Tierwelt

In Hoyer wartet ein frisch gebautes Nest auf den Storch

In Hoyer wartet ein frisch gebautes Nest auf den Storch

In Hoyer wartet ein frisch gebautes Nest auf den Storch

Hoyer/Højer
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Anders Karstensen (l.) und Ole Lauridsen, die zu den ehrenamtlichen Kräften des Lokalrates in Hoyer gehören, „verlegen“ den Draht-Boden im Storchennest. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

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Der neue Wohnraum wurde mit Buchenzweigen aus dem Garten des Bürgermeisterkontors hergerichtet. Der Lokalrat hofft mit dieser Aktion auf die Rückkehr des langbeinigen Vogels, der früher in Hoyer verbreitet war. Naturberater Hans Tonnesen weiß, was in ein Storchennest hineingehört und führte Regie.

Lang, lang ist es her, da war der Marschenort Hoyer ein kleines Paradies für Störche.

Der Lokalrat hat nun mit einem neuen Nest die Weichen dafür gestellt, dass zumindest ein Paar die Möglichkeit hat, sich dort häuslich niederzulassen.

„Es wäre schön, wenn hier wieder ein Storch kommen würde. Das alte Nest sitzt so lange auf dem Dach des Bürgermeisterkontors, wie ich erinnern kann. Auf dieses Dach gehört einfach ein Storchennest“, sagt Kirsten Christensen, Vorsitzende des Lokalrats.

Lokalrat investiert in Erneuerung

Das bestehende Nest ist nicht nur seit Jahrzehnten verwaist, sondern an ihm hat auch vom Garten aus sichtbar der Zahn der Zeit genagt.

Daher hat der Verein in eine neu angefertigte Nestunterlage aus Stahl 3.500 Kronen investiert. Sie ist im Design dem in vergangenen Zeiten typischen Wagenrad aus Holz nachempfunden, und darauf wird das Nest geflochten.

Expertise für den Bauvorgang

Um den „Neubau“ korrekt herzurichten, damit er den Geschmack der gewünschten Bewohnerschaft trifft, hat sich Kirsten Christensen den kommunalen Naturberater Hans Tonnesen ins Boot geholt.

Tonnesen ist, was Storchennester angeht, ein erfahrener Hase, da er auch in der Rolle als Vorsitzender von „Tønder Storkelaug“ mehrere Nester gebaut hat.

Naturberater Hans Tonnesen wählt die Buchenzweige für das Storchennest aus. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Bevorzugtes Baumaterial

Und welches Baumaterial wählt man für ein Storchennest?

„Buchenzweige sind die besten, da sie ziemlich haltbar sind. Sonst Dornenhecke, mit der arbeitet es sich aber nicht besonders angenehm“, sagt Tonnesen.

Ein gefundenes Fressen sind für ihn daher an diesem Vormittag die dünnen Zweige der frisch gefällten Buche im Garten des Bürgermeisteramtes.

„Das ist ja direkt ein Geschenk des Himmels“, so Tonnesen mit Blick auf die frischen Zweige, die noch nicht ausgeschlagen sind.

Erst Holzfäller, dann Flechter

Anders Karstensen und Ole Lauridsen gehören zu den zehn Ehrenamtlichen, die „Außendienst“ haben und einmal in der Woche auf dem Gelände wirbeln.

Sie haben die Buche gefällt, da sie sich mit anderen Bäumen in die Quere kam. Ehe sie sich versahen, hatte Tonnesen sie für den Bau des Storchennestes eingespannt.

Und schon knien sie auf dem Rasen, um das Gerüst mit einem Boden aus Draht zu versehen.

Die Unterlage muss mit Draht und Zweigen ausgerüstet werden. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Auf die richtige Dicke kommt es an

Als Nächstes geht es ans Flechten. „Diese Größe ist gut. So dick wie ein kleiner Finger. Ah, vielleicht etwas größer. Dieser ist perfekt. Die Zweige dürfen gerne Verzweigungen haben“, leitet Tonnesen an, während die zwei Männer auf dem Gerüst die Nestwände flechten.

