Tierwelt an der Westküste

Dänische Naturbehörde: Seehundjungen bitte nicht stören

Dänische Naturbehörde: Seehundjungen bitte nicht stören

Dänische Naturbehörde: Seehundjungen bitte nicht stören

Hoyer/Højer
Zuletzt aktualisiert um:
Die Heuler können bei stürmischem Wetter auch an Küstenabschnitte wie bei Hoyer abgetrieben werden. Auch dort kümmern sich die Mütter um die durch ihre Rufe auf sich aufmerksam machenden „Heuler". Foto: Volker Heesch

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Strandbesucher werden aufgefordert, die Heuler liegen zu lassen, damit die Seehundsmutter zu ihnen zurückkehren kann. Ein Forschungsprojekt soll Einblick in Störung der Seehunde im Wattenmeer durch den Tourismus geben: Dänischer Bestand geschrumpft.

Die für das Wattenmeer zuständige Dienststelle der dänischen Naturbehörde „Naturstyrelsen“ in Linnet nördlich von Arrild hat einen Aufruf veröffentlicht, der Strandbesucherinnen und -besucher sowie Wattwanderer auffordert, einen großen Bogen um junge Seehunde zu machen. Die meist nur scheinbar hilflosen „Heuler“, die durch ihre Rufe bei Passantinnen und Passanten oft den Eindruck erwecken, sie benötigten Hilfe, warten auf die Rückkehr ihrer Mütter.

Jungtiere werden in Sommerwochen geboren

Die Seehunde bringen ihre Jungen ab der zweiten Junihälfte zur Welt. Die Naturbehörde weist darauf hin, dass die Heuler mitunter schnaufen, das sei aber kein Anzeichen für Probleme des Tieres. Die Tiere sollten rasch in Ruhe gelassen werden, damit die Mütter zurückkehren und säugen können. Mitunter werden Heuler bei Stürmen an Badestrände oder an Stellen wie die Wiedauschleuse bei Hoyer getrieben.
 

Dieser Heuler wurde von seiner Mutter wieder abgeholt. Er hatte auch vor den Schleusentoren seine Runden gedreht und dabei laut gerufen. Foto: Volker Heesch

 

Auch von dort werden sie von den Muttertieren „abgeholt“. An der Wiedauschleuse sind oft Seehunde zu sehen, sie sind beinahe zutraulich. Sie fangen an der Mündung der Wiedau gern dort in großer Zahl vorkommende Fische, die teilweise, wie die Meerforellen, in den Sommerwochen aus dem Salzwasser der Nordsee ins Süßwasser der Wiedau zum Laichen wandern.

Nur bei Tieren mit Verletzungen Behörde informieren

Die Naturbehörde bittet nur um Anruf unter der Nummer 91 32 95 40, wenn tote Schweinswale oder Robben mit deutlich sichtbaren Wunden entdeckt werden. In diesem Jahr untersuchen Forscherinnen und Forscher der Abteilung Biowissenschaften in Zusammenarbeit mit dem Wattenmeercenter „Vadehavscentret“ in Vester Vedsted bei Ripen (Ribe) die Einflüsse des Tourismus auf die Seehundsbestände im dänischen Wattenmeer. Beteiligt ist daran der Biologe Jona Teilmann von der Uni Aarhus.

 

Auf einigen Sandbänken, die Besuchergruppen aufgesucht hatten, sind die Seehunde möglicherweise vertrieben worden. Foto: Erik Thomsen Ritzau/Scanpix

 

Hintergrund ist die Tatsache, dass auf viel besuchten Sandbänken wie auf dem Koresand zwischen der Insel Röm (Rømø) und Mandø die dort bis vor einigen Jahren oft anzutreffenden Seehunde verschwunden sind. Auch die Wirkung von Ausflugsfahrten per Schiff zu Seehundsbänken sollen erkundet werden.

Rückgang im dänischen Wattenmeer

Während im vergangenen Jahr im deutschen und niederländischen Teil des Wattenmeers ein Zuwachs bei der Zahl der Seehunde registriert wurde, stellten die Forscher im dänischen Teil einen Rückgang um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 2.256 fest. Auch die Zahl der Jungtiere war deutlich, um 56 Prozent, auf 429 zurückgegangen. In Dänemark hatte es nach Beschwerden über Plünderungen von Fischernetzen durch Seehunde nach Klagen der Fischereiwirtschaft seit 2016 Zulassungen der Umweltbehörde „Miljøstyrelsen“ für den Abschuss von Robben gegeben.

Im Wattenmeer sind offenbar keine Tötungen erfolgt, allerdings in Westjütland. Kritiker äußern gegen Abschüsse nicht nur Bedenken, weil dabei verletzte und nicht getötete Tiere leiden könnten. Auch besteht die Gefahr, dass die Seehunde wieder sehr scheu werden, die seit Jahren auch zu den Attraktionen für Besucher gelten.  Auf Bornholm sind Kegelrobben als „Fischräuber“ erlegt worden. Nach Angaben des Wattenmeersekretariats der drei Wattenmeerstaaten in Wilhelmshaven lag der Gesamtbestand der Seehunde in dem Meeresgebiet Ende 2020 bei 41.700.

 

Mehr lesen