Chor

Musikalische Mutprobe

Musikalische Mutprobe

Musikalische Mutprobe

Lügumkloster/Løgumkloster
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Der Buxtehude Kammerchor mit einem starken Auftritt in Lügumkloster. Foto: Karin Riggelsen

In der Kirche Lügumkloster gab der Buxtehude Kammerchor mit Leon Tscholl an der Orgel am Mittwoch ein Konzert. Ein großes.

Im gedämpften Licht  stehen  16 Mitglieder des Buxtehude Kammerchors mitten im Kirchenschiff. Klein sehen sie aus. Das riesige Gewölbe der Kirche zu Lügumkloster  scheint den Chor fast zu verschlucken. Die gigantische Orgel zur Linken droht die Sänger/-innen mit ihren ersten Tönen fast zu erdrücken. Was die faszinierten Zuhörer an diesem Mittwochabend erlebten, war nicht weniger als eine musikalische Mutprobe. Nur mit ihren Stimmen bewaffnet, nehmen die Chormitglieder den Kampf auf gegen die scheinbare Übermacht. Und dann passiert das schier Unglaubliche:  Stimmen, Gebäude und Instrument schmelzen zusammen, als wären sie füreinander geschaffen – und unter der Leitung von Susanne Heigold entfaltet sich ein großartiges Konzert vor dem staunenden Publikum.

Foto: Karin Riggelsen

Bei Gades „Morgensang“ erwacht der Chor im stillen harmonischen Gesang und wird von der hervorragenden Akustik der Kirche förmlich getragen. Danach wird es mal virtuos, mal dramatisch oder ganz still, wenn Chor und Orgel bei Stücken von Joseph Gabriel Rheinberger die perfekte Stimmung schaffen. Rheinberger ist die wahre Mutprobe: achtstimmig bei 16 Chormusikern. Hier muss jeder Ton präzise sitzen, denn alles ist aufeinander abgestimmt. Eine Wahnsinnsleistung, sind es doch „nur“ Amateurmusiker. Vielgeübte zwar, aber dennoch bewundernswert.

Dann wiederum gibt Leon Tscholl eine Demonstration dessen, was er an der Orgel alles kann. Der junge Musiker und Komponist aus Süddeutschland (er schrieb 2017 das Reformatorische Requiem für den großen Chor der Nordschleswigschen Musikvereinigung) ist gerade 21 Jahre jung – Dienstag wird er 22. Dennoch beherrscht er die Orgel, zügelt sie, um sie im nächsten Moment wieder freizulassen – alles zu den imposanten Tönen von Cesar Franck und dessen „Pièce héroïque“.Dies ist aber nur die Aufwärmrunde zu einem wahren Orgel-Marathon, bei dem die Orgel sich nochmal bedrohlich über den Chor zu beugen scheint. Ein letzter Versuch, Oberhand zu gewinnen. Doch der Buxtehude Kammerchor  gibt bei Widor und Wilcocks „Sing!“ noch einmal alles, Tscholl zügelt gekonnt die gewaltige Orgel. Heraus kommt ein berauschendes Finale.

Foto: Karin Riggelsen

Als Zugabe bekommen die 60 Zuschauer dann noch Nissens und Bartrumsens „Aftensti“ – damit schließt sich der Kreis eines hervorragenden Konzertes, das man erneut erleben kann (allerdings nicht mit der faszinierenden Orgel der Kirche in Lügumkloster).

Die nächsten Konzerte des Buxtehude Kammerchors der Nordschleswigschen Musikvereinigung:
Sonntag, 30. September, 16 Uhr in der Marienkirche Sonderburg mit Leon Tscholl (Orgel) und Dienstag, 20. November, 19.30 Uhr in der Kirche zu Bülderup mit Ole Plauborg Jensen (Orgel).

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