Handball

Jan Pytlick hört zum Saisonende auf

Jan Pytlick hört zum Saisonende auf

Jan Pytlick hört zum Saisonende auf

Sonderburg/Sønderborg
Zuletzt aktualisiert um:
Jan Pytlick hatte im Sommer 2020 seinen ersten Arbeitstag bei SønderjyskE. Foto: Karin Riggelsen

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Der langjährige Handball-Nationaltrainer wird nicht nur SønderjyskE ein Jahr vor Ablauf seines Vertrages verlassen, sondern im Alter von 54 Jahren auch dem Trainergeschäft den Rücken kehren.

Jan Pytlick macht Schluss. Nicht nur bei SønderjyskE, sondern voll und ganz. Der 54-Jährige wird zum Saisonende seine lange, glorreiche Trainerkarriere beenden. Aus privaten Gründen wird er vorzeitig aus seinem ursprünglich noch bis zum Sommer 2023 laufenden Vertrag gelöst.

„Das hat nichts mit SønderjyskE zu tun, das ist ein fantastischer Klub, und ich bin gerne hier. Der Job als Toptrainer ist einerseits fantastisch, aber andererseits auch sehr anspruchsvoll. Nach mehr als 31 Jahren, wo der Handball der absolute Mittelpunkt gewesen ist, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich mein Berufsleben ändern und im Leben in eine andere Richtung gehen möchte“, sagt Jan Pytlick zum „Nordschleswiger“: „Dieser Entschluss ist dadurch verstärkt worden, dass ich selbst krank gewesen bin, vor Kurzem meine Mutter verloren und einen durch Krankheit geschwächten Vater habe. Meine Kinder sind von zu Hause weggezogen, und unterm Strich ist es für mich wichtiger geworden, dass ich meine Familie noch stärker in den Mittelpunkt rücke.“

 

 

Jan Pytlick war insgesamt 15 Jahre dänischer Nationaltrainer. Foto: dpa

Auf die Frage, ob es eher eine Pause auf unbestimmte Zeit oder eher ein definitives Ende der Trainerkarriere ist, hat er eine klare Antwort.

„Es ist eher definitiv Schluss. Man muss immer aufpassen, was man sagt, denn man weiß ja nie, wozu man in einigen Jahren Lust hat, aber der Ausgangspunkt ist der, dass ich als Handball-Trainer aufhöre“, so der zweifache Olympiasieger, der dem Trainergeschäft den Rücken kehrt, doch es ist keineswegs ausgeschlossen, dass er dem Handballsport erhalten bleibt.

„Ich habe keinen neuen Job an der Hand. Ich möchte einen Funktionärsjob mit einem guten Familienleben unter einen Hut bringen. Mit dem Handball muss nicht unbedingt Schluss sein, aber ich bin Jobs gegenüber offen, wo ich meine vielen Jahre in der sportlichen Verantwortung nutzen kann. Ich habe mit dem Sportchef-Job geliebäugelt, wo ich meine Erfahrung und mein Wissen einbringen kann“, sagt der 54-Jährige, der künftig wieder Thurø als Lebensmittelpunkt haben wird.

Der langjährige Nationaltrainer unterstreicht aber, dass er sich bis Saisonende bei SønderjyskE voll reinhängen wird.

Jan Pytlick führte SønderjyskE in seiner ersten Saison als Tabellenfünfter in die Meisterschafts-Endrunde. Foto: Karin Riggelsen

„Der Entschluss wird nichts an meinem Engagement ändern, das Ziel von einem Endrunden-Einzug mit SønderjyskE zu erreichen. Das ist ein fantastischer Klub, und ich bin gerne hier. Die Ergebnisse waren zuletzt nicht überragend, und es gibt reichlich, wo wir anpacken können“, so Pytlick, der die kommenden Monate auch dazu nutzen will, um herauszufinden, was die Zukunft bringen soll. 

Der Sportdirektor von SønderjyskE zeigt Verständnis für die Entscheidung seines Cheftrainers.

„Es ist fantastisch, einen Trainer wie Jan Pytlick bei SønderjyskE zu haben“, meint Simon Hajdu Lindhardt: „Er hatte großen Anteil am fünften Platz in der vergangenen Saison, und er hat mit seiner Erfahrung und seinem hellen Kopf dazu beigetragen, SønderjyskE auf dem Spielfeld und auch außerhalb voranzubringen. Jetzt wollen wir für den Rest der laufenden Saison an der tollen Arbeit der vergangenen Spielzeit anknüpfen.“

Jan Pytlick war von 1998 bis 2006 sowie von 2007 bis 2014 Trainer der Handball-Nationalmannschaft der Frauen und feierte mit der dänischen Auswahl zwei Olympiasiege (2000 und 2004), holte den Europameister-Titel 2002, die Vize-Europameisterschaft 1998 und 2004 sowie den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft 2013. Darüber hinaus war er als Berater für Vardar Skopje tätig, trainierte GOG gleich dreimal sowie Team Esbjerg und Odense Håndbold.

Jan Pytlick feierte mit der dänischen Nationalmannschaft drei große Titelgewinne. Foto: dpa

„Ich habe weiter das Gefühl, dass mehr aus mir herauszuholen wäre, aber ich habe auf den allergrößten Bühnen gestanden und habe fast alles probiert. Bis auf das WM-Finale stand ich in allen großen Endspielen. Ich habe da keinen großen Nachholbedarf mehr“, sagt Jan Pytlick, der sich, nach den Höhepunkten seiner langen Trainerkarriere gefragt, nur schwer entscheiden kann.

„Jede Periode eines Trainerlebens hat etwas. Von den Ergebnissen her ragen sicherlich die beiden Olympiasiege und der EM-Titel im eigenen Land heraus. Die Stimmung von damals war etwas ganz Besonderes. Aber auch die Arbeit mit den Menschen bedeutet mir sehr viel. Ich habe einige Spielerinnen erstmals getroffen, als sie 15 waren, habe ihre Entwicklung verfolgt und mit ihnen später auf der großen Bühne Titel gewonnen. Das ist auch fantastisch gewesen“, meint der langjährige Nationaltrainer.

Mehr lesen