Deich Hoyer-Ruttebüll

Schutzantrag für Siel im Deich von 1556

Schutzantrag für Siel im Deich von 1556

Schutzantrag für Siel im Deich von 1556

Hoyer/Højer
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Museumsoberinspektor Lennart Madsen (r.) berichtete über Hoyers Deichgeschichte. Foto: Volker Heesch

Der Archäologe Lennart Madsen berichtete über das Denkmalschutzverfahren am Deich Hoyer-Ruttebüll. Das Projekt wurde von Herzog Hans d. Ä. forciert.

Der Archäologe Lennart Madsen berichtete über das Denkmalschutzverfahren am Deich Hoyer-Ruttebüll. Das Projekt wurde von Herzog Hans d. Ä.  forciert.

„Für das Siel ist ein Denkmalschutzverfahren der staatlichen Schlösser- und Kulturbehörde eingeleitet worden“, berichtete der Archäologe und Oberinspektor von Museum Sønderjylland, Lennart Madsen, während einer Führung anlässlich des Tages der geschichtlichen Gedenkorte, zu dem der nordschleswigsche Museumsverbund eingeladen hatte.

„Das historische Bauwerk sollte bereits durch eine Betonfüllung stabilisiert werden“, so Madsen während der Veranstaltung am vergangenen Sonntag, zu der sich rund 15 Interessierte am 1556 fertiggestellten „alten“ Deich  zwischen Hoyer und Ruttebüll an der Abzweigung zum Kannikhusvej versammelt hatten. Er berichtete, dass nun zunächst Fachleute das Siel untersuchen sollten, in dem möglicherweise Materialien aus der Entstehungszeit des Deiches vorhanden sind, der ein Zeugnis des damaligen technischen Fortschritts  bei den Hochwasserschutzanlagen und des Einsatzes des Landesherrn im Amt Tondern, Herzog Hans des  Älteren  (1521-1580), bei der Bedeichung ist. Dessen Vater, König Friedrich I.,  hatte bereits während seiner Zeit als Herzog von Gottorf  vergeblich versucht, die Wiedaubucht  zwischen Hoyer und der Wiedingharde abzudämmen.

Das historische Sielbauwerk wurde in Augenschein genommen. Es stammt nach Angaben von Lorens Hansen aus den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts. Foto: Volker Heesch

„Wer nich will dieken, mut wieken“

Madsen berichtete, dass der in der Hansburg in Hadersleben residierende Herzog Hans ein Viertel seiner Regierungszeit in Tondern verbracht hat und  nach dem 1552 unter ihm kodifizierten Spadelandsrecht („Wer nich will dieken, mut wieken“) mit den Einheimischen die Eindeichung von 6.000 Hektar Land zwischen Hoyer, Ruttebüll und Tondern bewerkstelligte. Der Herzog profitierte von den Steuern des fruchtbaren Neulandes.  Sein Bruder, Herzog Adolf, lehnte das Spadelandsrecht ab und ließ unter Regie des aus den Niederlanden stammenden Generaldeichgrafen Johann Rollwagen Eindeichungen vornehmen. Er vergab Konzessionen an Konsortien und zwang die Anwohner im Rahmen von Frondiensten zu den Deicharbeiten. „Mit dem Niederländer wurden neue, modernere Deichtypen und Entwässerungssysteme eingeführt“, so Madsen.

Er erläuterte, dass der heute niedrig wirkende Deich – er wurde zur Aufnahme der Fahrbahn vor Jahrzehnten abgeflacht – ursprünglich vermutlich noch als Stackdeich mit Holzabdeckung konstruiert worden ist. „Es sind nie Grabungen vorgenommen worden, die das klären könnten“, so Madsen. Die Leiterin des Mühlenmuseums in Hoyer, Anne Marie Overgaard, berichtete, dass im Rahmen des Projektes Tonderner Marsch Wanderwege mit Informationen zu den historischen Deichen und anderen Bauwerken geführt werden könnten.

Zahlreiche Reparaturen am Deich von 1556

Der Deich von 1556 hat viele Reparaturen erlebt. Pastor Rolf berichtet in seiner Chronik von Hoyer über zahlreiche Deichbrüche bei Sturmfluten wie 1693. „Im Hoyerdeich wurden so tiefe Löcher gerissen, dass zwei große Schiffe drei Viertel Meilen weit bis an das Geestufer der Lohharde getrieben wurden“, so Rolfs. Besonders schlimm war es bei der zweiten großen Mandrenke 1634,  bei Ruttebüll musste der Deich verlegt werden. Der Landesherr, der Gottorfer Herzog Friedrich III., besuchte damals das verwüstete Gebiet. Auch in den folgenden Jahren gab es Brüche  im Deich nach Ruttebüll, an die Krümmungen im Deich und Wehlen hinter dem Deich erinnern, die von den heranstürzenden Fluten ausgespült wurden.

Während Lennart Madsen es für möglich hält, dass das Siel südlich von Hoyer aus dem 16. Jahrhundert stammt, geht der Hoyeraner Deichungsexperte Lorens Hansen davon aus, dass es in den ersten Jahren nach 1800 gebaut worden ist. Der südliche Teil des Hoyer Koogs war zunächst An der Gath durch ein Siel entwässert worden. Nach Eindeichung des Ruttebüller Koogs 1715 funktionierte die Entwässerung nicht mehr. Es wurde 1790 ein Kanal zu einem Siel bei Hjærnekro, einige Jahre später zu einem Siel weiter nördlich am heutigen Ort gebaut. Bis zur Eindeichung des Neuen Friedrichenkoogs fungierte der Deich von 1556 als Seedeich.

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