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Deutsch-dänischer Minderheiten-Motor mit Dynamik

Deutsch-dänischer Minderheiten-Motor mit Dynamik

Deutsch-dänischer Minderheiten-Motor mit Dynamik

Tondern/Tønder
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Viele aus der deutschen und der dänischen Minderheit wohnten der Podiumsdiskussion in Tondern bei. Zu den Teilnehmenden gehörte der dänische Generalkonsul aus Flensburg, Kim Andersen (l.), der stellvertretende Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Olav Hansen (r.), und Parteivorsitzender Flemming Meyer vom Südschleswigschen Wählerverband. Foto: Markt Publikum

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Bei der Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Südtondern und der Kommune Tondern gibt es nach Ansicht der Schleswigschen Partei noch Luft nach oben. Die Südschleswigerin Sybilla Nitsch plädierte dafür, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf Verwaltungsebene etabliert wird.

101 Jahre nach ihrem Entstehen standen die deutsche und die dänische Minderheit der Gegenwart bei einem Austausch auf dem Markt in Tondern im Mittelpunkt.

Im Rahmen des deutsch-dänischen Westküsten-Minderheiten-Gipfels mit der deutschen Minderheit aus der Kommune Tondern und der dänischen Minderheit aus dem Amt Südtondern, gehörten Bürgermeister Henrik Frandsen, Tondern, und Bürgermeister Wilfried Bockholt, Niebüll (Nibøl), zur Diskussionrunde.

Mit von der Partie waren außerdem die Vorsitzende des Südschleswigschen Wählerverbandes, Sybilla Nitsch, Amt Nordfriesland, und der Kommunalratsvertreter der Schleswigschen Partei in Tondern, Jørgen Popp Petersen.

Die Rolle der Minderheiten

Moderiert wurde die Veranstaltung, bei der es unter anderem um die Rolle der Minderheiten in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ging, vom Chefredakteur des „Nordschleswigers“, Gwyn Nissen, und dem Generalsekretär von „Sydslesvigsk Forening“, Jens A. Christiansen.

Wir Minderheiten werden gebraucht in der Grenzregion, sonst werden wir vergessen. Wir müssen ständig auf uns aufmerksam machen und die Rolle als Antreiber übernehmen, um gemeinsam für eine dynamische Entwicklung zu stehen.

Jørgen Popp Petersen, Stadtratspolitiker

Dass es bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit weiterhin Herausforderungen gibt und nicht alles wie am Schnürchen funktioniert, ging aus dem „Hygge-Gespräch“ hervor.

 

Sybilla Nitsch und Jørgen Popp Petersen stellten sich den Fragen des südschleswigschen Generalsekretärs Jens Christiansen (l.) . Foto: Monika Thomsen

Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen) meinte, er würde viel Inspiration von der Schleswigschen Partei erhalten, wie grenzüberschreitende Fragen gehandhabt werden sollen.

„Wir haben etwas Wunderbares im Grenzland"

„Ich glaube schon, dass die Minderheiten Motoren sein können. Wir sind Freunde. Wir müssen die Leute dafür begeistern, dass wir etwas Wunderbares haben im Grenzland“, so Frandsens Kollege aus Niebüll, Wilfried Bockholt.

Er erwähnte, während der Pandemie seien die grenzüberschreitenden Begegnungen vermisst worden seien.
„Hätten wir es im Vorfeld bloß gewusst, dass die Grenze geschlossen werden würde“, so Henrik Frandsen.

„Sind die Minderheiten eine Belastung?", wollte „Nordschleswiger"-Chefredakteur Gwyn Nissen (r.) unter anderem von den Bürgermeisterkollegen Henrik Frandsen (l.) und Wilfried Bockholt wissen. Foto: Monika Thomsen

Antreiben ist erforderlich

„Wir Minderheiten werden gebraucht in der Grenzregion, sonst werden wir vergessen. Wir müssen ständig auf uns aufmerksam machen und die Rolle als Antreiber übernehmen, um gemeinsam für eine dynamische Entwicklung zu stehen“, erklärte Jørgen Popp Petersen.

„Es geht um die Vielfalt im Grenzland. Wir sprechen jeder unsere Sprache, aber verstehen uns trotzdem“, so Sybilla Nitsch, die auf die Brückenbauer-Funktion der Minderheiten einging.

