Geburtstag

„Karin vom Schiff“ steuert auf einen runden Geburtstag zu

„Karin vom Schiff“ steuert auf einen runden Geburtstag zu

„Karin vom Schiff“ steuert auf einen runden Geburtstag zu

Gravenstein/Gråsten
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Karin Schmidt hat jahrzehntelang die Passagiere der Fähren zwischen Gravenstein und Glücksburg bedient – ob mit Speisen, Zigaretten oder einem kleinen Schnack. Foto: Karin Riggelsen

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In Kürze wird Karin Schmidt aus Gravenstein 80 Jahre alt. Sie ist in Glücksburg aufgewachsen und eine sehr positive und lebensfrohe Frau. Sie hat viel Gutes erlebt, musste aber auch durch schwierige Zeiten hindurch.

Sie kann es eigentlich nicht verstehen: Am 26. August feiert Karin Schmidt, Domhusparken 2 in Gravenstein, ihren 80. Geburtstag. „Das ist schon merkwürdig“, meint sie und muss lachen. Ihr Wellensittich scheint ihr recht geben zu wollen: Hausmann, Pieper oder Schnuckelchen – auch ein Vogel kann viele Namen haben – pflichtet ihr mit einem lautstarken Zirpen und Zwitschern zustimmend bei. 

Karin Schmidt kam 1944 in Ostdeutschland zur Welt. In den Kriegswirren gelangten ihre Mutter und deren beide Töchter auf einem der letzten Schiffe in den Westen. Die Familie kam beim Großvater in Glücksburg unter. Die Kinder besuchten dänische Institutionen. 

Im Sommer nach Dänemark

Als Mitglied der dänischen Minderheit besuchten die Mädchen unter anderem in den Sommermonaten auch Familien in Dänemark. Sehr gut erinnert sich Karin an einen Aufenthalt bei einer Familie in Rohrkarr (Rørkær) bei Tondern (Tønder). Sie hat sich oft gefragt, was aus der Familie und der Tochter geworden ist.

Der Wellensittich hat viele Kommentare, die nie zu überhören sind. Foto: Karin Riggelsen

„Heute ist ja alles anders. Aber damals verlor man den Kontakt“, meint sie. Dabei ist der Kontakt zu anderen Menschen selbst aus der Kindheit unglaublich wichtig. Das weiß sie heute. Vor einigen Jahren kam sie erneut in Kontakt mit dem Sohn der Familie in Rohrkarr. Er lebte immer noch auf dem Hof. Er erzählte dem einstigen Ferienkind aus Deutschland, dass seine Schwester vor Jahrzehnten ans andere Ende der Welt gezogen war. 

Zu einer Tochter der Ferienfamilie in Stubbekøbing auf Falster hat Karin Schmidt aber seit ihrer Jugend regelmäßig Kontakt gepflegt. 

Die große Liebe Arthur

Karin Schmidt hat schwere Zeiten durchlebt. Ihre Mutter starb im jungen Alter von 46 Jahren nach einem Unfall.

Karin Schmidt kocht gerne – für sich und auch für andere. Foto: Karin Riggelsen

Das Geburtstagskind war dreimal verheiratet. Der erste Mann trank im Geheimen, der zweite ließ sich zu gern von seiner Frau bedienen. Dann fand sie mithilfe einer Zeitungsanzeige bei „JydskeVestkysten“ ihre ganz große Liebe: Arthur Schmidt aus Loit (Løjt). 

„Erst bei Arthur habe ich Ruhe gefunden. Mit ihm hatte ich 33 sehr gute Jahre“, meint sie noch heute voller Dankbarkeit. Das Paar lebte in Atzbüll (Adsbøl). Arthur starb am 9. Dezember 2013. 

Für Karin Schmidt begann ihre fachliche Karriere mit einer drei Jahre langen Lehrzeit in einer lokalen Drogerie. Nach einigen kürzeren Jobs begann die junge Frau dann eine Laufbahn als Angestellte der Flensburger Förde-Reederei auf den Wellen im deutsch-dänischen Grenzland. Zuerst auf der „MS Mürwik“, dann „MS Meierwik“ wurde sie eine feste Kraft der Butterfahrten zwischen Glücksburg und Gravenstein. 

Sie wurde Karin vom Schiff

Sie wurde die „Karin vom Schiff“. An Bord servierte sie, verkaufte Zigaretten und half auch im Restaurant – überall sorgte Karin für einen guten Service und das Wohl der Gäste. Sie lächelt, als sie an ihre damalige Zeit zurückdenkt: „Ich war eigentlich alles, nur nicht Kapitän. Aber ich könnte heute noch Romane erzählen.“

Wir hatten ein ganz besonderes Verhältnis zu den Gästen. Es war sehr familiär. Wir kannten ja viele, weil sie jeden Tag an Bord kamen.

Karin Schmidt

Sie trifft immer wieder Leute aus ihrer damaligen Fährenzeit: „Wir hatten ein ganz besonderes Verhältnis zu den Gästen. Es war sehr familiär. Wir kannten ja viele, weil sie jeden Tag an Bord kamen.“

Kochen und Computer

Karin Schmidt genießt das Beisammensein mit anderen Menschen. Sie ist bei den Nachmittagen im deutschen Pastorat in Gravenstein dabei und beteiligt sich auch an  Veranstaltungen des Sozialdienstes Fördekreis. 

„Meine Umgebung bedeutet mir sehr viel, und ich habe wohl so etwas wie ein Helfersyndrom“, sagt sie schmunzelnd. Sie liebt das Kochen und serviert gern Nachbarinnen und Nachbarn oder der Familie ein gutes Mahl. 

Zu ihrer Familie zählen die beiden Söhne Dirk und Arne, sieben Enkel und sechs Urenkel. Das Geburtstagskind hat eine neue Hüfte, eine neue Schulter, und auch der Rücken wurde mithilfe einer Operation wieder hergerichtet. 

Sie benutzt einen Rollator, kann zu Fuß aber nur kleinere Strecken zurücklegen. Aber dafür fährt sie weiterhin selbst Auto. Sogar bis nach Løgstør, wo Freunde leben.

Karin Schmidt auf ihrer Terrasse Foto: Karin Riggelsen

Karin Schmidt benutzt den Computer und regelt selbst ihre Bankangelegenheiten über das Internet. „Mein Sohn Arne hat mir einst einen Computer gegeben. Den wollte ich überhaupt nicht, aber er bestand darauf. Aber jetzt komme ich richtig gut ’rum. Wenn ich Fragen habe, meint er: Frag doch Google.“ 

Sie muss man erleben

Die bald 80-Jährige liebt Hunde. „Die zwingen einen ja immer raus“, wie sie meint. Da sie am Domhusparken aber weder Hunde noch Katzen besitzen darf, muss sie sich mit dem großen Wellensittich „begnügen“. 

Karin Schmidt hat in den vergangenen acht Jahrzehnten ganz viel erlebt. Eine ihrer Freundinnen beschreibt sie so: Die kann man nicht kennenlernen. Die muss man erleben. 

Zu ihrem Geburtstag wünscht sich die sprudelnd positive Frau Karin Schmidt eigentlich nur wenig: Gesundheit und stets ein gutes Verhältnis zu den Kindern und den Nachbarn. Ein guter Kontakt und Kommunikation sind das Wichtigste. 

Karin Schmidt vertreibt sich auch mit Handarbeit die Zeit. Foto: Karin Riggelsen
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