„Wir sind für diese Saison etwas spät dran, wir können es aber noch schaffen“, so der Naturberater. „Sonst ist es für nächstes Jahr bereit“, sagt Kirsten Christensen.

„Ich glaube an den Storch“, versichert Hans Tonnesen. „Wenn wir kein Nest hochsetzen, kommt kein Storch.“

Der baufaule Adebar zieht gerne in ein vorgefertigtes Nest ein, das er dann vielleicht noch leicht aufmöbelt.

Würmer, Frösche und Mäuse auf dem Speiseplan

„In früheren Zeiten war Hoyer eine Storchen-Stadt. Da gab es im Ort kleine Höfe mit Misthaufen. Die Störche lieben Würmer, Frösche, Ratten und Mäuse“, berichtet Tonnesen.

Indes flechten Anders und Ole weiter. Außer Zweigen werden Torfmoos (Sphagnum) aus der Tüte und Stroh benötigt.

„Das Torfmoos sollte am liebsten nicht gedüngt sein. Sonst wächst dort oben das Gras, und man muss auf dem Dach mähen“, so Tonnesen mit einem verschmitzten Blick in die Höhe.

Stroh gehört zur Innenausstattung dazu. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

„Da kann noch ein Zweig hin“

Beim Bau des neuen Horstes sei es leichter, die Arbeiten am Boden zu verrichten, als wenn man vom Lift aus ein Nest auf dem Dach flechten müsse. „Man kann dann nie überall ganz heranreichen“, so die Erfahrung von Tonnesen.

„Da kann vielleicht noch ein Zweig hin“, so die Regieanweisung von Tonnesen, während die Tauben gurren.

Erst wird etwas geflochten, dann kommt Stroh auf den Drahtboden. Auf das Stroh folgt Torfmoos, damit die Strohschicht auf dem Platz bleibt und die Unterlage dicht ist. Es wird wieder etwas geflochten und dann folgt noch etwas Stroh.

 

Auf diesem alten Foto stehen gleich drei Störche im Nest auf dem Dach des früheren deutschen Pastorats. Foto: Privatarchiv Volker Heesch

Nachwuchs gab es zuletzt vor 53 Jahren

„Das letzte Mal hat ein Storch 1970 auf dem Bürgermeisterkontor gebrütet“, berichtet der Naturkenner und Vorsitzende des Lokalhistorischen Vereins, Volker Heesch, als er am Einsatzort vorbeikommt.

„Der Storchenbestand brach schon nach der Entwässerung in den 1920er-Jahren ein. Bis in die 1930er-Jahre hinein gab es aber in Hoyer viele Störche“, erzählt Volker Heesch.

Ole Lauridsen gießt das Storchenest. Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Während das neue Nest begossen wird, zwitschert in einem Baum der Buchfink sein charakteristisches: Ich, ich, ich bin der Gerichtsvollzieher.

Handwerker stiegen aufs Dach

Und ehe man sich versieht, ist das neue Storchennest fertig und wartet nur noch darauf, auf das Reetdach zu kommen.
Die Aufgabe stemmten einige Tage später Mitarbeiter einer Zimmerer- und Maurerfirma aus Wiesby (Visby).

Als Erstes holten sie den alten Horst vom Reetdach, der seinerzeit auf einem Wagenrad aus Holz montiert worden war.

Die Handwerker holten das alte Nest herunter und nahmen Maß für das Montieren der neuen Ausgabe. Foto: Jane Rahbek Ohlsen
Na, ob da wohl gleich ein Storch angeflogen kommt? Foto: Jane Rahbek Ohlsen

Langbeinige Zuziehende gewünscht

Hoffentlich übt das neue Storchen-Stübchen auf dem Reetdach auf die Adebars Anziehungskraft aus.

Gab es bereits im vergangenen Jahr eine Storchenfamilie in Jeising (Jejsing), hat sich in diesem Jahr in Uberg (Ubjerg) ein Paar dazugesellt. Weitere langbeinige Zuzüglerinnen und Zuzügler stehen auf der Wunschliste von Tønder Storkelaug.

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