Ernährung zu sichern. „Wir verhandeln derzeit intensiv mit den zuständigen Ministerien“, so Conradsen gegenüber dem „Nordschleswiger“. Bei AKD gibt es nämlich Argumente, die gegen einen Gas-Lieferstopp bei der Kartoffelmehlproduktion sprechen.
Wir setzen verstärkt auf elektrische Energie, auch Heizöl kann wieder zum Einsatz kommen.
Viggo Conradsen, Vorsitzender des Unternehmens AKD
„Bei unserer Produktion fällt in großen Mengen Biomasse, die Kartoffelpulpa, an, die wir an Biogasanlagen liefern“, so Conradsen.
Viele nordschleswigschen Landwirte sind Lieferanten
„Dabei wird mehr Biogas erzeugt als wir verbrauchen“, erläutert der Spitzenmann der Kartoffelmehlbranche, die seit Jahren Gewinne durch Herstellung von Stärkeprodukten für die Lebensmittelverarbeitung, aber auch für viele andere Branchen erwirtschaftet. In Nordschleswig haben sich viele Landwirte auf den Anbau von Industriekartoffeln spezialisiert.
Conradsen berichtet, dass seit Beginn der sich abzeichnenden Gas-Versorgungskrise und der drastischen Verteuerung des Brennstoffes bei AKD intensiv an Alternativen zur bisherigen Energieversorgung gearbeitet werde.
Elektrische Energie Alternative zum Erdgas
„Wir setzen verstärkt auf elektrische Energie, auch Heizöl kann wieder zum Einsatz kommen“, so Conradsen. Zur Verminderung des Energieverbrauchs wird auch überlegt, die Verarbeitungskampagne zu strecken. „Wenn wir die Kartoffeln langsamer verarbeiten, kann der Energieverbrauch pro Tag gesenkt werden“, so der Genossenschaftsvorsitzende. Kommt es zu einer Produktionseinstellung, hätte das nicht nur Folgen für die durchorganisierte Kartoffelernte, Zwischenlagerung und Verarbeitung in der Fabrik.
Biogas mit 30 Prozent Anteil im Versorgungsnetz
Es würde auch keine Biomasse anfallen, die wiederum als Rohstoff bei der Biogasgewinnung benötigt wird. Die großen Biogasanlagen in Nordschleswig speisen ihre Produktion ins dänische Erdgasnetz ein. Aktuell liegt der Anteil des Biogases im dänischen Versorgungsnetz fast bei 30 Prozent.
Gute Ernteaussichten 2022
In den zwei Fabriken von AKS sind in der zurückliegenden Saison 6,9 Millionen Tonnen Kartoffeln verarbeitet worden. Das ergab einen Umsatz von 822 Millionen Kronen. „In diesem Jahr stehen die Kartoffeln auf unseren Feldern sehr gut“, so Viggo Conradsen, der hofft, dass es trotz der Gaskrise klappt, die Ernte einzubringen und die Kartoffeln zu verarbeiten.
Trotz der Sorgen in seiner Branche äußert er Verständnis, dass aktuell auch Unternehmen wie Meiereien von einem Gasstopp ausgenommen werden, weil sie beispielsweise lebenswichtige Nahrungsmittel produzieren oder gesichert werden müsse, dass die von den Höfen angelieferte Milch verarbeitet werden kann.