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Mini-Minderheit: FC Lusérn vertritt eine Gemeinschaft von 250 Menschen

Mini-Minderheit: FC Lusérn vertritt eine Gemeinschaft von 250 Menschen

Mini-Minderheit: FC Lusérn vertritt 250 Menschen

Hatto Schmidt, freier Journalist
Flensburg/Flensborg
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Das Team der Zimbern aus Lusérn.
Das Team der Zimbern aus Lusérn Foto: Hatto Schmidt

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Interview: Die Mannschaft aus der deutschen Sprachinsel der Zimbern in Norditalien hat für die Anreise im Bus 16 Stunden gebraucht. Wie das kleine Volk eine Mannschaft zusammenbekommen hat? Ihr Delegationschef erklärt.

Nur 250 Einwohnerinnen und Einwohner zählt die Gemeinde Lusérn. Sie liegt 40 Kilometer südöstlich von Trient (Trento) und ist eine von 17 deutschen Sprachinseln in Oberitalien. Die Menschen dort sprechen Zimbrisch, eine bairisch-tirolerische Mundart, die die Vorfahren der Lusérner im 12. und 13. Jahrhundert aus ihrer Heimat um Ammer- und Starnberger See in Bayern mitbrachten. 

Wie ist es möglich, dass so eine kleine Gemeinschaft ein Fußball-Team stellen kann, und welche Probleme hatte sie dabei? Delegationschef Moreno Nicolussi-Paolaz gibt Auskunft.

Delegationschef Moreno Nicolussi-Paolaz
Delegationschef Moreno Nicolussi-Paolaz Foto: Hatto Schmidt

Moreno Nicolussi-Paolaz, in Lusérn warb in den vergangenen Monaten ein öffentlicher Aushang um Spieler für das Europeada-Team. Hatten Sie Probleme, eine Mannschaft zusammenzustellen?

„Ja, wir hatten dieses Jahr größere Mühe als früher. Spieler, die vor zwei oder auch vor sechs Jahren noch tragende Säulen waren, haben inzwischen Familie und konnten sich nicht freimachen für diese weite Reise. Unsere Spieler sind daher recht jung, von 15 Jahren aufwärts. Wir mussten auch ein paar Spieler aus anderen Dörfern am Hochplateau in die Mannschaft einbauen; bei 250 Einwohnern in Lusérn ist das gar nicht anders möglich.“ (In den Nachbardörfern von Lusérn wurde früher ebenfalls Zimbrisch gesprochen, aber die Sprache ist dort vor vielen Jahren schon erloschen, Anm. der Red.).

Wie finanzieren Sie denn die Teilnahme an der Europada?

„Das war nicht einfach; die Kosten sind aufgrund der weiten Reise doppelt so hoch wie vor zwei Jahren in Kärnten. Wir sind mit dem Bus hergekommen; die Fahrt hat 16 Stunden gedauert. Die Kosten zu stemmen war nur möglich, weil Hoteliers, Kaufleute und Gewerbetreibende uns unterstützt haben. Auch bei der Region Trentino-Südtirol haben wir um einen Beitrag angesucht; darüber wird am 2. Juli entschieden. Auch die Gemeinde hat uns unterstützt. Wir haben typische Produkte unserer Heimat mitgebracht, mit denen wir für sie werben: Vezzena-Käse, Speck und Zimbern-Bier. Auch ein großer touristischer Betrieb hat uns als Sponsor geholfen. Sie alle haben gegeben, was sie konnten.“ 

Wie schätzen Sie die Chancen Ihres Teams ein?

„Wir haben auch dieses Mal wieder gute Spieler dabei. Sie sind jung, aber talentiert. Wir wollen aber vor allem unsere Gemeinschaft präsentieren. Wir versuchen uns jedes Mal zu verbessern; wir sind ja schon zum fünften Mal dabei. Allerdings liegt die Priorität auf Lusérner Spielern, deshalb sind fünf oder sechs Spieler dabei, die nie aktiv gespielt haben.“ 

 

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