Energiewende

Nach langem Anlauf rückt die Stromtrasse näher

Nach langem Anlauf rückt die Stromtrasse näher

Nach langem Anlauf rückt die Stromtrasse näher

Lügumkloster/Løgumkloster
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Die Karten auf den Tischen wurden eifrig studiert. Foto: Monika Thomsen

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Etwa 80 Teilnehmende lockte es in die Klosterhalle, um sich vom staatlichen Netzbetreiber auf den neuesten Stand der Dinge bringen zu lassen. Große Änderungen haben sich seit 2020 nicht vollzogen. Die betroffenen Menschen können nur auf kleinere Anpassungen hoffen. Marianne und Holger Petersen leben seit fünf Jahren in Ungewissheit.

Seit 2018 ist sie in der Öffentlichkeit auf dem Papier unterwegs, die 170 Kilometer lange, neue 400-Kilovolt-Hochspannungsleitung an der Westküste von Idomlund bei Holstebro bis an die deutsch-dänische Grenze bei Seth (Sæd).

Im Zuge der zweiten öffentlichen Anhörung fand Mittwochabend in der Klosterhalle in Lügumkloster ein Informationstreffen statt. Im Vordergrund stand die 75 Kilometer lange südliche Achse ab Endrup bei Esbjerg bis zur Grenze. Dort wird sich die Stromtrasse auf einer Strecke von etwa 60 Kilometern in der Landschaft weithin sichtbar ziehen.

Auf fünf Teilstrecken von zusammen 16 Kilometern – davon 5 Kilometer in der Kommune Tondern – sind Erdkabel geplant, sonst gibt es nur Freileitungen.

Unterirdische Lösungen gibt es zwischen Rohrkarr (Rørkær) und Seth und bei Bredebro. In der Kommune Tondern (Tønder) sind 100 Strommasten vom 36 Meter hohen Typ Thor vorgesehen.

Energinet hat sich für den Gittermast der Marke Thor entschieden. Foto: Energinet

Nur 15 Prozent unter der Erde

Energinet war in einem Gutachten, das ausländische Fachleute bestätigt haben, zu dem Schluss gekommen, dass nur bis zu 26 Kilometer (15 Prozent) der Gesamtstrecke unterirdisch verlaufen können. Dies wird mit möglichen Fehlern und Schäden im gesamten Stromnetz begründet, die die hohe Versorgungssicherheit in Dänemark gefährden könnten.

Wenn die neuen Strommasten ihren Einzug halten, werden die bestehenden 150-Kilovolt-Freileitungen in der Kommune Esbjerg und Tondern aus dem Verkehr gezogen.

Darum wird die Stromtrasse gebaut
• Für den Anschluss von Solarparks
• Für den Anschluss von Windenergieparks
• Für den Transport von Energie
• Wegen des länderübergreifenden Handels mit Energie
• Wegen Energiereserven aus dem Ausland

Grenzüberschreitender Energieaustausch

Die Aktualisierung des Übertragungsnetzes sei bei der grünen Umstellung des dänischen Energiesektors erforderlich, sagte Energinet-Projektleiter Christian Jensen.

Damit werde auch eine stabilere Stromnetzverbindung zwischen Dänemark und Deutschland geschaffen, und der grenzüberschreitende Energieaustausch könnte erweitert werden.

Zu den Teilnehmenden gehörte Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (vorn r.). Foto: Monika Thomsen

Der weitere Prozess

Die öffentliche Anhörung läuft bis zum 18. April. Wenn die eingegangenen Bemerkungen behandelt sind, wird erwartet, dass die nationale Planrichtlinie (landsplandirektiv), die als Planungsgrundlage für das Projekt dient, vor den Sommerferien von der Ministerin für den ländlichen Raum, Louise Schack Elholm (Venstre), genehmigt wird.

Dann kommt die Umweltbehörde mit der Umweltverträglichkeitszulassung zum Zug.

Verhandlungen im Sommer

Die Verhandlungen mit den Anrainerinnen und Anrainern werden voraussichtlich im Juni anlaufen. Im Juli sollten dann die ersten Unterschriften getätigt werden können.

Ursprünglich war die Inbetriebnahme für Ende 2023 vorgesehen. Aus verschiedenen Gründen verzögerte sich das Vorhaben. Dazu gehören zusätzliche Umweltuntersuchungen.

„Geplant ist, dass die Hochspannungsleitung im ersten Quartal 2025 in Betrieb genommen wird. Dann muss aber alles gut laufen, und das Wetter muss mitspielen“, sagte der Projektleiter von Energinet, Christian Jensen, dem „Nordschleswiger“.

Angestrebt ist, dass die Bauarbeiten Ende 2023 angekurbelt werden.

