Coronavirus

Schwere Zeiten für den Einzelhandel

Schwere Zeiten für den Einzelhandel

Schwere Zeiten für den Einzelhandel

Tondern/Tønder
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Tonderns Einkaufsstraße ist derzeit leergefegt. Foto: Monika Thomsen

Aus der Sicht des Handelsvorsitzendens ist es problematisch, dass das Infektionsgeschehen in Kopenhagen den Geschäftsalltag in Tondern bestimmt. Anders Jacobsen kritisiert auch die örtliche Politik.

„Aus meiner Sicht ist es problematisch, dass die Politik in Kopenhagen die Situation beim Infektionsdruck in der Hauptstadt auf das ganze Land überträgt, obgleich es regionale Unterschiede gibt“, sagt der Vorsitzende des Handelsvereins in Tondern, Anders Jacobsen.

Er hätte sich bei dem bis zum 17. Januar geltenden Shutdown eine differenzierte Lösung gewünscht.

Das totale Herunterfahren der Geschäftsaktivitäten komme, nachdem sich in der Grenzstadt Tondern bereits Verluste in der Größenordnung von 40 bis 50 Prozent durch das Ausbleiben der deutschen Kunden bemerkbar machten.

In Kopenhagen nicht viel zu holen

Er ist wegen dieser Einbußen gemeinsam mit Bürgermeister Henrik Frandsen (Tønder Listen) beim Wirtschaftsausschuss des Folketings vorstellig geworden, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. Gefruchtet habe dieser Einsatz aber nicht.

In Nordschleswig sei es im Entwicklungsrat (UdviklingsRåd Sønderjylland) nicht gelungen, in dieser Frage eine einheitliche Linie zu finden.

In den anderen Städten spielen die deutschen Kunden offenbar keine entsprechend große Rolle.

Anders Jacobsen, Handelsvereinsvorsitzender

„In den anderen Städten spielen die deutschen Kunden offenbar keine entsprechend große Rolle“, so Jacobsen.

„Einzelhandel in die Enge getrieben"

„Zudem hat die Regierungschefin zum Internethandel aufgefordert. Der Einzelhandel kann kaum mehr in die Enge getrieben werden, als es gegenwärtig der Fall ist“, moniert Jacobsen mit Blick auf den Einzelhandel in der gesamten Kommune.

Die besten Verkaufstage fallen flach

„Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester gehören souverän zu unseren besten Verkaufstagen. Gleiches gilt für den Ausverkauf im Januar. Diese fallen nun flach und es gab bereits Einbußen beim Weihnachtsgeschäft, da die Kunden dort Vorsicht walten ließen und teils dem Internet dem Vorzug gaben“, so Jacobsen

Dabei bereitet ihm besonders die Situation der kleinen Einzelunternehmer Sorgen. Für diese wären die verschiedenen Hilfspakete nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Zudem würden in diesen Läden oft Angehörige mit anpacken.

„Als Ladenbesitzer empfängt man keine Lohnkompensation“, berichtet der Geschäftsmann.

Der Vorsitzende des Handelsvereins, Anders Jacobsen (Archiv) Foto: Elise Rahbek

Kritik für das Kommunalparlament

Kritik übt Jacobsen auch an den örtlichen Politikern.

„Wir hatten einen Antrag auf eine finanzielle Förderung in Höhe von 500.000 Kronen für die Digitalisierung gestellt. Dieser wurde aber abgelehnt. Damit hätten wir insbesondere die kleinen Geschäfte für den Internethandel aufrüsten können. Nun hinken wir wieder hinterher“, ärgert sich der Handelsvorsitzende

4.500 Arbeitsplätze im Einzelhandel

„Der Einzelhandel in der Kommune Tondern bringt es immerhin auf 4.500 Arbeitsplätze“, so Jacobsen. Den Möbelhändler wurmt es auch, dass die Kommune einen Antrag auf weitere 500.000 Kronen für die Vermarktung in Deutschland, um die Kunden südlich der Grenze zurückzugewinnen, abgelehnt hat.

„Der deutsche Umsatz ist ganz weg, das ist ein Total-Verlust“.

Geschäftseröffnungen im Corona-Jahr

Unter der dunklen Wolkendecke sieht er aber auch Lichtblicke. So kam es im Corona-Jahr mit einem Haushaltswarengeschäft und einem Kindermodeladen auch zu Neueröffnungen in der Wiedaustadt.

„Tiger verlässt zwar Tondern, es laufen aber auch Verhandlungen mit einem neuen Akteur“, sagt der Handelsvorsitzende, der noch nicht mehr verraten will.

Das Damenmodegeschäft Zilo zieht vom westlichen Ende der Westerstraße in die Fußgängerzone an den Standort von „Tiger“.

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