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Kraus: Frauenfußball kein «Abbild der Männer-Bundesliga»

Kraus: Frauenfußball kein «Abbild der Männer-Bundesliga»

Kraus: Frauenfußball kein «Abbild der Männer-Bundesliga»

dpa
Frankfurt/Main (dpa/lno) -
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Katja Kraus, Autorin und Sportmanagerin, nimmt an einem Termin teil. Foto: Arne Dedert/dpa

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Wie treibt der Frauen-Fußball seine Entwicklung weiter voran und bleibt eine eigene Marke? Kritikerin Katja Kraus nimmt auch die Spielerinnen in die Pflicht.

Ex-Nationaltorhüterin Katja Kraus hofft, dass aus dem Frauenfußball kein Abklatsch des Profigeschäfts der Männer wird. Die 52-Jährige, einst als erste Frau in der Bundesliga Vorstandsmitglied beim Hamburger SV, sieht die bevorstehende Weltmeisterschaft als Chance für die Weiterentwicklung ihres Sports - empfiehlt aber eine Abgrenzung vom Männer-Bereich. 

«Eine tolle WM wäre sicher ein weiterer Beschleunigungsfaktor. Wichtiger allerdings ist es, eine Idee dafür zu entwickeln, wie der sportliche Alltag, also die Bundesliga dauerhaft attraktiv sein kann», sagte die 52-Jährige der Deutschen Presse-Agentur vor dem Turnier in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August). 

Kraus ist Mitgründerin der Initiative «Fußball kann mehr». Das Netzwerk setzt sich für mehr Diversität und Gleichberechtigung im Fußball ein. «Um diese positive Entwicklung weiter zu unterstützen, braucht es die richtigen Weichenstellungen, vor allem die Beantwortung der Frage, wie der Frauenfußball in Zukunft sein soll», erklärte Kraus mit Blick auf den Boom nach der erfolgreichen EM des DFB-Teams 2022 in England. «Es besteht die Gefahr, dass die Frauen-Bundesliga letztlich ein Abbild der Wirtschaftskraft der Männer-Bundesliga wird.»

Deshalb sei es dringend notwendig, darüber nachzudenken, «welche alternativen Modelle es dazu gibt, wie eine eigene Identität und ein tragfähiges Geschäftsmodell entstehen kann. Wie einige Fehlentwicklungen im Männer-Fußball vermieden werden können, gerade im Blick auf Nahbarkeit, Wertevermittlung und Solidarität», so Kraus weiter.  

Eigene Sponsoren für die Fußballerinnen wie zuletzt Vorwerk, o.b. und Google Pixel seien auch deshalb so wichtig, weil die Frauen somit «nicht mehr Beifang in den Sponsorenpaketen des DFB sind», sagte Kraus, die geschäftsführende Gesellschafterin der Sportmarketingagentur Jung von Matt/sports ist und einst für den deutschen Meister FSV Frankfurt spielte. «Die Spielerinnen müssen die stärkste Stimme haben, wenn es darum geht, wohin sich der Frauenfußball entwickeln soll. Es ist ihr Spiel.» 

Die deutschen Frauen starten am kommenden Montag (10.30 Uhr MESZ/ZDF) in Melbourne gegen Marokko in die WM. Weitere Vorrundengegner sind Kolumbien am 30. Juli und Südkorea am 3. August.  Das letzte Testspiel hatte das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg in Fürth mit 2:3 gegen Sambia verloren. Das Auftreten der DFB-Auswahl bei der EM im vergangenen Jahr, als sie erst im Endspiel an Gastgeber England gescheitert war, habe die Aufmerksamkeit und den Handlungsdruck nach Ansicht von Kraus «extrem erhöht». 

«Die Länderspiele seit der EM waren mitunter überraschend holprig und der Spielplan nach der Gruppenphase ist herausfordernd. Es wäre also kühn zu sagen, die deutsche Mannschaft fliegt als Favoritin zum Turnier», sagte Kraus, die selbst zum deutschen Kader der Vize-Weltmeisterinnen von 1995 zählte. «Die Qualität der Spielerinnen ist allerdings so hoch, dass mit der richtigen Dynamik während des Turniers alles möglich ist.»

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