Deutsche Minderheit
Hoyeraner erlebten Gegenwart und Geschichte Friedrichstadts
Hoyeraner inmitten Gegenwart und Historie Friedrichstadts
Hoyeraner inmitten Gegenwart und Historie Friedrichstadts
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Die 1621 auf Initiative des Gottorfer Herzogs Friedrich III. von niederländischen Emigranten erbaute Stadt zwischen Eider und Treene präsentierte sich bei einem Tagesausflug von ihrer schönsten Seite. Die Bootsfahrt durch die Grachten endete exakt vor dem Einsetzen des Regens.
Bei schönstem Sommerwetter statteten 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Tagesfahrt des Sozialdienstes Hoyer am vergangenen Sonnabend Friedrichstadt einen Besuch ab.
Stadt nach Gesamtplan erbaut
Vorstandsmitglied Ilka Lange begrüßte an Bord des Busses 26 gut aufgelegte Ausflüglerinnen und Ausflügler. Gleich nach der Ankunft in der 1621 nach einem Gesamtplan auf Initiative des Landesherrn, Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf von niederländischen Emigranten erbauten Städtchens spazierten die Gäste aus Nordschleswig entlang der Häuserreihen und Grachten, die auch in Ortschaften in Holland zu finden sind.
Schon während der Anfahrt gab es Informationen über die Entstehungsgeschichte der „Retortenstadt“ Friedrichstadt, mit der der von 1597 bis 1659 lebende Herzog seinen Kleinstaat, der Gebiete in Schleswig und Holstein umfasste, seinem Herrschaftsbereich mit Schleswig-Gottorf als Hauptsitz zu neuen Einnahmen und Glanz verhelfen wollte. Beim Spaziergang durch die Straßen und während der Bootstour wurden die Gotteshäuser der vielen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften in Augenschein genommen, die seit der Erbauung 1621 Friedrichstadt geprägt hatten.
Religionsfreiheit brachte Einwohner in die neue Stadt
Der kulturell und bildungsmäßig im Vergleich zu anderen Feudalherren herausragende Friedrich III. hatte nicht nur den anfangs dominierenden Remonstranten, die sich von der calvinistischen Kirche in den Niederlanden abgespalten hatten und dort verfolgt wurden, Religionsfreiheit gewährt.
Auch Mennoniten, Katholiken und Juden konnten sich ansiedeln, die im evangelisch-lutherischen Dänemark ebenso wie in fast allen Gegenden der Herzogtümer Schleswig und Holstein nicht geduldet wurden.
Auch weitere Gruppen fanden zeitweise Aufnahme. Bis ins 18. Jahrhundert wurde in Friedrichstadt Niederländisch gesprochen. Während der Tour durch die Stadt berichtete Heimatkundler Volker Heesch aber auch über dunklere Kapitel der Stadtgeschichte. So wurde während des Zweiten Schleswigschen Kriegs in dessen Endphase 1850 die von der dänischen Armee eroberte Stadt mehrere Tage von schleswig-holsteinischen Truppen mit Kanonen beschossen. Über 100 Soldaten und Zivilisten verloren ihr Leben in der seinerzeit über knapp 3.000 Einwohner verfügenden Stadt. Viele Gebäude, unter anderem die Remonstrantenkirche und die katholische Kirche, wurden zerstört, später aber wieder aufgebaut.
Jüdische Gemeinde umfasste zeitweise bis zu 400 Mitglieder
Aus der jüdischen Gemeinde Friedrichstadts, die zeitweise an die 400 Mitglieder hatte, wurden nach der Machtergreifung der Nazis in Deutschland zahlreiche Männer und Frauen ermordet. Die Gemeinde war allerdings bereits nach Aufhebung der Niederlassungsbegrenzung für Juden auch im Bereich Schleswig als Teil des dänischen Gesamtstaates 1856 und nach der Abtretung der Herzogtümer an Preußen 1867 nach dem Zweiten Schleswigschen Krieg 1864 stark geschrumpft.
Die Synagoge war 1938 verwüstet worden, heute ist sie ein jüdisches Kulturzentrum. Nach dem gemeinsamen Mittagessen ging es während der einstündigen Bootsfahrt durch Grachten bis zur Eiderschleuse und es gab eine Runde auf der Treene, gerade als der Regen einsetzte, ging es an Land und zum abschließenden Kaffeetrinken.
Auch das Amt Tondern wurde von Friedrich III. regiert
Die Gruppe aus Hoyer erfuhr auch, dass das Amt Tondern, es war seit 1580 bis zum Niedergang des Herzogtums Teil Schleswig-Holstein-Gottorfs, in Planungen des Herzogs Friedrich III. vorkam. 1721 übernahm der dänische König die Gebiete des Herzogtums nördlich der Eider. Nach Friedrichstadt plante Friedrich III. die Gründung einer weiteren Stadt in Ruttebüll (Rudbøl) an der damaligen Wiedaumündung sowie einen Kanal quer durch das Land bis Flensburg. Allerdings kamen Kämpfe, Verwüstungen und Besatzungsjahre durch feindliche und befreundete Mächte im 30-jährigen Krieg dazwischen. So blieb Friedrichstadt eine Kleinstadt und Ruttebüll ein Dorf mit Stadtrechten, die der Herzog dort schon erlassen hatte, wie eingefleischte Ruttebüller gerne betonen.