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Wald im Norden soll klimafest werden

Wald im Norden soll klimafest werden

Wald im Norden soll klimafest werden

dpa
Rickling (dpa/lno) -
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Werner Schwarz (CDU), Minister für Landwirtschaft und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. Foto: Frank Molter/dpa

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Der leicht verregnete Sommer in Schleswig-Holstein ändert nichts: Die Wälder müssen an den Klimawandel mit höheren Temperaturen und längeren Trockenphasen angepasst werden. Forstminister Schwarz macht sich im Wald der Försterei Daldorf ein...

Dieser Sommer meint es gut mit den Wäldern in Schleswig-Holstein. Es regnet viel und die befürchtete Borkenkäferplage ist ausgeblieben. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) steht inmitten von Fichten und Lärchen im Kreis Segeberg und lässt keinen Zweifel daran, dass sich die Wälder unabhängig von der aktuellen Witterung im Norden verändern müssen, um im Klima der Zukunft zu bestehen.

«Wir haben einen Klimawandel und wir müssen darauf reagieren», sagt der für den Wald zuständige Minister am Donnerstag bei einem Besuch in der Försterei Daldorf (Kreis Segeberg). «Ein Wald reagiert relativ langsam. Deswegen müssen wir jetzt anfangen.» Das gelte für die Landesforsten, aber auch für Kommunal- und Privatwälder. Aus Fichtenbeständen sollen Mischwälder mit zum Beispiel Rotbuche, Eiche, Winterlinde, Ahorn, Douglasie und Küstentanne werden.

Schwarz nennt die Försterei Daldorf beispielhaft für einen Geeststandort mit leichten Böden, auf denen schnell Trockenprobleme auftreten. Daher werden statt wurzelnackter Pflanzen aktuell ein- und zweijährige Bäumchen mit Wurzelballen in gebohrte Pflanzlöcher gesetzt. Diese jungen Bäume können nach Worten des Ministers unter dem Schutz alter Fichten und Lärchen schnell anwachsen.

Die Försterei Daldorf ist 1700 Hektar groß. Auf 1500 Hektar steht Wald, das entspricht einer Fläche knapp vier mal vier Kilometern. Hauptbaumarten sind nach Angaben des Leiters der Försterei, Thomas Jacobi, Fichte und Küstentanne, Buche und Eiche, Douglasie und Lärche sowie Kiefer, Bergahorn und Esche.

Der Wald nördlich von Bad Segeberg wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts angelegt und dann nach dem Zweiten Weltkrieg wegen des Mangels an Brennstoff und Baumaterial teilweise in Kahlschlägen gerodet. Anschließend wurden überwiegend Fichten und Kiefern gepflanzt. Jetzt werden die gut 70 Jahre alten Bestände durchforstet und umgebaut - auch mit Hilfe von Unternehmensspenden.

Der Minister lässt sich kurz zeigen, wie es geht und greift dann beherzt nach dem handlichen akkubetriebenen Erdbohrer. Eine nach der anderen setzt Schwarz kleine Buchen in die Löcher, tritt den regennassen Boden vorsichtig fest und trägt so ein kleines bisschen zum neuen Wald in Schleswig-Holstein bei. Erfahrene Arbeiter schaffen bis 160 Pflanzen pro Stunde.

Mit dem Pflanzen alleine ist es aber nicht getan, erklärt Jacobi. «Das ist Hasenfutter», sagt er mit Blick auf die zarten Buchenblätter. Damit weder Hasen noch Rehe die Arbeit zunichte machen, greifen die Waldexperten zu einem Spritzmittel auf Basis von Schaffett. Das mögen die Wildtiere nicht, aber es schadet niemanden. Die Wirkung hält etwa sechs Monate. Außerdem bemühe man sich, den Wildtierbestand durch Jagd in Schach zu halten.

Beim Waldumbau sei die Försterei Daldorf in Schleswig-Holstein führend, sagt Jacobi. Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen die letzten alten Fichten geschlagen werden, um Platz für eine neue Generation Bäume zu schaffen.

In Schleswig-Holstein gibt es gut 1730 Quadratkilometer Wald, davon rund 500 Quadratkilometer in der Verantwortung der Landesforsten. Das entspricht einem Anteil von gut elf Prozent an der Landesfläche. Schleswig-Holstein hat unter den Flächenländern in Deutschland den geringsten Waldanteil, dabei jedoch mit 65 Prozent den zweitgrößten Laubwaldanteil an der Waldfläche.

Schwarz sagt, der notwendige Umbau der Wälder solle nicht zu Lasten der im Koalitionsvertrag vereinbarten Ausweitung der Waldfläche in Schleswig-Holstein gehen. «Wir haben das Ziel fest im Auge.» Aber es sei schwierig, zusätzliche Flächen für neuen Wald zu bekommen, räumte er ein.

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