Deutsch-dänische Grenze

Reaktionen aus dem Grenzland: Warme Worte, aber viele Fragezeichen

Reaktionen aus dem Grenzland

Reaktionen aus dem Grenzland

Nordschleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Die Ankündigung von Mette Frederiksen, Touristen ab dem 15. Juni ins Land zu lassen, die Grenzen aber nicht für alle zu öffnen, sorgt im Grenzland für Enttäuschung. Foto: Michael Staudt

Bei der Pressekonferenz über eine schrittweise Öffnung der Grenze richtete die Staatsministerin direkt das Wort an das Grenzland. Doch es bleiben weiterhin viele Fragen offen.

„Euer Alltag wurde in der vergangenen Zeit stark beeinflusst. Wir werden euch die Normalität zurückgeben“, sagt Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) während der Pressekonferenz und richtet ihre Worte damit direkt an die Bewohner im Grenzland.

Sie verkündet, dass ab dem 15. Juni deutsche, norwegische und isländische Touristen wieder nach Dänemark reisen dürfen – mit der Auflage, dass die Touristen aus diesen Ländern mindestens sechs Übernachtungen vorweisen können. Konkrete Maßnahmen für das Grenzland gibt Frederiksen allerdings nicht bekannt. Für die einen sorgen die Worte der Staatsministerin für Hoffnung, für die anderen für Enttäuschung.

Minderheitenparteien freuen sich über Anerkennung

Carsten Leth Schmidt, Vorsitzender der Schleswigschen Partei, freut sich zunächst, dass die Staatsministerin das Grenzland direkt angesprochen hat. Ab wann es eine Rückkehr zur Normalität im Grenzland geben soll, ist ihm nach der Pressekonferenz jedoch nicht klar. „Was bleibt, sind warme Worte, aber viele Fragezeichen“, teilt der Parteivorsitzende dem „Nordschleswiger“ mit.

Der Vorsitzende der dänischen Minderheitenpartei, Südschleswigscher Wählerverband (SSW), Flemming Meyer, findet es gut, dass Mette Frederiksen den Menschen im Grenzland Hoffnung gibt. „Wir entscheiden uns dafür, die Worte der Staatsministerin positiv zu interpretieren und hoffen, dass die vielen Grenzlandbewohner bald wieder in ihr tägliches Leben zurückkehren können.“

Enttäuschung beim BDN

Kritischer fällt die Reaktion von Hinrich Jürgensen, Vorsitzender des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN) aus: „Ich bin sehr enttäuscht, ich hätte mir mehr erhofft. Es ist schön, dass Mette Frederiksen das Grenzland erwähnt hat, aber es ist nichts Konkretes dabei herausgekommen.“ Er merkt an, dass Dänen zwar ab dem 15. Juni nach Deutschland reisen können, aber Deutsche nicht ohne sechstägigen Übernachtungsaufenthalt nach Dänemark.

„Es ist zwar schön, dass die Ferienhausbesitzer einreisen dürfen, aber nicht nur das Grenzland, sondern auch der für unsere Region wichtige Tagestourismus ist vergessen worden.“ Jürgensen ist der Meinung, dass die Grenzregion freie Bahn haben sollte. Wenn es nach ihm ginge, wären die Grenzen für Bewohner der Region Sønderjylland-Schleswig geöffnet worden. Auch das Datum, das die Staatsministerin für eine weitere Öffnung festgelegt hat, kann Jürgensen nicht nachvollziehen: „Wieso der 15. Juni? Warum nicht sofort?“

Europa-Abgeordneter: Trauriges Symbol

Der schleswig-holsteinische Europa-Abgeordnete Rasmus Andresen sieht die kleine Öffnung als Schritt in die richtige Richtung. Er hält die Maßnahme, dass nur Touristen aus Deutschland, Norwegen und Island für mindestens sechs Nächte einreisen dürfen, für „erklärungsbedürftig“. „Dass für die Grenzregion und besonders die Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze weiterhin keine zusätzlichen Öffnungen gelten sollen, ist ein trauriges Symbol. Gerade auch der tägliche Grenzverkehr in Sønderjylland und Schleswig muss wieder ermöglicht werden“, fordert Andresen.

Mehr lesen

EU

EU überarbeitet Schengener Grenzkodex: Enttäuschung im Grenzland

Apenrade/Aabenraa Künftig soll bei der Einführung von Kontrollen an den Binnengrenzen unter anderem die Verhältnismäßigkeit geprüft werden, doch dafür dürfen Grenzkontrollen in Zukunft von den Staaten im Schengenraum noch länger aufrechterhalten werden. Die Parteisekretärin der Schleswigschen Partei, Ruth Candussi, und die Grenzlandpolitiker Rasmus Andresen und Stefan Seidler sind deshalb enttäuscht von dem Beschluss.