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Urlaub auf dem Wasser: Die Hechts und ihr schwimmendes Ferienhaus
Urlaub auf dem Wasser: Die Hechts und ihr schwimmendes Ferienhaus
Urlaub auf dem Wasser: Das schwimmende Ferienhaus der Hechts
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Irmgard und Christian Hecht haben sich den Traum eines schwimmenden Ferienhauses erfüllt. In der Marina Minde liegt ihr Hausboot fest vertäut und soll die kommenden Jahre an Urlaubsgäste vermietet werden. Irgendwann, wenn beide in Rente sind, möchten sie ihr Eigentum selbst häufiger nutzen.
„Da, das muss ein Hornhecht sein“, sagt Christian Hecht. „Da ist sogar noch ein zweiter!“ Durch die bodentiefen Fenster im lichtdurchfluteten Wohnzimmer bietet sich ein hervorragender Blick auf das Treiben auf und unter der Wasseroberfläche in der Marina Minde in Rennberg (Rendbjerg).
Vor drei Jahren, mitten in der Corona-Pandemie, reifte bei Christian und seiner Frau Irmgard aus Neustadt am Rübenberge in Niedersachsen der Wunsch, ein schwimmendes Feriendomizil zu besitzen. Seit zwei Jahren liegt ihr Hausboot nun fertig in dem kleinen Yachthafen. Die Hechts sind gerade für ein paar Tage vor Ort, um nach dem Rechten zu schauen und ein paar Kleinigkeiten zu reparieren.
Schwierige Standortsuche
„Die Standortsuche war damals gar nicht so einfach. Es gab viele Ablehnungen, weil die Häfen nur Segel- und Sportboote aufnehmen“, sagt Christian. Das Problem: Ein solches schwimmendes Ferienhaus sei weder Haus noch Boot. Denn streng genommen ist der unmotorisierte Ponton mit dem Häuschen drauf kein Hausboot. Schimmhaus oder Wohnboot werden solche Objekte genannt. In der Marina Minde wurden beide fündig. Hier hat das schwimmende Haus namens „Hecht“ nun einen Liegeplatz für die nächsten fünf Jahre.
Weil der Ponton selbst über keinen eigenen Antrieb verfügt, musste er in den Yachthafen geschleppt werden. Einen Führerschein braucht man für das Hausboot nicht. „Wir sind auch keine Segler“, sagen die beiden Niedersachsen.
Lieber auf statt am Wasser
Warum es kein gewöhnliches Ferienhaus geworden ist, da wissen beide eine Antwort. „Wir lieben das Wasser, und mit einem Hausboot ist man nicht nur am, sondern auf dem Wasser“, sagt Irmgard. „Du bist mitten in der Natur und hast trotzdem den Komfort einer Wohnung“, sagt Irmgard. Und Christian ergänzt: „Du hast einfach ein besonderes Ambiente und es ist sofort entschleunigend.“ So brauchen die beiden auch keinen Fernseher, obwohl es den in der schwimmenden Ferienwohnung trotzdem gibt. „Das Hafenkino ist besser.“
Und anders als bei einem Ferienhaus sei man mit dem Hausboot ortsungebunden. „Man hätte die Möglichkeit, das Boot auch in einen anderen Hafen schleppen zu lassen“, so Irmgard.
Dass ihr schwimmendes Ferienhaus nun in Nordschleswig liegt, ist für die beiden kein Nachteil. „Dänemark ist schön. Man ist mit allen gleich per Du“, sagt Irmgard. Dänisch haben die beiden allerdings noch nicht gelernt. „Wir haben ein Buch, bemühen uns, haben aber auch nicht viel Zeit“, sagt Christian. In der Marina wird neben Dänisch und Englisch auch Deutsch gesprochen. Mit den Seglerinnen und Seglern sei es immer ein nettes Ambiente, man helfe sich gegenseitig – etwa beim Anlegen, sagt Christian.
Keine Beschränkungen beim Kauf
Der größte Vorteil ist allerdings, dass Hausboot und Liegeplatz in Dänemark auch von Deutschen gekauft werden können. Anders bei Sommerhäusern. Die können Deutsche hierzulande laut Gesetz nur unter beschwerten Bedingungen erwerben. Etwa durch den Nachweis einer besonderen Verbindung zum Land.
Du bist mitten in der Natur und hast trotzdem den Komfort einer Wohnung.
