Nächstenliebe

Weder kassieren noch putzen: Dafür im Pflegeheim jobben

Weder kassieren noch putzen: Dafür im Pflegeheim jobben

Weder kassieren noch putzen: Dafür im Pflegeheim jobben

Tondern/Tønder
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Die 15-jährige Mathilde Lind hat einen Freizeitjob im Pflegeheim Lindevang in Lügumkloster. Foto: Kommune Tondern

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Es fing mit vier Jugendlichen an, die in den Altersheimen der Kommune Tondern den Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern suchten. Jetzt kommen zehn neue soziale Hilfskräfte dazu.

Sie lieben es, Menschen und besonders alten Menschen zu begegnen. Und die Bewohner der Pflegeheime in der Kommune Tondern freuen sich, wenn die jungen Leute zu ihnen kommen, die von der Kommune angestellt sind, um in ihrer Freizeit mit den Heimbewohnerinnen und -bewohnern zu „arbeiten“ und dabei ihr Taschengeld aufzubessern.

Aus 4 werden 14

Das neue Angebot der Kommune, sich für diesen sozialen Freizeitjob zu melden, ist so interessant, dass künftig 14 Jugendliche – statt in Supermärkten an der Kasse zu sitzen, in Bäckerläden auszuhelfen oder zu putzen – ihn ausüben wollen.

Die 15-jährige Mathilde Lind war eine der ersten vier Hilfskräfte, die am 1. August in die Dienste der Kommune Tondern traten. Sie arbeitet in Pflegeheim Lindevang in Lügumkloster (Løgumkloster). Sie und ein weiteres Mädchen verbringen dort ihre Freizeit mit den Seniorinnen und Senioren. 

Mathilde Lind liebt ihren Job, freut sich jeden Tag, ins Heim zu kommen. Auch ihre Freundinnen und Freunde finden ihren Freizeitjob toll, der sie glücklich mache und erfülle, erklärt die Schülerin.

 

 

Die Freizeitkräfte unterhalten sich mit den Seniorinnen und Senioren, spielen und spazieren mit ihnen oder hören ihnen zu, wenn sie von ihrer Vergangenheit erzählen. Sie suchen die Nähe der Bewohnerinnen und Bewohner und können so soziale Aufgaben übernehmen, für die das feste Personal keine Zeit hat.

 

Wir haben das Gefühl, dass die Heimbewohner richtig froh sind, wenn die jungen Leute ins Haus kommen.

John Zachariasen, Fachleiter für die Pflegeheime in der Kommune Tondern

In Dänemark ist es generell schwer, ausreichend Personal für die Altenpflege zu finden. Daher wurde dieses neue Jobangebot für Jugendliche geschaffen. 

 

„Sie machen ihre Arbeit sehr gut. Die Bewohner lächeln Mathilde öfter an als das feste Personal“, lacht die Heimleiterin Marianne Giebner.

Die Arbeit macht der 15-Jährigen Spaß. Und die Heimbewohnerinnen und -bewohner freuen sich, wenn sie kommt. Foto: Kommune Tondern

John Zachariasen, Fachleiter für die Pflegeheime in der Kommune Tondern, erzählt, dass die Bewerberinnen und Bewerber mindestens 15 Jahre alt sein müssen, da ein gewisses Maß an Reife erforderlich ist. Sie müssen Lust haben, mit alten Menschen zu arbeiten. „Ihre primäre Aufgabe ist, es sich mit den älteren Menschen gemütlich zu machen und ihre Freude am Leben zu bewahren beziehungsweise zu steigern. Und das ist wirklich geglückt“, freut er sich.

Nicht nur Mädchen bewerben sich

„Wir fühlen, dass die Heimbewohner richtig froh sind, wenn die jungen Leute ins Haus kommen. Es sind nicht nur Mädchen, die sich auf unsere Stellenanzeigen bewerben und mit denen wir Vorstellungsgespräche führen.“ Die jungen Hilfskräfte hätten selbst die Initiative ergriffen, mit den Seniorinnen und Senioren Karten zu spielen, gemeinsam die Zeitung zu lesen, spazieren zu gehen, um nur einige ihrer Ideen zu nennen. Ganz generell gelinge es ihnen sehr gut, Gemütlichkeit zu schaffen und für gute Laune zu sorgen.

Mitarbeiter „heranziehen“

Mit dem Jobangebot will die Kommune versuchen, junge Leute für eine berufliche Zukunft in der Altenpflege (Sosu-Assistenten) zu interessieren. Auch die Heime Mosbølparken in Scherrebek (Skærbæk),  Richtsens und Leos Pflegecenter in Tondern, Toftegården in Toftlund, Hjørnegården in Bredebro und  Digegården in Hoyer (Højer) können sich über den Einsatz der Jugendlichen freuen.

Gegen einen Spaziergang in netter Begleitung hat wohl keiner etwas. Foto: Kommune Tondern

 

Die Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Irene Holk Lund (Tønder Listen), erklärt: „Was als vorsichtiger Versuch anfing, wurde ein richtig großer Erfolg. Wir freuen uns, noch mehr Freizeitjobs anbieten zu können. Und hoffentlich bedeutet dies, dass wir auf diese Weise in Zukunft tüchtiges Personal mit einer sozialen und gesundheitsfachlichen Ausbildung bekommen.“

 

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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