Rekord im Aquacity Rendsburg

1000 Meter Schmetterling: Schneller als Tom Matzen ist weltweit keiner

1000 Meter Schmetterling: Schneller als Tom Matzen ist weltweit keiner

Schneller als Tom Matzen ist weltweit keiner

SHZ
Rendsburg
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Tom Matzen liebt die Herausforderung. Er ist auch schon 100 mal 100 Meter Schmetterling geschwommen. Foto: Joachim Hobke / SHZ

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Der 24-Jährige benötigt 16:29,09 Minuten und bleibt damit weit unter der geforderten Zeit des Rekord Instituts für Deutschland. Mit Glück schafft er es auch ins Guinness-Buch der Rekorde.

Bevor Tom Matzen zu seinem Rekordversuch ins Wasser springt, gibt es noch einen letzten Tipp von Helga Wendt. Mit der Stoppuhr um den Hals und einem Klemmbrett in der Hand steht die 85-Jährige an diesem Morgen am Beckenrand im Aquacity Rendsburg.

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„Zieh die Badekappe noch weiter runter. Dann kann das Wasser besser um den Gesicht herumfließen.“ Die drahtige 85-Jährige achtet auf jedes noch so kleine Detail. Auch deshalb arbeitet Matzen seit sechs Jahren mit Wendt zusammen. „Es gibt keine Bessere“, sagt er voller Hochachtung über die Frau, die als älteste Schwimmtrainerin Deutschlands gilt und über die auch schon der NDR und die Bild-Zeitung berichtet haben. „Ich mache aus jeder Leberwurst einen eleganten Schwimmer“, sagt Wendt gerne.


Tom Matzen schwimmt für den SV Wiking Kiel in der 2. Bundesliga

Eine Leberwurst ist Matzen nun nicht gerade, aber er war auch lange Zeit kein eleganter Schwimmer. Der 24-jährige Rendsburger kommt aus dem Rettungsschwimmen, war bereits mehrfacher Landesmeister und sogar WM-Teilnehmer. „Kraft hatte ich schon immer, aber Helga hat mir erst die richtige Technik beigebracht.“ Matzen schwimmt mittlerweile so gut und so schnell, dass er seit 2020 regelmäßig für den SV Wiking Kiel auf dem Startblock steht. „Ich mag es, mich mit anderen zu messen.“

Heute ist die Uhr der einzige Gegner. 1000 Meter Schmetterling will Matzen schwimmen. 20 Bahnen a 50 Meter in dem kraftraubendsten aller Schwimmstile. Bei internationalen Wettkämpfen beträgt die Distanz maximal 200 Meter. „Ich mag diese Lage“, sagt der Rendsburger, der als erster Mensch weltweit einen Kilometer Schmetterling offiziell auf Zeit schwimmt.


Da wäre es ja eigentlich egal, wie schnell er ist. Solange er unter der vom Rekord-Institut für Deutschland (RID) vorgegebenen Zeit von 20 Minuten bleibt, ist es ein Rekord. Aber Matzen will die Messlatte für eventuelle Nachahmer gleich hoch legen – und sich natürlich selbst etwas beweisen. Die eigenen Grenzen ausloten. „Es ist unglaublich, zu was der menschliche Körper in der Lage ist“, sagt Matzen, der sich viele Gedanken gemacht hat, welchen Rekord er denn aufstellen könnte. Mit Hilfe des RID („Die waren unglaublich nett.“) sind es dann 1000 Meter Schmetterling geworden.


„Typisch Tom. Er hatte schon immer so verrückte Ideen“, sagt Torsten Matzen. Wie 2019, als er 100 mal 100 Meter Schmetterling geschwommen ist. „Wenn sich Tom etwas in den Kopf gesetzt hat, hat er es auch durchgezogen. Er ist da sehr fokussiert.“ Zusammen mit seiner Frau Manuela ist der Nortorfer ins Aquacity gekommen und macht Fotos für die Social Media-Kanäle, auf denen der Rekordversuch seines Sohnes später verbreitet werden soll. Auch eine Zwei-Mann-Film-Crew ist vor Ort, zeichnet alles auf, damit die Bestleistung offiziell anerkannt werden kann.


Eine Zeit „so um die 16 Minuten und 30 Sekunden“ hat sich Matzen junior vorgenommen. Die äußeren Bedingungen sind gut: Um 8 Uhr morgens beträgt die Lufttemperatur 18 Grad, die Wassertemperatur 26 Grad. Nur der Körper hat zwei Tage vorher noch diffuse Signale gesendet. „Die Wade war etwas hart“, berichtet der 24-Jährige. Und er habe in der Nacht vor dem Start nicht ganz so gut geschlafen. Aber das ist alles vergessen, als es endlich losgeht.

Nach 16:29,09 Minuten schlägt Tom Matzen an

Nachdem er sich die Badekappe zurecht gezogen hat, springt er ab, taucht erst ein und dann auf. Wieder und wieder schwingt er die Arme nach vorne und zieht sie durchs Wasser, formt mit dem Körper ein langgezogenes S, bewegt die geschlossenen Beine wie ein Delfin seine Schwanzflosse. Nach 16:29,,09 Minuten schlägt er an. Geschafft. Matzen ballt die Faust. Mit der Zeit ist er „sehr zufrieden. Die ersten einhundert Meter bin ich vielleicht ein bisschen zu schnell angegangen. Hinten raus war es dann ganz schön anstrengend. Aber ich habe durchgehalten.“ Nun wird sein Name in den Rekordlisten auftauchen – und mit etwas Glück sogar im Guinness-Buch der Rekorde.


Als er aus dem Wasser steigt, fallen ihm die Eltern um den Hals, dann gratulieren Schwimmmeister Hendrik Pieplau und Sascha Ludwigsen, die als Richter an den Bahnenenden darauf geachtet haben, dass Matzen immer ordnungsgemäß gewendet hat. Zum Schluss gibt es auch noch eine Umarmung von Helga Wendt. Während ihr Schützling im Wasser war, ist sie an Land aufgeregt auf und ab getigert, hat die Zwischenzeiten notiert und gerechnet. „Ich hatte nie Zweifel. Das ist mein Junge, ich wusste immer, der schafft das.“

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