Die Möglichkeiten für Schadenersatz im Blickpunkt Foto: Monika Thomsen

Viel geändert wird nicht

Hoffnung auf große Änderungen zum vorgelegten Plan machte Energinet-Chefberater und Landvermesser Troels Bjørn Hansen den Anwesenden nicht. „Wir werden bei unseren Besuchen bei euch sehen, ob sich vielleicht einige Dinge justieren lassen.“

Sein Kollege Thomas Boldt erwähnte bezüglich der Lärmbelästigung: „Bei stillem, feuchtem und kaltem Wetter hört man ein schwaches Summen und Knistern.“

Claus Hansen wunderte sich über die Lösung in Grenznähe. Foto: Monika Thomsen

„Verschandelung der Landschaft“

Claus Hansen aus Seth, der zu den etwa 80 Teilnehmenden gehörte, wunderte sich, warum nicht auf dem letzten Abschnitt bis zur Grenze auf eine unterirdische Lösung gesetzt werde.

„Es entstellt die Landschaft, wenn bei der Grenze zwei verschiedene Masttypen aufeinandertreffen“, so Hansen.

„Wir haben das auch erwogen. Da wir aber nur begrenzte Möglichkeiten haben, haben wir einen Kompromiss eingehen müssen. Wir haben keine Kapazität, die letzten 1,2 Kilometer in den Erdboden zu verlegen. Ich habe Verständnis für dein Argument mit den unterschiedlichen Masten auf beiden Seiten der Grenze“, sagte Projektleiter Christian Jensen.

„Persönlich bin ich der Auffassung, dass der von uns gewählte Typ schöner wird als der auf deutscher Seite“, fügte er hinzu.

Projektleiter Christian Jensen im Gespräch Foto: Monika Thomsen

100 Häuser in der Entschädigungs-Zone

Bürgermeister Jørgen Popp Petersen (Schleswigsche Partei) fragte, ob die Streckenführung im Vergleich zur ersten Öffentlichkeitsphase überhaupt geändert worden sei.

„Im Anschluss an die Dialogtreffen im Herbst 2019 haben wir sie justiert. Seitdem wir sie im Februar 2020 präsentierten, ist aber nicht viel passiert“, so Christian Jensen.

Er erläuterte zu einer weiteren Frage des Bürgermeisters, dass von Endrup bis zur Grenze etwa 100 Haushalte Anspruch auf Entschädigung hätten. 14 von ihnen befinden sich innerhalb der 80-Meter-Zone und müssen von Energinet ein Kaufangebot bekommen.

„Drei von ihnen liegen direkt unter der Leitung“, so Troels Bjørn Hansen.

Marianne Petersen (hinten links) zeigt Energinet-Vertreter Troels Bjørn Hansen den Standort ihres Resthofs. Foto: Monika Thomsen

Hochspannungsleitung direkt am Haus

Zu den Eigentümerinnen und Eigentümern, denen Energinet ein Kaufangebot unterbreiten muss, gehören Marianne und Holger Petersen, die am Damhusvej in Wennemoos (Vennemose) wohnen. Sie berichteten dem „Nordschleswiger“, dass der Abstand von ihrem Haus bis zur Leitung nur 43,5 Meter beträgt.

Sie informierten sich ebenso wie weitere Teilnehmende bei den Vertreterinnen und Vertretern von Energinet. „Ich bin im Gespräch ein klein bisschen klüger geworden, was die Entschädigung angeht“, sagte Marianne Petersen nachfolgend.

Marianne und Holger Petersen und Peter Petersen (l.) Foto: Monika Thomsen

Fünf Jahre voller Ungewissheit

„Wir wohnen seit 2007 am Damhusvej und haben uns damals bewusst dafür entschieden, auf dem Land zu leben. Dort wollten wir bleiben, bis wir aus Altersgründen keinen Führerschein mehr haben. Wir haben unser Haus auch dementsprechend eingerichtet“, so Marianne Petersen.

Diese Lebenspläne hat die kommende Hochspannungsleitung nun für die 56-Jährige und ihren fünf Jahre älteren Mann Holger gehörig durchquert. Und das nicht erst seit gestern.

„Es ist wahnsinnig frustrierend und überhaupt nicht lustig. Seit mittlerweile fünf Jahren wissen wir nicht, was passieren soll und was nicht. Ich denke nicht, dass wir wohnen bleiben werden“, so Marianne Petersen.

In der Entscheidungsfreiheit eingeengt

„Die Hochspannungsleitung soll westlich und südlich um unseren Resthof verlaufen, und wir haben bei uns ja hauptsächlich Westwind. Bei einer östlichen Platzierung der Leitung wäre es etwas anderes gewesen“, sagt sie zu einer möglichen Lärmbelästigung.

„Das größte Problem ist, dass wir es nicht selbst gewählt haben“, so Holger Petersen in Gedanken an die Umstände von außen. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Familie wegen einer Hochspannungsleitung Gedanken machen muss.

„Ich hatte mit meinen Geschwistern in Fröslee einen Wald. Dort wurde die Leitung auch direkt durchgeführt“, berichtet Holger. „Dies hier ist aber schlimmer“, sagt sein Bruder Peter Petersen aus Mögeltondern (Møgeltønder).

Da können ihm seine Schwägerin und sein Bruder nur zustimmen.

 

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