Auszeichnung

Warnemünder Meeresbiologin Voß erhält 300.000-Euro-Preis

Warnemünder Meeresbiologin Voß erhält 300.000-Euro-Preis

Warnemünder Meeresbiologin Voß erhält 300.000-Euro-Preis

dpa
Rostock
Zuletzt aktualisiert um:

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die private schwedische Björn-Carlson-Ostsee-Stiftung wurde 2005 gegründet. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Ostsee-Umwelt. In diesem Jahr wird nun erstmals der gleichnamige Preis verliehen - und geht nach Warnemünde.

Der Ostsee geht es schlecht - und Hoffnung auf baldige Besserung kann Maren Voß, Meeresbiologin am Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW), nicht machen. Denn an den Ursachen für den Zustand, der sich beispielsweise in riesigen sauerstofffreien Zonen zeigt, wird sich nicht so schnell etwas ändern. So liegen die Verweilzeiten des Wassers bei 30 bis 60 Jahren. Noch immer gelangen zu viele Nährstoffe wie Stickstoff oder Phosphate in das vergleichsweise kleine Binnenmeer. Folge: Die toten Zonen am Meeresboden werden immer größer.

Alarmierend ist für die Professorin für Marine Biogeochemie, dass nicht nur Bereiche inmitten der Ostsee betroffen sind. «Auch Küstengebiete, insbesondere Buchten und Bodden, leiden unter Sauerstoffarmut. Wir beobachten seit zehn Jahren, dass diese Zonen zunehmen.» Für ihre jahrzehntelange Arbeit zum Stickstoffkreislauf erhält Voß am 3. Juni in Stockholm den mit rund 300.000 Euro dotierten Björn-Carlson-Ostsee-Preis.

Der Stiftungsrat begründete die Auszeichnung mit der führenden Rolle der Forscherin in der Stickstoffanalyse. Sie habe die Quellen der Überdüngung ermittelt und kritische Prozesse des Stickstoffkreislaufs quantifizieren können. «Ihre Arbeit auf kontinuierlich höchstem wissenschaftlichem Niveau hat zu einer besseren Wahrnehmung der Probleme der Ostsee auch im internationalen Kontext geführt.»

Dabei seien die Küstenregionen der wichtigste Filter für den landseitigen Nährstoff-Eintrag. Sie litten massiv unter menschlichen Eingriffen: Sandentnahme, Verklappung, touristische Bauten oder Windkraftanlagen, zählt Voß auf. Gleichzeitig macht die 62-Jährige klar, dass die Ostsee in einem noch viel bedenklicheren Zustand wäre, hätten nicht sie und ihre vielen Kollegen in Deutschland und im baltischen Raum permanent auf die Überdüngung aufmerksam gemacht und politische Veränderungen eingefordert. «Es kann also etwas erreicht werden.»

«Wir müssen verhindern, dass der Sauerstoffverlust weiter um sich greift, denn sonst funktioniert der Stickstoff-Reinigungsprozess gar nicht mehr», erklärt Voß. Sie meint damit den Prozess des Stickstoffabbaus, der Denitrifizierung, für den Bakterien unter anderem Sauerstoff brauchen.

Der wichtigste Weg für eine Erholung der Ostsee sei die drastische Verminderung der Nährstoffeinträge. Viel sei getan worden, beispielsweise bei Kläranlagen. Problematisch seien aber weiterhin die diffusen Einträge durch Düngung und die Gülle aus der Landwirtschaft. Mit weniger Fleischproduktion und -konsum wäre schon viel getan, ist sich voß sicher. Benötigt würden aber auch erweiterte Meeresschutzgebiete wie Nationalparks ohne jegliche kommerzielle Nutzung.

Mehr lesen