Standpunkt

Offener Brief der Mitarbeiter an den BDN zur Zukunft der Zeitung

Offener Brief der Mitarbeiter an den BDN zur Zukunft der Zeitung

Offener Brief der Mitarbeiter an den BDN zur Zukunft der Zeitung

DN
Apenrade/Aabenraa
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Foto: Cornelius von Tiedemann

Standpunkt der Mitarbeiter zum Wegfall der Papierzeitung.

Es scheint, der BDN hat die Zukunft des Nordschleswigers als Tageszeitung besiegelt. Ab Februar 2021 soll es ausschließlich den Online-Auftritt mit einem Monatsmagazin geben, in unseren Augen nicht die beste Lösung. Mit dem Wegfall der Papierzeitung verlieren wir den Medieneffekt und ein Stück „handfeste“ Sichtbarkeit und Identität. In diesem Fall hätten wir für eine Wochenzeitung anstatt eines Monatsmagazins plädiert.
 
Zwar bietet ein verstärkter Online-Auftritt Möglichkeiten, in der ganzen Welt Gehör zu finden. Andererseits besteht die Gefahr, in diesem Forum unterzugehen. Wir versinken in der Anonymität (es herrscht kein Zweifel bei uns Mitarbeitern, dass unser Web-Auftritt ausgebaut werden muss).
 
Wir verstehen die finanziellen Gründe, die zu einer Schließung der Papierzeitung ab Februar 2021 zwingen. Schwer nachvollziehbar ist, warum die Botschaft schon zweieinhalb Jahre vorher an die Außenwelt vermittelt worden ist, die uns teils quasi schon jetzt totgesagt hat. Die Entscheidung hätte unserer Meinung nach zu diesem Zeitpunkt auch ohne Einschalten der breiten Öffentlichkeit erfolgen können. Die Abonnentenzahlen wurden dafür sehr oft in den Medien breitgetreten.
 
Die frühe Entscheidung wird mit der Rücksicht auf die Mitarbeiter begründet. Obgleich wir nun ein „End-Datum“ haben, sind wir in der Hinsicht nicht viel klüger geworden. Wir fürchten eine Mitarbeiterflucht.

Uns ist in der „Wartezeit“ einiges zugemutet worden. Gerade bei langjährigen Mitarbeitern, die sich jahrelang auch ehrenamtlich in vielen Bereichen engagiert haben, wundern wir uns über das Auftreten der BDN-Spitze. Das löst große Enttäuschung aus. Wir haben uns mit unserer Meinung wissentlich bis jetzt zurückgehalten. Vielleicht ein falscher Beschluss, aber wir wollten damit unsere Solidarität zur Zeitung/Minderheit zeigen. Gerade dieses Verhalten wird in der Volksgruppe sonst groß geschrieben. Die Solidarität von außerhalb der Zeitung haben wir nur schwer erkennen können.
 
Obwohl ihr diese “frühe“ Entscheidung mit Rücksicht auf die Mitarbeiter getroffen habt, wundert es uns, dass ihr schon beim Haushaltsseminar in Leck euer Urteil gefällt habt. Noch ist die Finanzlage des ganzen BDN ungeklärt, wäre es da nicht besser gewesen, eine Abklärung aus Berlin abzuwarten?  Eine direkte Sparauflage aus Berlin an die Minderheit gab es uns bekannt nicht. Bei der Delegiertenversammlung wurde eine Entscheidung für den Herbst in Aussicht gestellt. Wir wissen nicht, ob es überhaupt gefruchtet hätte, aber es wäre auch möglich gewesen, unsere Leser dazu zu befragen. Für die Jüngeren und Leser mittleren Alters und für die “jungen“ Alten ist die Einstellung der Papierzeitung kein Problem. Wohl aber für die Alten, die natürlich keine Leserbriefe schreiben.  Und mehrere Leser haben uns gegenüber den Wegfall  der Zeitung zutiefst bedauert. Einige hofften sogar, dass sie das Ende der Zeitung nicht mehr erleben werden.

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Cornelius von Tiedemann
Cornelius von Tiedemann Stellv. Chefredakteur
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