Handball

„Der komplette Wahnsinn“: Wie Kevin Møller die Rhein-Neckar Löwen entnervte

„Wahnsinn“: Wie Kevin Møller Rhein-Neckar Löwen entnervte

„Wahnsinn“: Wie Kevin Møller Rhein-Neckar Löwen entnervte

Jannik Schappert
Flensburg
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Kevin Möller hielt der SG Flensburg-Handewitt mit 21 Paraden den Rücken drei. Alleine in der ersten Halbzeit wehrte er 17 Würde ab. Foto: Jan Kirschner

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Die erste Halbzeit im Duell der SG Flensburg-Handewitt mit den Rhein-Neckar Löwen war eine einzige Show von Torwart Kevin Møller. Der Däne hielt famos – dabei hatte er sich einen Tag vorher noch selbstkritisch geäußert.

Kevin Møller war nach seiner Torwart-Show ein gefragter Mann. Er führte zahlreiche Interviews, besuchte einen Sponsor in der Loge, schrieb Autogramme und posierte für Fotos. Als der 34-Jährige seine letzte Unterschrift setzte, war der 33:25 (14:9)-Sieg der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga gegen die Rhein-Neckar Löwen bereits eine Stunde her. „Heute war so ein Tag, an dem man die Bälle einfach hält“, sagte der Däne breit grinsend.

65 Prozent Fangquote von Kevin Møller

Mit 17 Paraden hatte Kevin Møller die Löwen in der ersten Halbzeit zur Verzweiflung getrieben. Und die 6300 Zuschauer in der ausverkauften Campushalle, die zuvor im Gedenken an den verstorbenen SG-Gesellschafter und Beiratsmitglied Michael „Mike“ Lassen innegehalten hatten, aus ihren Sitzen.

Zur Pause stand der Keeper bei einer Quote von 65 Prozent gehaltener Bälle. Von außen, vom Kreis, Konter, Siebenmeter – gleich zwölf Paraden gelangen ihm im direkten Duell mit freien Schützen. „Die erste Halbzeit von Kevin war unglaublich“, lobte Trainer Nicolej Krickau. Teamkollege Lasse Møller schwärmte:

„Ich fordere viel von mir und bin noch nicht zufrieden.“ Das hatte Kevin Møller im Vorfeld des Löwen-Spiels gesagt. Einen Tag später durfte er zufrieden sein, sehr sogar. Doch auch der Däne weiß: Auf punktuell herausragende Torwartleistungen folgten in dieser Saison oft schwächere Spiele. Gemeinsam mit Benjamin Buric will er nun alles daran setzen, ein konstanter Rückhalt zu sein.

SG Flensburg-Handewitt sucht den Code

Dank ihres Schlussmanns führte die SG am Sonnabend vor den Augen von Vizekanzler Robert Habeck bereits nach 30 Minuten komfortabel mit 14:9, obwohl ihr Angriff gestockt und auch Löwen-Keeper David Späth eine gute Leistung gezeigt hatte. „Wir hatten eine gute defensive Halbzeit und eine gute offensive Halbzeit. Irgendwann knacken wir den Code und kriegen das ganze Spiel gut hin“, sagte Kevin Møller, der erst nach dem Seitenwechsel menschliche Züge gezeigt und seiner Statistik nur noch vier weitere Paraden hinzugefügt hatte.

Das war kein Problem, denn die Flensburger agierten in der zweiten Halbzeit im Angriff wesentlich zielstrebiger und effektiver. 23:16 (44. Minute), 25:18 (48.) und 30:22 (56.) waren die Stationen zum fünften Bundesliga- und insgesamt achten Pflichtspielsieg in Folge. „Wir wollen bis Weihnachten ohne Niederlage bleiben“, kündigte Lasse Møller an.

Johannes Golla legt Juri Knorr an die Leine

Dass der Pokalsieger aus Mannheim eine leichte Beute war, lag natürlich an den famosen 30 Minuten von Kevin Möller. Aber auch daran, dass Krickaus Plan aufging. In Abwesenheit der verletzten Routiniers Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki sollten die unerfahrenen Löwen-Außen herausgefordert werden. „Wir wollten alles zur Mitte verteidigen und den Weg nach außen zulassen“, erklärte Kapitän Johannes Golla, der im verdichteten Zentrum an der Seite von Blaz Blagotinsek Löwen-Regisseur Juri Knorr mit einer offensiven Herangehensweise an die kurze Leine legte.

Erst in der 56. Minute erzielte der Nationalspieler sein erstes Feldtor. „Da haben wir auch aus dem Pokalspiel gelernt“, sagte Golla. Beim 31:38 im April hatte Knorr gegen zu passive Flensburger zahlreiche Schlagwürfe setzen können.

Niclas Kirkeløkke macht Lust auf mehr

Mehr Freiräume genoss am Sonnabend Niclas Kirkeløkke. Der Halbrechte, ab Sommer 2024 bei der SG, traf neunmal – bei allerdings auch 16 Versuchen. Sollte Kirkeløkke seine aktuelle Form konservieren können, wird er mit seiner Qualität als Distanzschütze, im Eins-gegen-Eins und als Anspieler ein Gewinn für Flensburg.

„Wir sind jetzt wieder im Rhythmus. Das ist schön“, sagte Krickau, dem auch der „kontrollierte Angriff“ unter der Regie von Jim Gottfridsson in der zweiten Halbzeit gefiel.

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