Deutsche Minderheit

Nach 30 Jahren am DGN: Schulschluss für Stefan Prochaska-Frenzel

Nach 30 Jahren am DGN: Schulschluss für Stefan Prochaska-Frenzel

Nach 30 Jahren: Schulschluss für Stefan Prochaska-Frenzel

Apenrade/Aabenraa
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Stefan Prochaska-Frenzel liegt die Natur sehr am Herzen. Er hat sich für den Erhalt der Bäume am DGN eingesetzt. Foto: ket

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Neben den Abiturientinnen und Abiturienten wird auch der langjährige Biologie- und Chemielehrer das Deutsche Gymnasium für Nordschleswig verlassen. „Der Nordschleswiger“ hat nachgefragt, was das Besondere an dieser Schule ist, was ihm am meisten Spaß gemacht hat an seinem Beruf, und ob er sich an seinen ersten Tag in Apenrade erinnern kann.

„Ich war völlig overdressed“, schmunzelt Stefan Prochaska-Frenzel als er sich an sein Vorstellungsgespräch am Deutschen Gymnasium für Nordschleswig (DGN) im Winter 1992 erinnert.  Der Biologie- und Chemielehrer aus Kiel konnte in Schleswig-Holstein keine Arbeit finden. Über die Mitbewohnerin seiner Frau erfuhr er, dass am DGN ein Chemielehrer gebraucht wurde. Daraufhin bewarb er sich und fuhr kurze Zeit später im Anzug zu einem Gespräch nach Apenrade.

Der damalige Schulleiter Hans Jürgen Nissen bot ihm eine Stelle für ein Jahr an. „Das war mir allerdings nicht genug. Ich wollte einen unbefristeten Vertrag und dafür auch nach Nordschleswig ziehen“, erzählt Prochaska-Frenzel. Kurzerhand ließ der Schulleiter sich darauf ein und schrieb auf einen Zettel, dass er den jungen Lehrer einstellen würde. „Ich war erst etwas überrascht und habe in Kiel nachgefragt, ob so eine Art von Vertrag überhaupt Gültigkeit besitzt.“ Im Ministerium versicherte man ihm nach einigem Hin und Her, dass auf den dänischen Schulleiter Verlass sei.

Ich habe bereits die Kinder von ehemaligen Schülerinnen und Schülern unterrichtet, die ich früher selbst im Unterricht hatte.

Stefan Prochaska-Frenzel, Biologie- und Chemielehrer

So zog der heute 64-Jährige mit seiner Familie nach Apenrade. „Ich habe mir immer gewünscht, mit dem Fahrrad zur Schule zu fahren und das konnte ich auch die vergangenen 30 Jahre tun.“ Im Sommer 1993 bekam der Lehrer seine erste eigene Klasse, die er drei Jahre später zum Abitur führte, in dieser Woche ist seine letzte Klasse an der Reihe. Wie viele Schülerinnen und Schüler er in seiner Lehrerlaufbahn auf diesem Weg begleitet hat, kann der Apenrader nicht sagen, aber: „Ich habe bereits die Kinder von ehemaligen Schülerinnen und Schülern unterrichtet, die ich früher selbst im Unterricht hatte.“

Unterricht im Freien

Stefan Prochaska-Frenzel arbeitet gerne mit Menschen zusammen, die sich im Übergang vom Teenager zum jungen Erwachsenen befinden. „Es gefällt mir, sie zu begleiten, zu unterstützen und vor Herausforderungen zu stellen“, so der Lehrer. Das und das junge Kollegium seien die Gründe dafür gewesen, dass er an keine andere Schule mehr gehen wollte.

Für einige Jahre war der baldige Pensionär auch stellvertretender Schulleiter, dabei habe er aber gemerkt, dass ihm das Unterrichten fehlt. „Die damalige Schulleiterin Ilse Friis war sehr überrascht, als ich ihr gesagt habe, dass ich wieder mehr Unterricht geben möchte. Aber ich rechne es ihr hoch an, dass sie damit einverstanden war.“

Man kann die Schönheit der Natur nur wertschätzen, wenn man sie kennt und dafür muss man rausgehen.

Stefan Prochaska-Frenzel, Biologie- und Chemielehrer

Bei seinem Unterricht legt der Lehrer Wert darauf, nicht nur im Klassenzimmer zu sein. „Man kann die Schönheit der Natur nur wertschätzen, wenn man sie kennt und dafür muss man rausgehen.“ Daran hat auch die Digitalisierung nichts geändert. „In den vergangenen 30 Jahren ist das DGN von einem Buch-Gymnasium zu einem IT-Gymnasium geworden, aber dann bin ich mit einer Bestimmungs-App nach draußen gegangen“, erzählt Stefan Prochaska-Frenzel, der nach eigenen Angaben immer mit dem digitalen Trend gegangen ist.

Schulsystem hat sich verändert

In den vergangen 30 Jahren habe sich viel verändert: Schulleitungen kamen und gingen, Notensysteme änderten sich, es gab neue Bildungsreformen – was für den Lehrer geblieben ist, ist die Freude an der Arbeit mit jungen Menschen.

Stefan Prochaska-Frenzel hat miterlebt, wie sich das DGN von 100 auf 180 Schülerinnen und Schüler vergrößert hat. Foto: ket

Gemeinsam mit dem heutigen Rektor Jens Mittag hat er auch das NiM-Projekt (Naturwissenschaften im Mittelpunkt) am DGN initiiert. Dabei lernen jüngere Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulen durch Experimente etwas über Naturwissenschaften. „Dieses Projekt lag mir besonders am Herzen.“

Pläne für die Zukunft

In Zukunft hat Stefan Prochaska-Frenzel Zeit, sich anderen Projekten zu widmen. „Ich möchte wieder engagierter in meiner Naturschutzgruppe und im Sportverein sein und mir Zeit für meine Familie nehmen“. Außerdem wartet ein Bauprojekt auf ihn. „Ich will eine Garage für meinen alten VW-Bus bauen und den ein bisschen mehr pflegen.“

Bis es so weit ist, stehen für den Biologie- und Chemielehrer noch die letzten Abiturprüfungen an. Es ist jedes Jahr ein Höhepunkt für ihn, wenn seine Schülerinnen und Schüler nach bestandener Prüfung ihre Studentenmützen aufgesetzt bekommen.

Und so macht er sich nach dem Gespräch mit dem „Nordschleswiger“ schnell auf, um dabei zu sein, wenn eine seiner ehemaligen Schülerinnen ihrer Tochter die Mütze aufsetzt.

 

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