Irmgard Hecht
Vermietung an Feriengäste
Die meiste Zeit des Jahres vermietet das Paar ihr Hausboot an Urlauberinnen und Urlauber. Fünf Gäste haben auf dem geräumigen Hausboot Platz. Neben zwei Schlafzimmern und zwei Badezimmern gibt es ein großes Wohnzimmer mit Küchenzeile. Das Domizil ist im Hafen ganzjährig an Strom, Frisch- und Abwasser angeschlossen. Vom Wohnzimmer gelangt man auf eine überdachte Außenterrasse und von dort auf das Sonnendeck mit Strandkorb und Liegen.
Die Hechts betrachten ihr Haus als Renditeobjekt, dass sie, wenn sie in Rente gehen, irgendwann gerne längere Zeit im Jahr selbst bewohnen möchten. Bis dahin müssen die 56-Jährige und der 57-Jährige noch ein paar Jahre arbeiten. Irmgard ist Sachbearbeiterin bei einer Krankenversicherung, Christian ist als Zivilangestellter bei der Bundeswehr verantwortlich für die Betankung der Militärmaschinen vom Typ A400M, die in Wunstorf bei Hannover stationiert sind.
Hausboot made auf Fehmarn
Gebaut wurde ihr Hausboot von der Fehmarner Firma „Stern“. Die Firma stellt laut Hechts etwa ein Boot pro Monat in Holzständerbauweise fertig. „Was uns überzeugt hat war, dass die Boote nicht von der Stange kommen und individuell gestaltet werden können“, sagt Christian. Grenzen der Kreativität setzt nur die Pontongröße. Böden, Wandfarben und Raumaufteilung konnten sich Irmgard und Christian selbst aussuchen. So haben sie sich Ende 2020 für das Boot mittlerer Größe entschieden. Das Modell Sundeck 400/12 hat rund 35 Quadratmeter. Der Basispreis liegt bei 195.200 Euro.
Ein Highlight im Wohnzimmer ist ein Bodenfenster, durch das man auf den Meeresboden blicken kann. In drei Metern Tiefe sind Muscheln und Seesterne zu erkennen. Über die Vermietung wollen die Hechts ihr Hausboot nach und nach abbezahlen. Neben dem Kaufpreis kommen noch Liegeplatzgebühren von rund 500 Euro monatlich dazu.
Mehrere Vermieter in Minde
Noch ist der Urlaub auf dem Hausboot eine absolute Nische. Dennoch liegen hier in der Marina gleich mehrere Hausboote, die Interessierte mieten können. Der Großteil gehört dabei Privatleuten. Die Hechts betreiben einen eigenen Instagram-Kanal, auf dem mehr über das Leben auf dem Wasser zu erfahren ist.
Auslastung dürfte gern höher sein
„Wir haben mit der Vermietung im Grunde wenig zu tun, denn das läuft über Stern“, sagt Irmgard. „Noch gibt es Luft nach oben, was die Auslastung angeht. Das darf gern noch mehr werden.“
So gibt es im September und Oktober laut Buchungswebseite zwar schon Belegungen, aber auch noch viele freie Tage. Im November und Dezember ist das Hausboot noch komplett frei. Die Preise für Übernachtungen variieren je nach Saison zwischen 1.080 und 1.714 Kronen pro Nacht.
Auch im Winter lasse sich Urlaub auf dem Boot verbringen. „Es gibt Infrarot-Heizungen und einen kleinen Elektrokamin“, sagt Christian. Rauchen ist auf dem Hausboot verboten, Tiere möchten die Hechts ebenfalls nicht in der Wohnung haben.
Kinder sollten schwimmen können
Wer mit Kindern anreist, sollte sich im Klaren sein, dass rundherum tiefes Wasser ist. Schwimmen ist daher eine gute Voraussetzung. Dabei kann tatsächlich auch vom Hausboot aus im Hafen gebadet werden. „Es gibt in der Nähe aber auch den Strand und einen Badesteg an der Mole“, sagt Christian.
Auch wer Seegang nicht mag, der muss bei stürmigem Wetter mit etwas Bewegung auf dem Ponton rechnen. „Das muss man am besten ausprobieren“, sagt Irmgard. „Bei Sturm ist schon Bewegung drin“. Bei der leichten Brise an diesem Vormittag, merkt man nur seichte Bewegungen.