Die Diskussionsrunde stieß auf Interesse. Foto: Monika Thomsen

Hoffnung auf den direkten Draht nach Berlin

Sie erwähnte außerdem die bislang fehlende Vertretung auf nationaler Ebene. Während der Südschleswigsche Wählerverband mit Stefan Seidel zukünftig im deutschen Bundestag vertreten ist, wollte Moderator Christiansen wissen, wie es diesbezüglich bei der SP aussieht.

Zur Frage von Moderator Jens Christiansen „Wann kommt ihr ins Folketing?“  antwortete Jørgen Popp Petersen: „Jetzt müssen wir erst mal Tondern wuppen. Wir haben keinen Größenwahn, sondern in Kopenhagen ein gut funktionierendes Sekretariat der deutschen Minderheit.“

Somit wehte in dieser Runde ein Hauch von kommunalpolitischem Wahlkampf über den Markt.

„Stolz auf die Minderheit"

Und obgleich dieses Thema eigentlich ausgeklammert werden sollte, hatte Frandsen es bereits vorher gestreift, als er zur Position der Minderheit erwähnte, ein SP-Politiker sei als möglicher Bürgermeister im Gespräch. Er setzte aber schnell nach, dass er meinte, ein Wechsel auf seinem Posten sei nicht erforderlich.

Frandsen hatte zur Frage, ob die Minderheiten nicht eine Belastung seien, außerdem erklärt: „Für mich ist es etwas von dem, was Sønderjylland definiert. Wir sind stolz auf unsere Minderheit."

„Das Tolle an unserer Region ist die ungeheure Vielfalt. Ich empfinde die Minderheit nicht als Belastung, es bringt Spaß“, lautete die Antwort von Wilfried Bockholt.

Ulf Terp aus Tondern erwähnte in Sachen Identität den Stellenwert, den die deutsche Sprache und Kultur für ihn einnehmen. „Das gebe ich auch meinen Kindern mit", so Terp. Foto: Monika Thomsen

Jørgen Popp Petersen wies darauf hin, dass die Strukturen nicht funktionieren würden.

„Das Entscheidende ist aber, dass wir uns füreinander interessieren. Wo ein Wille ist, ist ein Weg. Wenn wir bei informellen Treffen miteinander reden, entsteht plötzlich etwas. Es ist aber mehr machbar“, so Popp Petersen mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen der Kommune Tondern und dem Amt Südtondern.

Wichtiges Bindeglied

Auch Sybilla Nitsch fasste die Minderheiten als wichtiges Bindeglied auf.

„Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit muss auf Verwaltungsebene etabliert werden. Es reicht nicht aus, dass es im Kulturbereich von Freiwilligen gestemmt wird. Es muss auf die politische Tagesordnung“, erklärte sie.

Der Vizevorsitzende der FUEN, Gösta Toft. Vorne die Frontfrau des Friesischen Vereins, Ilse Johanna Christiansen. Foto: Monika Thomsen

Freude über die Entwicklung

Gösta Toft, Apenrade (Aabenraa), Vizepräsident des europäischen Minderheiten-Dachverbandes, bezeichnete die Situation im Grenzland als vorbildlich und freute sich sehr über die Aktion in Tonden. 

„Vor 25 Jahren wäre es nicht möglich gewesen, dass die SP und der SSW ein gemeinsames Papier mit Eckpunkten erstellen. Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Toft mit Blick auf den gemeinsamen Vorstoß, die Interessen der Minderheiten in Kopenhagen und Berlin sichtbarer zu machen.

Wilfried Bockholt meinte mit Blick auf die gemeinsame Zukunft: „Es ist wichtig, dass wir sichtbar zusammenkommen,und eine Schlüsselposition für das Zusammenarbeiten und Zusammenleben ohne Grenze einnehmen, obgleich die Grenze da ist.“

 

Nach dem politischen Teil hatte die Band „Fool´s Paradise" auf dem Markt das musikalische Sagen. Foto: Monika Thomsen
Eine nasse Dusche zum Nulltarif gab es bei den Aufbauarbeiten. Während der Veranstaltung hatten die Veranstalter aber ein glückliches Händchen mit dem Wetter, da es trotz drohender Wolken durchgehend trocken blieb. Foto: Volker Heesch

Danach setzte die Band „Fool‘s Paradise“ einen rockigen Schlusspunkt unter dem öffentlichen Teil der ersten Ausgabe des Minderheiten-Events.

Die Präsentation der Minderheiten stand unter einem glücklichen Wetterstern. Während es bei der morgendlichen Aufbauphase wie aus Kübeln goss, hielten die Himmelsschleusen daraufhin zum Glück dicht.

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