Landwirtschaft

„Wir Landwirte müssen auch die guten Geschichten erzählen“

„Wir Landwirte müssen auch die guten Geschichten erzählen“

„Wir Landwirte müssen auch die guten Geschichten erzählen“

Jon Thulstrup
Jon Thulstrup
Bjolderup
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Erik Kristensen füttert morgens seine Kühe. Foto: Friedrich Hartung

Bauer Erik Kristensen aus Bjolderup fing mit 32 Kühen an. Jetzt hat er 600. Ein Gespräch über alte Zeiten, die Entwicklung der Landwirtschaft und insbesondere die in Zukunft fehlende Jugend.

Wenn man sehen und erleben möchte, wie ein moderner landwirtschaftlicher Betrieb aussieht, dann schaut man am besten bei Erik Kristensen auf seinem Hof Bjolderupgård bei Bjolderup vorbei. Von anfangs 32 Kühen und zwei Schubkarren hat sich der Hof nun zu 600 Kühen, zwei Höfen und einer Maschinenstation entwickelt. „Das ist schon Wahnsinn, wie sich alles im Laufe der Zeit verändert hat“, so Kristensen gegenüber dem „Nordschleswiger“. Sein Hof beschäftigt insgesamt zwölf Personen in Vollzeit, sowie drei bis fünf Saisonarbeiter. Zum Hof gehören 500 Hektar Land, die bewirtschaftet werden – hauptsächlich mit Mais für Tierfutter und Biogas.

Kristensen selbst ist auch auf einem Hof aufgewachsen. „Ich bin sozusagen in die Landwirtschaft hineingeboren“, so der Bauer und fährt fort: „Die Landwirtschaft hat mich schon immer fasziniert.“ 1979 übernahm er den Bjolderupgård und baute kurz darauf auch seine Maschinenstation auf. Diese sei auch, insbesondere in den vergangenen 10 bis 15 Jahren, deutlich erweitert worden. „Die Station ist auf das Säen und Ernten von Mais ausgelegt. Dafür haben wir sieben Traktoren und zwei Mähdrescher im Fuhrpark“, erzählt Kristensen. Viel zu tun gibt es immer. In der Saison erntet die Maschinenstation gut 5.000 Hektar Gras und 1.700 Hektar Mais. Das macht die Station auch zu einer der größeren im Tingleffer Raum. „Wenn du einen Betrieb hast, der rund um die Uhr läuft, dann musst du auch darauf eingestellt sein, rund um die Uhr zu arbeiten“, schmunzelt er. Doch es ist ihm zufolge auch sehr wichtig, sich kleine Auszeiten zu gönnen. „Weil der Betrieb so groß ist, habe ich nun auch Leute, die sich darum kümmern. Ich muss nicht mehr alles selbst machen“, so der Landwirt. Deshalb fliegt er einmal im Jahr mit seiner Frau Vera gen Süden. „Es tut gut, auch mal abzuschalten“, sagt er.

Seine 600 Kühe werden insbesondere für die Milchproduktion eingesetzt. Kristensen ist 2013 nach zwölf Jahren mit Öko-Betrieb auf konventionelle Landwirtschaft umgestiegen. „Es lief einfach nicht mehr rund. Die Preise für Ökomilch waren im Keller, und wir mussten handeln“, so Kristensen. Ihm zufolge gehen die Preise immer auf und ab – „so wie auch in der Landwirtschaft. Es geht immer mal gut, und dann hast du auch schlechte Jahre. Ich will aber nicht meckern“, betont Kristensen. Sein Betrieb produziert jährlich rund 6,4 Millionen Liter Milch.

Kristensen vor seinem neuesten Trecker. Foto: Friedrich Hartung

Arbeitstag fängt in der Regel um 5 Uhr morgens an

Sein Arbeitstag fängt in der Regel um 5 Uhr morgens an. „Da füttere ich die Tiere im Stall. Für mich ist das auch eine gute Gelegenheit, um im Betrieb nach dem Rechten zu schauen“, unterstreicht er. Seit Längerem hat er jedoch auch einen Betriebsleiter für die Milchproduktion und den Stall eingestellt. Kristensen ist noch für die Maschinenstation und das Bewirtschaften der 500 Hektar Felder zuständig. Auch seine Frau Vera sitzt in der Chefetage des Betriebes und regelt die Buchführung. „Und in der Erntesaison da kocht sie für alle Mitarbeiter. Das tut uns allen gut“, schmunzelt der Bauer.

Auf die Frage, ob der historische „Dürre-Sommer“ einen negativen Einfluss auf seinen Betrieb hatte, antwortet er: „Nein, wir hatten ein richtig gutes Jahr. Wir haben das Glück und können einen Großteil unserer Felder bewässern.“ Zudem werde hauptsächlich Mais auf seinen Feldern bewirtschaftet. „Die Maisernte lief so gut, wie nie zuvor.“

Zukunftsperspektive

Über die Zukunft der Landwirtschaft mache er sich dennoch Sorgen. Insbesondere um die fehlende Jugend, denen beim Erwerb eines eigenen Hofes oft ein Bein gestellt wird.

„Die Menschen brauchen Nahrungsmittel. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht die junge Generation verlieren“, unterstreicht er. Deshalb müsse schnellstmöglich auch seitens der Politik gehandelt werden. Oft werde zu viel über die großen Konzerne gesprochen. „Doch wir hier auf dem Land beschäftigen auch Mitarbeiter“, so Kristensen. „Die Banken sind negativ gestimmt. Doch die jungen Leute sind ja nicht schuld daran, dass wir, meine Generation, verschuldet sind“, beklagt sich der Landwirt.

Er sieht aber auch die Landwirte in der Pflicht. „Viele Jugendliche wollen nicht Bauer werden, weil sie immer wieder die schlechten Geschichten und unser Jammern hören“, so Kristensen. „Wir Landwirte müssen auch lernen, die guten Geschichten zu erzählen.“ Er hat ein paar gute Ratschläge für die kommenden Generationen von Landwirten. „Es ist wichtig, dass sie eine gute Lehrstelle finden, wo sie sich zu guten Landwirten entwickeln können. Zudem ist es von Vorteil, wenn man so viel Geld wie möglich zusammenspart. Und dann darf man natürlich nicht bei den ersten Hindernissen aufgeben“, so Kristensen.

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