LEICHTATHLETIK

Maja Alm blickt zurück und nach vorn

Maja Alm blickt zurück und nach vorn

Maja Alm blickt zurück und nach vorn

Apenrade/Aabenraa
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Maja Alm ist angekommen – an ihrem Karriereende und an einem neuen Leben als Zahnärztin und Mutter. Foto: Björn Larsson Rosvall/TT/Ritzau Scanpix

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Die 33-jährige Ausnahmeläuferin aus Rothenkrug hat vor wenigen Tagen ihr Karriereende verkündet. Was sie stolz macht, was sie wurmt und was sie jetzt vorhat, erzählt sie dem „Nordschleswiger“.

In Theresienstadt wurde es Maja Alm plötzlich klar.

Die Orientierungsläuferin aus Rothenkrug (Rødekro) hatte soeben ihre Bronze-Medaille bei der Weltmeisterschaft 2021 empfangen. So weit nichts Ungewöhnliches; es war bereits ihr 23. internationaler Titel. Doch dieses Mal war etwas anders.

„Als ich da bei der Siegerehrung stand, hatte ich zum ersten Mal das Gefühl: ‚Das war's. Ich stehe hier wahrscheinlich zum letzten Mal“, erzählt Maja Alm dem „Nordschleswiger“.

Ganz oder gar nicht

Dabei hatte sie mit ihrem dritten Platz gerade wieder einmal die komplette Fachwelt überrascht. Eine normale Vorbereitung auf den Wettbewerb war wegen einer Gehirnerschütterung nicht möglich. Doch innerhalb kürzester Zeit machte sich die Ausnahmeathletin so fit, dass es für eine Bronzemedaille reichte.

„Ich hatte sehr gemischte Gefühle bei der WM. Einerseits war ich sehr froh, dass ich ohne eine richtige Vorbereitung so gut dabei war, andererseits war es mir zuwider, dort überhaupt anzutreten, ohne in Topform zu sein. Die Erwartungen sind riesig, wenn ich an den Start gehe, und ich hatte fast ein schlechtes Gewissen“, so Maja Alm. „Ich und mein Freund planten schon länger, ein Kind zu bekommen, und mir wurde klar, dass meine Laufkarriere vorbei ist, wenn es klappt.“

Ich wollte einen klaren Schlussstrich ziehen.

Maja Alm
Maja Alm überzeugte in Team- wie in Einzelwettbewerben – hier die Mixed-Staffel von 2016 mit Cecilie Friberg Klysner, Tue Lassen, Søren Bobach und Maja Alm (v.l.n.r.) Foto: Björn Larsson Rosvall/TT/Ritzau Scanpix

Auf in ein neues Leben

Abgezeichnet hatte sich das laut der Rothenkrugerin schon vor längerer Zeit. Die Lust am Laufen wurde weniger, Familie und Arbeit rückten in den Vordergrund. Werte verschoben sich. Im September dann die frohe Kunde.

„Als wir im September erfahren haben, dass ich schwanger bin, hörte ich auf zu laufen. Ich hatte keine Ziele mehr. Ich denke schon, dass ich körperlich auch nach der Schwangerschaft wieder trainieren und wettbewerbsfähig werden könnte und habe darüber auch mit unserem Nationaltrainer gesprochen, aber ich hatte Zweifel“, erzählt Maja Alm.

„Leistungssport ist ungeheuer zeitintensiv, anstrengend und voller Entbehrung. Ich habe in meiner Arbeit als Zahnärztin und mit meiner Familie neue Dinge entdeckt, die mir Spaß bringen. Da wollte ich einen klaren Schlussstrich setzen, anstatt mich mit halbguten Ergebnissen zu verabschieden.“

Der erste und der letzte Titel

Das Karriereende war besiegelt, verkündet wurde es Ende November. Nun blickt Maja Alm zurück auf eine einmalige Karriere im Orientierungslauf, bei dem sie alles erreicht hat, was zu erreichen ist.

„Am besten werden mir der erste und der letzte WM-Titel in Erinnerung bleiben. Ich wusste beim ersten schon, dass ich das Potenzial dafür habe, aber wenn man dann dort steht, ist es doch etwas ganz Besonderes. Besonders stolz bin ich auf den vierten WM-Titel. Nach drei gewonnenen Titeln in Folge war der Druck immens, aber ich habe ihm standgehalten. Das war großartig“, sagt Maja Alm.

Zufrieden klingt sie. Stolz. Und abgeklärt.

Maja Alm trainiert seit langer Zeit in Aarhus und hat auch ihren Wohnsitz dorthin verlegt. Foto: Ole Nielsen/Jysk Fynske Medier/Ritzau Scanpix

Ein unerfüllter Wunsch

Maja Alm erklärt, dass sie sich fortan ganz auf ihre neue Rolle im Arbeits- und Familienleben konzentrieren möchte. Eine Rolle als Trainerin könne sie sich eher nicht vorstellen. Als Mentalcoach vielleicht, das sei ein Aspekt, der sie interessiert. Die 33-Jährige hat zum richtigen Zeitpunkt mit dem Leistungssport abgeschlossen, bekommt man das Gefühl. Doch eines wurmt sie doch.

„Es ist schon schade, dass ich nicht bei den Olympischen Spielen antreten konnte. Ich habe mich zwei Jahre lang darauf vorbereitet, die Qualifikation über 5.000 Meter zu schaffen. Es war alles geplant, und dann wurden die Spiele wegen der Pandemie verschoben“, sagt Maja Alm. „Ich hätte das geschafft, denke ich, aber ein weiteres Jahr der Vorbereitung war nicht möglich.“

Es bedarf offensichtlich einer Pandemie, um Maja Alm aufzuhalten – ihre Konkurrentinnen haben es in den vergangenen zehn Jahren so gut wie nie geschafft.

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